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Anwohner aus Kienwerder ärgern sich über den massiven Eingriff in ihren Wald.

© Solveig Schuster

Kahlschlag im Wald von Kienwerder: Anwohner beklagen Fällungen im Forst

Weil ein Investor zwei Villen in Güterfelde (Stahnsdorf) bauen will, wurden zahlreiche Bäume niedergerissen. Die Anwohner ärgern sich, weil es nicht die erste massive Baumfällung ist.

Stahnsdorf - Kienwerder sorgt sich um seinen Wald. Auf einem Baugrundstück im Stahnsdorfer Ortsteil Güterfelde haben Bagger zum Kahlschlag angesetzt und zahlreiche Bäume niedergerissen. Mehrere Dutzend Birken, Kiefern und Gehölz seien bereits der Abrisslaune des Bauherrn zum Opfer gefallen, so der Grundstücksnachbar Günter Mielke. Die Bäume müssen weichen, weil ein Investor dort zwei Villen errichten will. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark erteilte dafür grünes Licht. Zu Unrecht, sagt Mielke. Der Stadtplaner und Architekt glaubt, die Behörde habe hier einen Fehler gemacht. „Der Kreis wusste nicht, dass es in Güterfelde eine Innenbereichssatzung gibt“, klagt er. Danach sei Bauland, was von der Straßenfront 50 Meter nach hinten reiche. alles, was darüber hinausgehe, sei Gartenland und somit nicht zu bebauen. „Trotzdem wird da weiter geholzt“, ärgert sich Mielke. „Wir sind alle entsetzt.“

Auch Regina Schwarz (BfB), die ebenfalls Am Wiesengrund wohnt, ärgert sich. „Noch bis vor einigen Jahren wurde uns die Siedlung als grünes Kleinod versprochen und als ,Waldsiedlung’ beworben“, sagt sie. Sie sei nicht gegen die Bebauung, erwarte aber einen pfleglichen Umgang mit den Bäumen. Auf besagtem Grundstück sei etwa eine 100 Jahre alte Kiefer gefällt worden, die jahrelang das Straßenbild prägte und die zuletzt in einer Spechthöhle ein Kleiberpärchen beheimatete. Auch eine alte Eiche musste weichen.

Schon einmal Protest von Anwohnern aus Kienwerder

Der Landkreis Potsdam-Mittelmark sieht keine Anzeichen für einen Fehltritt. „Es hat alles seine Ordnung“, sagt Pressesprecherin Andrea Metzler. Es handele sich um eine sogenannte Waldumwandlung, die mit der Forstbehörde abgestimmt sei. Die Genehmigung sei auf den Innenbereich beschränkt, eine gesonderte Satzung gelte nicht, sagt sie. Zudem hätte die Baugenehmigung ein Artenschutzgutachten enthalten. Demnach würden dort keine Vögel brüten oder nisten.

Nicht erst seit dem jüngsten Vorfall reagieren die Anwohner von Kienwerder sensibel auf Eingriffe in ihren Wald. Der Forst gehört zum Landschaftsschutzgebiet, dient zur Erholung und soll die Bewohner vor dem Lärm der umliegenden Landstraßen schützen. Erst 2013 kochten die Gemüter hoch, als ein neuer Pächter den Wald übernommen hatte und zur umfassenden Waldpflege ansetzte, mehrere Schneisen in den Wald schlug und ihn erheblich auslichtete. Aufgebrachte Bürger formierten sich zu Protestmärschen.

Stahnsdorf kann nur zusehen

Damals wie heute kann die Gemeinde bei den Fällungen nur zusehen. Zwar gebe es in Stahnsdorf eine Baumschutzsatzung, doch gelte die im Wald nicht. Außendienstmitarbeiter hätten dennoch am Freitag die Situation vor Ort fotografiert und dokumentiert, um gegebenenfalls Amtshilfe leisten zu können, erklärt Pressesprecher Stephan Reitzig. In der Stellungnahme zum Bauantrag habe die Gemeinde darauf hingewiesen, dass ortsbildprägende Bäume erhalten werden sollen. Wie Anlieger betonen, sei gerade das nicht mehr der Fall.

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