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Kein Luxus mehr am Schwielowsee ?: Das Resort von Axel Hilpert ist insolvent

Die Luxusherberge am Schwielowsee sucht einen neuen Investor – ohne den schillernden Unternehmer Axel Hilpert. Trotz Förderskandal und drückender Kreditschulden klammerte er sich an die Resortführung. Nun muss er seinen Chefposten räumen, das Insolvenzverfahren läuft.

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Werder (Havel) - Es ist eine Edelherberge sein, mit Glanz, Glamour und US- Südstaaten-Flair: Am gestrigen Mittwoch aber musste das Resort Schwielowsee des schillernden Unternehmers Axel Hilpert Insolvenz anmelden. Die Betreibergesellschaft des Prunkbaus, in dem sich 2007 die Finanzminister der G8-Staaten trafen, ein Jahr später der damalige SPD-Parteichef Kurt Beck seinen Rücktritt ankündigte und sich Brandenburgs Regierungsmitglieder gern sehen ließen, hat beim Potsdamer Amtsgericht ein Insolvenzverfahren in Eigenregie beantragt.

Das Resort kann fällige Zahlungen nicht mehr leisten

„Das Unternehmen kann fällige Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen“, sagt Ralf Beke-Bramkamp, Sprecher der Theodor Fontane Besitz- und Betriebsgesellschaft. Zur Höhe der ausstehenden Zahlungen und der Zahl der Gläubiger wollte er sich nicht äußern. Auch ließ er offen, ob das Resort durch ausbleibende Gäste oder Schulden in Schieflage geriet.

Zwar war das Resort dem Vernehmen nach gut besucht, hatte gute Umsätze, durch die Altkredite schrieb die bei Gästen beliebte Herberbe aber rote Zahlen. Bei der Deutschen Kreditbank (DKB) beliefen sich die Schulden 2014 auf fast 30 Millionen Euro. Verkaufsgespräche mit einem Investor, der alle Verbindlichkeiten übernehmen sollte, scheiterten – das Resort blieb auf den Schulden sitzen.

Unternehmensberater forderten schon 2012 Neuanfang ohne Hilpert

Die DKB war wegen des Ärgers um Hilperts Fördermittelbetrug beim Bau der Anlage sogar bereit, auf einige Millionen Euro zu verzichten. Dass das Resort wirtschaftlich zu führen wäre, hatte die Unternehmensberatung Roland Berger 2012 festgestellt – für einen Neustart wären ein „Investorenprozess“, eine Kapitalerhöhung oder ein Bankverzicht nötig. Für die Analysten war klar, dass dies nur ohne Hilpert möglich ist – und dass das Hotel sich keine Rückschläge wegen „negativer Presseberichte, im Rahmen des Gerichtsverfahrens“ mehr leisten kann.

Der Ex-Stasi-Mitarbeiter hielt unbeirrt an der Führung fest

Doch mit den Prozessen ist es nicht vorbei. Und Hilpert wollte nicht loslassen, blieb bis zuletzt Geschäftsführer. Der Unternehmer, vor 1989 im Koko-Imperium des kürzlich verstorbenen SED-Devisenschaffers Alexander Schalck-Golodkowski und Stasi-Mitarbeiter, hatte das Resort mit fremdem Geld an den Schwielowsee geklotzt, finanziert aus dem Kredit der DKB und 9,2 Millionen Euro Fördermitteln von Brandenburgs Investitionsbank (ILB).

Betrugsprozess zum Fördermittelskandal wird neu aufgerollt

Auf dem Papier hatte er die Kosten künstlich aufgebläht, um Millionen abzuzweigen. Potsdams Landgericht hatte Hilpert wegen Betrugs, Steuerhinterziehung und Untreue 2012 zu fünf Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Nach seiner Revision am Bundesgerichtshof (BHGA) muss das Landgericht Frankfurt (Oder) neu urteilen.

Der BGH entschied, Schadenshöhe und Gesamtstrafe müssten erneut überprüft werden. Nach einem Jahr in Untersuchungshaft und nach dem Potsdamer Urteil war Hilpert aus gesundheitlichen Gründen und gegen Zahlung einer Kaution auf freien Fuß gekommen.

Hilpert muss nun seinen Posten räumen

Derweil hat sich am Schwielowsee die Lage so verschlechtert, dass selbst Hilpert sich nicht mehr an der Spitze des Unternehmens halten konnte. Am Mittwoch gab er den Posten ab, hält jedoch weiterhin knapp ein Viertel des Stammkapitals von 100 000 Euro. Neue Geschäftsführer sind Thomas Badstübner, bisher Direktor und Prokurist, und ein Spezialanwalt für Insolvenzen. Der  Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff wurde zum Sachwalter bestellt, er ist bekannt als  Insolvenzverwalter der Berliner Modemesse Bread and Butter.

Der Hotelbetrieb soll weiterlaufen

Binnen drei Monaten muss für das Resort am Schwielowsee ein Insolvenzplan stehen und ein Investor her. Dass das Gericht ein Insolvenzverfahren in Eigenregie genehmigte, zeige, dass das wirtschaftliche Potential für das Resort mit rund 100 Beschäftigten, 122 Doppelzimmern sowie Suiten, Ferienhäusern und Tagungsräumen vorhanden sei, sagte der Unternehmenssprecher. Der Betrieb laufe normal weiter, kein Angestellter müsse um seinen Job fürchten.

Die Förderbank ILB fordert Gelder zurück – will Jobs aber erhalten

Dass die ILB mit ihrer Rückforderung der Fördergelder das Resort in die Insolvenz getrieben hat, gilt als unwahrscheinlich. Die ILB hatte zwar die Zuwendungsbescheide 2012 und 2013 aufgehoben, die Gelder samt Zinsen zurückverlangt – das Resort zog dagegen vor Gericht, durch die Insolvenz ist das Verfahren vorerst unterbrochen. Aber ILB-Sprecher Matthias Haensch sagte, die Förderbank verfolgte das Ziel, „den Wirtschaftsbetrieb des Resorts“ und die Arbeitsplätze nicht zu gefährden. Daher habe die ILB ihre Bereitschaft erklärt, in einem vorläufigen Gläubigerausschuss mitzuarbeiten.

In der Stadt Werder reagierte man angesichts der Insolvenz gelassen. „Es handelt sich ja um ein geordnetes Verfahren, das Unternehmen wird am Markt sicher weiter bestehen“, sagt der 1. Beigeordnete Christian Große (CDU). „Ich gehe davon aus, dass sich ein neuer Investor findet.“

Werder und Mittelmark wollen Resort im „gehobenen Preissegment“

Zu den Insolvenzgründen wolle er nicht spekulieren, sagte Große. Wenn während des Insolvenzverfahrens Hilfe benötigt werde, wolle die Stadt den Betreiber unterstützen – nicht mit Geld, aber mit Beratungen. „Das Resort ist ein zentraler Bestandteil unserer Hotellandschaft“, so Große. Trotz des Skandals um Subventionsbetrug und der jetzigen Insolvenz sei die Entscheidung richtig gewesen, direkt am See in der Nähe zu Potsdam und Berlin das gehobene Resort zu errichten.

Auch beim Landkreis betont man die Bedeutung der Nobel-Herberge am Schwielowsee. „Das Resort ist ein Anziehungspunkt und einer von wenigen Betrieben im Kreis, die auch bei TUI unter Vertrag stehen und so überregionale Besucher anlocken“, sagt Eveline Vogel, Fachdienstleiterin für Wirtschaftsförderung.

Eine mögliche Schließung des Resorts wäre tragisch, im gehobenen Preissegment würde es dann einen Mangel besonders an Tagungsstätten geben und der Landkreis würde Gäste an Potsdam verlieren. Für größere Tagungen gebe es im Kreis sonst nur die Heimvolkshochschule Seddiner See, die ein anderes Konzept habe.

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