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Potsdam-Mittelmark: Keine Spur vom Känguru

Das ausgebüxte Tier ist seit über einer Woche weg – den Winter in freier Wildbahn könnte es überleben

Werder (Havel) - Das Derwitzer Känguru bleibt verschwunden: Am Dienstag vergangener Woche wurde das Weibchen, das ohne sein Jungtier im Beutel aus einem Privatgehege ausgebüxt ist, zum letzten Mal zwischen Derwitz und Kemnitz gesehen. Bei der Polizei meldeten sich noch vereinzelt Zeugen, die das Tier hier und dort gesehen haben wollen – eine heiße Spur war nicht dabei. Beim Werderaner Ordnungsamt sind keine Hinweise mehr eingegangen.

Leicht zu erkennen sei das entflohene Känguru nicht, sagte die Ordnunsgamtschefin aus Werder, Ulrike Paniccia. Daher sei es auch nicht so einfach, das Känguru aus weiter Entfernung nicht mit anderen heimischen Wildtieren zu verwechseln, ergänzte die Polizei.

Die mittlerweile eisigen Temperaturen machen dem flauschigen Beuteltier wenig aus. Das bestätigte ein Känguruexperte vom Leipziger Zoo. „Bei ausreichender Nahrung kann es den ganzen Winter überleben“, sagte Ruben Holland den PNN. Wenn nicht viel Schnee falle, könne es gut auf den märkischen Wiesen und Wäldern zurechtkommen. „Wenn es geschickt ist, kann es auch bei Schnee überleben.“ Voraussetzung sei, dass es ausreichend Futter finde.

Das aus Tasmanien stammende Bennett-Känguru mit einer Größe von bis zu gut einem Meter und einer Schwanzlänge von rund 75 Zentimetern ist kalte Temperaturen gewöhnt. Neben Gräsern, Früchten und Gemüse ernährt es sich laut Zoologe Holland auch von Wurzeln und Kräutern. Ob es rund um Derwitz genügend Futter findet, ist unklar. Auf der Suche nach Nahrung könnte es auch weiter hüpfen und so die Distanz zu seinem warmen Stall auf dem Derwitzer Hof, auf dem es seit Herbst 2013 zusammen mit einem Partnertier und einem gemeinsamen Jungtier gehalten wurde, vergrößern.

Die Distanz, die ein Känguru an einem Tag zurücklegen könne, orientiere sich an dem vorhandenen Nahrungsangebot, so der Zoologe. Finde das Beuteltier nichts zu fressen, suche es so lange nach Futter, wie seine Energiereserven reichen.

Die Potsdamer Tierrettung fürchtet, dass das Tier in freier Wildbahn großem Stress ausgesetzt ist. So seien Autos eine große Gefahr.

Das Känguru wurde am Montag vergangener Woche nahe der Autobahnauffahrt Groß Kreutz auf der Straße gesichtet. Autofahrer versuchten erfolglos, das scheue Tier einzufangen. Auch bei einem Einsatz wenige Stunden später, als das Känguru eingekreist werden konnte und mit Hilfe eines Keschers gefangen werden sollte, konnte es fliehen. Wenn es wieder auftauchen sollte, muss wie berichtet ein Tierarzt mit einem Betäubungsgewehr den Exoten einfangen.

Doch nicht nur Autos bedeuten Stress für das Känguru, „auch Raubtiere wie zum Beispiel der Fuchs und auch Hunde sind eine große Gefahrenquelle“, so der Experte vom Leipziger Zoo. Zudem könne sich das Tier in freier Wildbahn auch verletzen und krank werden. esFoto: Manfred Thomas

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