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In Mailand ausgebildet. Ilona Nymoen lebt seit zehn Jahren in Kleinmachnow.

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Potsdam-Mittelmark: Kammeroper in den Kammerspielen

Mit Wagner und Verdi wagt die Sängerin Ilona Nymoen eine Premiere in Kleinmachnow

Kleinmachnow - Die Sitze knarzen, der Vorhang ist ein bisschen muffig, aber Atmosphäre und Klang stimmen. „Die Kleinmachnower Kammerspiele haben Charme“, sagt Ilona Nymoen. So viel Charme und eine so gute Akustik, dass die Kleinmachnower Sopranistin gemeinsam mit Freunden aus der nationalen und internationalen Musikszene in dem altehrwürdigen Theater- und Lichtspielhaus eine Premiere wagt. Eine Premiere mit Wagner und Verdi.

Kammeroper in den Kammerspielen, ja der Name passt gut, sagt Ilona Nymoen. Das hatte sich die studierte Sängerin auch schon an jenem verregneten Tag im März gedacht, als sie nach einer kleineren Operation in einer Art Zwangspause auf der heimischen Couch lag und über sich und ihren neuen Heimatort nachdachte. Eine Oper, das fehlt hier, sagte sich die zweifache Mutter. Gesagt, getan. Am 23. August soll es nun erstmals so weit sein.

„Das Ganze war so eine Art Geistesblitz“, sagt die Sopranistin mit den hochgesteckten langen braunen Haaren und den dunklen Augen. Seit zehn Jahren lebt die Mittvierzigerin in Kleinmachnow. Nicht nur auf den Bühnen Deutschlands und Italiens war sie schon aktiv, sondern auch in ihrer Kommune. Die in Mailand ausgebildete Sängerin begleitete bereits als Solistin Konzerte der Evangelischen Kirchengemeinde. Sie fand neue Freunde und Musikliebhaber, die sofort von ihrer Idee der Kammeroper begeistert waren.

Der Trend, Opern nicht mehr nur in den großen heiligen Hallen aufzuführen, sei ohnehin nicht neu. Natürlich könne man in Kleinmachnow nicht Wagners romantischen „Fliegenden Holländer“ in drei Aufzügen vorführen, aber ausgewählte Stücke und beliebte Ohrwürmer des bekannten Komponisten und seines Kollegen Verdi schon. So stehen im Auftaktprogramm der Kammeropernpremiere im August unter anderem das Trinklied aus „La Traviata“ oder das Finale der „Meistersinger aus Nürnberg“. Aber auch Arien, Duette, Quartette aus „Aida“, „Macht des Schicksals“ oder „Walküre“ werden zu hören sein. Damit könne man gut und gerne einen zweieinhalbstündigen Abend mit Begrüßungsgetränk, Knabbereien und kleiner Pause in den Kammerspielen füllen.

Dabei soll alles ganz locker sein, „nicht trocken und steif“, sagt die gebürtige Schwarzwälderin. Opernatmosphäre zum Anfassen, verspricht sie. „Die Bühne hört auf, und schon sind da die ersten Sitzreihen.“ Es gibt keinen Orchestergraben, dafür eine Klavierbegleitung. Durch das Programm führt ein Moderator, der Geschichten und Anekdoten zu den Werken erzählt, die natürlich im Original, also auf Italienisch gesungen werden.

Überhaupt soll die Kleinmachnower Opernreihe ausgebaut werden. Nymoen plant eine ganze Reihe von Opern und Operetten. Auf der Bühne sollen wie am Wagner-Verdi-Gala-Abend immer wieder Sänger aus Kleinmachnow stehen. „Es gibt da noch einige“, sagt Nymoen. Im November plant sie deshalb schon die Aufführung der kurzen Drei-Personen-Oper „L'Enfant prodigue“ von Debussy. Dann sollen die Künstler auch in Kostümen auftreten. Über weitere Projekte, sogar mit Bühnenbildern, denkt Nymoen nach und auch über eine Kammeroper für Kinder ab fünf Jahren.

Das Potenzial für solche Veranstaltungen sei in Kleinmachnow vorhanden, sagt Nymoen, die im Ort auch ein eigenes Gesangsstudio führt. Kleinmachnow ist eine Künstlergemeinde, hier leben viele Sänger, Schauspieler oder Kunstliebhaber. Die würden nicht immer den weiten Weg bis nach Berlin zurücklegen wollen, um in die Oper zu gehen. Auch das Opernangebot in Potsdam ist dünn. In Kleinmachnow könnte es also für die Region bald etwas Einmaliges geben. So sind die ersten von 360 Premierenkarten auch schon verkauft. Tobias Reichelt

Karten für die Kammeroper am 23. August, 20 Uhr, gibt es für 22, ermäßigt 15 Euro, unter anderem in den Kammerspielen in der Karl-Marx-Straße 18

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