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Kinderbetreuung in Werder: Viele Kinder, kein Platz

Der Bedarf an Kinderbetreuung in Werder ist groß. Allerdings sind Kitas und Tagesmütter ausgelastet, Eltern müssen sich mittlerweile in den Nachbarkommunen um einen Kita-Platz bewerben. Das soll sich bald ändern.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Eltern mit kleinen Kindern brauchen in Werder momentan großes Organisationstalent: Wer noch keinen Kitaplatz hat, muss sich bei den Nachbarkommunen bewerben oder auf eine hilfsbereite Oma hoffen. „Momentan sind unsere Tagesstätten voll ausgelastet, ebenso wie die Tagesmütter“, sagte Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) jüngst im Hauptausschuss der Stadt. Zusätzliche Kinder können derzeit in Werder nicht untergebracht werden. Bis zum Sommer sollen nun eine städtische und eine freie Kita erweitert werden, der Platzbedarf wird aber auch mit den zusammen 70 zusätzlichen Plätzen kaum abgedeckt werden können. Eine neue Tagesstätte in den Havelauen wird frühestens im kommenden Frühjahr fertig.

„Als wir für den Sommer sieben frei werdende Kita-Plätze gemeldet haben, haben wir 64 Bewerbungen bekommen“, beschreibt Dieter Dörflinger die Situation. Er ist Geschäftsführer der freien Waldorf-Kita. Erst im Vorjahr wurde die Tagesstätte um 30 auf 150 Plätze erweitert. Nun hat Dörflinger den Bauantrag für einen Containerkomplex gestellt, der aus mehr als zehn einzelnen Containern besteht und in dem 30 Kinder untergebracht werden können. Alle 64 Bewerbungen habe man nicht berücksichtigen können, „das wäre für uns einfach zu viel“. Die Container sollen nun rechtzeitig vor dem Schuljahresbeginn aufgestellt werden. Längerfristig plane man sogar den Neubau eines weiteren Kita-Gebäudes.

Jugendclub muss Platz machen

Auch die Stadt selbst will ihre Tagesstätte „Werderaner Früchtchen“ im Hohen Weg um 40 Plätze erweitern. Die Plätze sollen bereits zum neuen Schuljahr angeboten werden. Dafür muss jedoch der „Club 01“, Werders einziger Jugendclub, ausziehen, da die zusätzlichen Kita-Plätze in seinen Räumen eingerichtet werden sollen. Stadt und Club-Träger Job e.V. suchen derzeit nach einem Übergangsquartier. Dem 1. Beigeordneten Christian Große (CDU) zufolge laufen derzeit „vielversprechende Verhandlungen für neue Räume, bei denen nur noch einzelne Punkte geklärt werden müssen“. Auch Kerstin Schneider vom Job e.V. ist zuversichtlich, schnell ein Übergangsquartier für die Jugendarbeit zu finden. Auch hätten ihre mobilen Mitarbeiter bereits Büros, die sie nutzen können. Derzeit werde der Club täglich von etwa 25 Jugendlichen genutzt. Zu Sonderveranstaltungen wie Poetry-Slams kämen deutlich mehr Besucher.

Laut Christian Große soll der Club schrittweise umziehen, sodass ein Großteil der Arbeit weiterhin erledigt werden kann. Der Zusatzbedarf an Kitaplätzen sei für die Stadt kaum früher planbar gewesen. „Wir haben einen immensen Zuzug, der so nicht absehbar war.“ Die Stadt nähert sich inzwischen der Marke von 25 000 Einwohnern, ständig gebe es Anträge für neue Bauprojekte.

Eine neue Kita in den Havelauen

Dauerhaften Bedarf für Kitaplätze durch den Zuzug sieht auch Karina Eggert. Die Chefin der Karina Hauskrankenpflege GmbH will auf einem fast 2000 Quadratmeter großen Gelände in den Havelauen eine Tagesstätte für 50 Kinder bauen, der Antrag dazu ging vor Kurzem an die Kreisverwaltung. Eggert rechnet mit einer Baugenehmigung bis Ende Juli. „Dann könnten im August die Bauarbeiten beginnen und spätestens im Frühjahr könnten die Kinder einziehen“, so Eggert gegenüber den PNN.

Da viele junge Mütter bei ihr in der Altenpflege arbeiten, sei ihr die Idee gekommen, selbst eine Kita einzurichten. „Eigentlich wollten wir auf dem Grundstück neben dem Musterhauspark eine Senioren-WG und eine kleine Tagesstätte bauen“, so Eggert, die neben mobiler Krankenpflege bereits mehrere Seniorenwohngemeinschaften in Werder und dem Umfeld betreut. Da in den Havelauen aber die Antan Recona bereits ein Haus für betreutes Wohnen baut, schien es Eggert sinnvoller, gleich eine große Kita zu bauen.

Gemeinschaftsprojekte zwischen Senioren und Kindern

Derzeit laufen Verhandlungen zur Finanzierung, die Investitionssumme wollte Eggert nicht nennen. Entstehen soll ein Flachbau, der teilweise ein zweites Geschoss bekommt, in dem Verwaltungsräume mit einem separaten Eingang eingerichtet werden sollen. Dazu werde es einen großen, ovalen Multifunktionsraum für Sportübungen, aber auch für Feiern geben. Mit Baufirmen sei man bereits im Gespräch.

Die Nähe zum im Bau befindlichen betreuten Wohnen will Eggert nutzen, um Gemeinschaftsprojekte zwischen Senioren und Kindern zu initiieren. Schwerpunkte des Betreuungskonzeptes sollen mit den Eltern abgesprochen werden, bevor die Kita eine Ausrichtung bekommt. Dabei könnte es sportlich werden: Wenn die nahe Blütentherme einmal fertiggestellt sein sollte, sei Eggert zufolge dort auch Schwimmunterricht denkbar.

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