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Stehen sich am Sonntag bei der Stichwahl gegenüber: Amtsinhaber Thomas Schmidt (SPD, r.) und sein Herausforderer Andreas Wolf (BfB). Beide trennen unterschiedliche Ansichten zu Teltows größtem Bauprojekt - der Marina.

© Sebastian Gabsch

Keine Diskussion vor der Stichwahl: Teltow: Schlagabtausch zur Marina abgesagt

Der Steuerzahlerbund will mit den Bürgermeisterkandidaten über die Marina und die steigenden Projektkosten diskutieren. Doch der Amtsinhaber lehnt eine Debatte ab - im Hintergrund brodelt es.

Teltow - In der Stichwahl am Sonntag wird der Bürgermeisterwahlkampf in Teltow entschieden. Nach dem ersten Wahlgang vor drei Wochen werden die Teltower nun nochmals um ihr Votum gebeten. Von ehemals vier Kandidaten sind noch zwei im Rennen: Amtsinhaber Thomas Schmidt (SPD) und sein Herausforderer Andreas Wolf von der Wählergruppe Bürger für Bürger (BfB).

Während es in der Öffentlichkeit inzwischen ruhig um die Kontrahenten geworden ist, brodelt es jedoch hinter den Kulissen. Der Brandenburger Bund der Steuerzahler hatte beide Kandidaten vor der Stichwahl am 15. Oktober nochmals zu einer öffentlichen Diskussion laden wollen, um gemeinsam die wichtigsten Fragen zu erörtern – vor allem zu Teltows derzeit größtem Streitobjekt, der Marina. Während Andreas Wolf gern mit dem amtierenden Bürgermeister dazu diskutiert hätte, lehnte Thomas Schmidt das Treffen aber aus Termingründen ab. Die Kurzfristigkeit ließe ihm keine Möglichkeit, bestehende Termine umzudisponieren, erklärte er.

Kosten für die Marina in Teltow: Von fünf auf 18 Millionen Euro

Der Herausforderer reagierte frustriert: „Ich hätte Bürgermeister Schmidt gern öffentlich mit seinen Angaben konfrontiert, zumal er mir auch öffentlich vorgeworfen hat, einer Konfrontation mit ihm auszuweichen“, sagte er.

Mehrmals habe Teltows Bürgermeister öffentlich geäußert, die Marina werde die Stadt Teltow rund 15 Millionen Euro kosten. Doch bereits in der im vergangenen Jahr im Auftrag Teltows erstellten Finanzanalyse gehe der Gutachter von mehr als 18 Millionen Euro aus, zuzüglich der Kosten für die noch ausstehende Brücke, moniert Wolf. Nach ursprünglichen Planungen sollte die Marina lediglich rund fünf Millionen Euro kosten (PNN berichteten).

Nur 20 Prozent der geplanten Investitionen seien in diesem Jahr für soziale Projekte, Schulen und den Straßenausbau ausgegeben worden, der Rest werde im Hafenprojekt versenkt, erklärt Wolf weiter. Der 55-Jährige begleitet das Bauprojekt von Beginn an kritisch. Im Falle seiner Wahl zum Bürgermeister, wolle er die Teltower entscheiden lassen, wie es weitergehen soll, versprach er.

Marina: Bund der Steuerzahler spricht von einem „Fass ohne Boden“

Auch der Brandenburger Bund der Steuerzahler fühlt sich vor den Kopf gestoßen. „Ich bin stinkig“, sagte Vorstand Ludwig Zimmermann. Auch ihn interessiere Teltows künftige Ausgabenpolitik. „Unser Anliegen ist es, dass die finanziellen Fragen geklärt werden“, sagte er. Auch der Bund der Steuerzahler fürchte, dass der Hafen „ein Fass ohne Boden“ sei und sprach sich gegenüber den PNN dafür aus, das Projekt zu stoppen. Neben den Millionen an Steuergeldern, die bisher schon für den Hafenbau verwendet worden sind, lägen auch zu den Folgekosten keine genauen Kenntnisse vor. „Wir werden weiter dagegen sein, dass hier noch mehr Geld investiert wird“, erklärte der Chef des Brandenburger Steuerzahlerbundes.

Wie berichtet hatte es der mit 39 Booten konzipierte Anleger im vergangenen Jahr ob der exorbitant gestiegenen Kosten in dessen Schwarzbuch geschafft. Bereits im August hatte der Steuerzahlerbund die ehemals vier Bürgermeisterkandidaten zu einem Bootstörn über den Teltowkanal geladen, wobei diese zur Marina Stellung bezogen. Bürgermeister Thomas Schmidt ist der Ansicht, dass die Öffentlichkeit bereits dort ausreichend Gelegenheit hatte, den Kandidaten auf den Zahn zu fühlen. Die mediale Darstellung der Ergebnisse dieser Bootsfahrt sei hinreichend gewesen, erklärte er. Er nehme für sich in Anspruch, in den vergangenen 16 Jahren 100 Prozent für die Entwicklung der Stadt gegeben zu haben und sei bereit, dies auch eine weitere Legislaturperiode zu tun, sagte der seit 2001 amtierende Bürgermeister.

Bürgermeister und Herausforderer kurz vor der Stichwahl

Bei der Wahl am 24. September hatten sich Wolf und Schmidt im ersten Wahlgang gegen die beiden Mitkonkurrenten von der CDU und der FDP, Eric Gallasch und Hans-Peter Goetz, durchgesetzt. Bürgermeister Thomas Schmidt hatte mit 47,1 Prozent der Stimmen das mit Abstand beste Ergebnis erreicht. Für die sofortige Wiederwahl genügte es aber nicht. Andreas Wolf, der erstmals für das Bürgermeisteramt kandidiert, kam auf 23,2 Prozent der Stimmen.

Wie sich die Stimmen der Partei- und Fraktionsmitglieder der unterlegenen Kandidaten verteilen werden, ist offen. Wie berichtet hatten die Führungsspitzen beider Parteien auf eine offizielle Wahlempfehlung für einen der verbliebenen Kandidaten verzichtet. In Bezug auf die Marina hatten jedoch sowohl Goetz als auch Gallasch dem Bürgermeister zuletzt den Rücken gestärkt.

In seiner kritischen Haltung zum Hafen wurde Andreas Wolf in der Vergangenheit hingegen von Teilen der Grünen als auch Mitgliedern der gemeinsamen Fraktion, zu der neben seiner Wählergruppe die Linken, Umweltaktive und Piraten gehören, unterstützt.

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