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Kinder und Senioren unter einem Dach: Für Junge und Junggebliebene

In Michendorf soll ein Haus entstehen, in dem Kinder und Senioren gemeinsam betreut werden. Welche Vorteile das bringt:

Michendorf - Fröhlich umherspringende Kinder und betreutes Senioren-Wohnen: Das klingt zunächst nach einem Gegensatz. Der Berliner Investor Jörg Huttig von der Firma JKT Real Estate Development will aber genau das verbinden. Auf einem Areal zwischen dem Schwalbenweg und dem Finkenweg in Michendorf will der Bauherr bis Spätsommer 2019 ein Gebäude errichten, in dem eine Kita und ein Seniorenwohnheim Platz finden. „Als ich das Grundstück erworben habe, hatte ich zuerst nur an vollstationäre Pflege gedacht“, sagt Huttig, dessen Firma deutschlandweit schon mehrere Wohnprojekte für Ältere umgesetzt hat. Er habe sich damals innerhalb weniger Tage zum Kauf entscheiden müssen und erst anschließend Zeit gehabt, sich mit den Bedingungen in der Gemeinde zu beschäftigen, sagt Huttig. Dabei bemerkte er: In Michendorf fehlen 100 Kita-Plätze. Deshalb habe er sich entschlossen, sein neu entstehendes Gebäude einfach für beide Altersgruppen zur Verfügung zu stellen.

Rund 10 Millionen Euro investiertdie Firma in das Projekt. Der Baubeginn ist für den Frühsommer geplant. Zuvor muss die Gemeindevertretung in ihrer Sitzung am 19. Februar aber noch den städtebaulichen Vertrag absegnen, mit dem Investor und Gemeinde verbindlich die Baubedingungen festlegen. Fest steht bereits: Es wird im fertigen Gebäude Kapazitäten für die Betreuung von 92 Kindern und etwa 100 Senioren geben.

Wie es einmal aussehen soll, hängt vom Träger ab

Die räumliche Gestaltung des Hauses wird jedoch wesentlich von der Auswahl des künftigen Trägers abhängen. Jörg Huttig befindet sich derzeit mit zwei Interessenten für den Kita-Betrieb sowie rund einem halben Dutzend potenziellen Betreibern für das betreute Seniorenwohnheim im Gespräch. „Jeder Betreiber hat ein ganz bestimmtes Konzept, von dem er für ein einzelnes Objekt nicht abweichen kann“, so Huttig. Wie groß die einzelnen Seniorenwohnungen sein werden und wie viele davon für Wohngemeinschaften oder Tagespflege genutzt werden dürfen, könne er darum derzeit noch nicht genau sagen. Die Mieten der künftigen Seniorenwohnungen sollen für Personen mit mittlerem Einkommen erschwinglich sein, so Huttig. „Wir wollen kein Luxusanbieter sein, sondern die Mehrheit der Bevölkerung ansprechen.“

Als Träger der Kita kommt unter anderem auch die Gemeinde Michendorf in Frage. Aktuell sei man mit der Wirtschaftlichkeitsprüfung beschäftigt, sagt Gemeindesprecherin Steffi Amelung auf PNN-Anfrage. Es würden Varianten geprüft, in denen die Gemeinde als Träger agiere. Interessant sei für viele Gemeindemitglieder aber auch die Idee einer freien Trägerschaft, etwa durch die AWO oder als Waldorf-Kindergarten. „Wir halten das einerseits für eine gute Option“, so Amelung. „Andererseits würde die Gemeinde dadurch natürlich Einflussmöglichkeiten verlieren.“ Die verschiedenen Varianten würden in den kommenden Wochen in den Ausschüssen beraten, im April werde dann in der Gemeindevertretung eine Entscheidung gefällt.

Gemeinde braucht mehr Kita-Plätze

Insbesondere im Bereich der Kinderbetreuung wird die Gemeinde in Zukunft mehr Kapazitäten brauchen. Derzeit gibt es laut Amelung in der Gemeinde sieben Kitas in eigener Trägerschaft sowie eine Kita mit 76 Plätzen, die noch in diesem Jahr in der Potsdamer Straße in einem umgebauten Wohnhaus eingerichtet wird. Zusätzlich verfügt die Gemeinde noch über eine kirchliche Kita.

Der Bedarf an Betreuungsplätzen wird allerdings durch neue Wohnsiedlungen, die nördlich der Bahnstrecke entstehen, in den kommenden Jahren weiter ansteigen. Die Firma Bonava errichtet aktuell zwischen der Bahnstraße und dem Wieselweg Reihen- und Doppelhäuser auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern. Ein weiterer Investor baut in unmittelbarer Nähe zehn Stadtvillen mit je acht Wohnungen. Zwar befinden sich im Umkreis die Kindertagesstätte Heideschlösschen und die Kita Wirbelwind, beide sind jedoch restlos ausgelastet.

Das Konzept, Kinder- und Seniorenbetreuung unter einem Dach anzubieten, gewinnt seit einigen Jahren international immer mehr Anhänger. Auch in Berlin gibt es bereits mehrere gut funktionierende Projekte. In der Regel wird die Begegnung von Kindern und Senioren durch gemeinsame Angebote gefördert, etwa durch Musikgruppen, gemeinsames Kochen oder Vorlese-Nachmittage. „Ich denke, er ist eine falsche Annahme, dass Senioren nur ihre Ruhe haben und ins Grüne gucken wollen“, sagt Jörg Huttig. „Im Gegenteil: Sie genießen Trubel um sich herum und fühlen sich dadurch am Leben beteiligt.“ Alle potenziellen Betreiber, mit denen er bisher gesprochen habe, seien für dieses Konzept offen gewesen. Zwei der bisherigen Interessenten würden sogar den Betrieb beider Einrichtungen zugleich in Erwägung ziehen.

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