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Junge Union: Kreisvorsitzender im PNN-Interview: „Leider vergessen viele ältere Leute, dass sie auch einmal jung waren“

Der Junge Union-Kreisvorsitzende Alexander Schweda spricht im Interview mit PNN über junge Themen in der Mittelmark: Treffpunkte, Wohnraum und Digitalisierung.

Herr Schweda, Sie sind 21 Jahre alt. Warum zieht es Sie ausgerechnet zu den Stahnsdorfer Senioren?

Wenn Sie damit die Partei meinen, der ich angehöre: Ich hatte das Glück, in der CDU mit offenen Armen empfangen worden zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht überall so ist. Und nicht jeder, der jung ist, ist automatisch grün hinter den Ohren.

Ich dachte eigentlich an die geplante Begegnungsstätte in Stahnsdorf in der Lindenstraße. Laut Verwaltung soll sie hauptsächlich Senioren dienen, da die Initiative für die Stätte vom Seniorenbeirat ausgegangen sei. Sie beklagen, dass da kein Platz für die Jugend ist.

Ja, weil die Beschlusslage eine andere ist. Die Gemeindeverwaltung bezieht sich auf das Leitbild, das für Stahnsdorf entworfen worden ist. Es mag ja sein, dass darin steht, dass in der Lindenstraße ein Seniorentreff entstehen soll. Die vorher gefassten Beschlüsse sehen jedoch eine Begegnungsstätte für Jung und Alt vor.

Sie sehen da den größeren Bedarf?

Ich würde nicht so weit gehen, zu sagen, dass der Markt an Begegnungsstätten für junge Leute gesättigt ist.

Wo trifft sich die Jugend?

Im Winter ist das ein Problem. Dann zu Hause bei Freunden. Man erfährt über zehn Ecken, wo etwas stattfindet, und plötzlich kommen 50 bis 60 Leute zusammen. Das macht man als Veranstalter aber auch nur einmal und nicht wieder.

Was ist mit dem Jugend- und Familienzentrum Club an der Bäke, dem ClaB?

Der ClaB übernimmt wichtige Aufgaben, heute vor allem auch in der Flüchtlingsarbeit. Wir sehen aber auch eine gewisse Zielrichtung, die junge Leute heute eher weniger anspricht. Für manche passt es, andere können damit nichts anfangen.

Womit dann?

Naja, viele ältere Leute denken oft, wir brauchen einen Jugendklub mit Disko, und dann ist alles gut. Ich sehe da nicht so viel Potenzial. Wer cool ist, geht nach Berlin. Darüber hinaus brauchen Jugendliche kein Angebot mit Nachmittagsprogramm, teilweise reicht eine Freifläche.

Vielerorts treffen sich Jugendliche ja dann in Parks und auf Spielplätzen. Das führt mitunter zu Spannungen in der Nachbarschaft.

Sie suchen sich diese Plätze, weil sie nichts anderes haben. Leider vergessen viele Leute, wenn sie älter werden, dass sie auch einmal jung waren. Ich war früher oft im Bahnschacht, in dem auch meine Eltern und Großeltern schon gespielt haben. Jetzt wird da die lang ersehnte Landesstraße 77 gebaut. Wir brauchen Ausgleichsflächen, etwas abseits, aber trotzdem gut erreichbar. Ein paar Bänke und ein bisschen Grün, dass man nicht auf dem Acker sitzt. Auch massive Grills, wie man es aus Parks anderer Länder kennt, wären eine Möglichkeit, Treffpunkte für alle zu schaffen.

Alles spricht über den demografischen Wandel, Zuzug junger Familien, Kita- und Schulprobleme. Fühlen Sie sich da vergessen?

Vergessen würde ich nicht sagen. Aber es gibt viele Themen, die Senioren und junge Leute gleichermaßen betreffen, das muss stärker ins Bewusstsein.

Zum Beispiel?

Wohnraum. In den Kommunen gibt es einen ungeheuren Bedarf an Wohnungen für Jung und Alt. Auch Mehrgenerationenhäuser erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Bezahlbarer Wohnraum ist nicht nur in den Großstädten ein Problem.

Ihr Ziel ist es, die Menschen im Ort zu halten?

Nicht unbedingt. Hier geboren, aufgewachsen und auf dem Stahnsdorfer Südwestkirchhof begraben, das ist nicht mehr zeitgemäß. Die Leute gehen dahin, wo sie die beste berufliche Perspektive finden. Von meinen früheren Freunden ist keiner mehr hier. Ich denke eher an die Chancen die Stahnsdorf hat, etwa durch die Nähe zum Campus Griebnitzsee. Wenn ich eine Zusage für die Uni habe, meinetwegen auch in Berlin, und ich will eine Studentenwohnung beziehen, muss ich mich mindestens ein Jahr vorher anmelden. Hier besteht eine Marktlücke.

Die Orte müssen aber auch erreichbar sein. Wie wichtig wäre da die S-Bahn?

Wir brauchen die Bahn. Für die Jugendlichen ist es dabei egal, ob S-Bahnverlängerung oder Stammbahn. Hauptsache, es kommt irgendwas. Der Bedarf ist da. Auch im Busverkehr brauchen wir einen dichteren Takt, vor allem nachts, damit man noch nach Hause kommt. Mobilität ist ein wichtiges Thema für die Jugend, aber auch die Digitalisierung und der Breitbandausbau.

Sie spielen auf die Funklöcher an, die es noch im Landkreis gibt?

Natürlich geht es dabei auch um die IT-Ausstattung in den Schulen. Aber auch darum, seine Freizeit verbringen zu können. In Zeiten, in denen immer größere Datenmengen täglich hin und hergeschickt werden, ist die digitale Infrastruktur essentiell. Und in Stahnsdorf sind wir, für deutsche Verhältnisse, noch gut dran. Den vielen Jugendlichen, die jenseits des Berliner Speckgürtels in unserem Landkreis zuhause sind und Internetleitungen aus dem letzten Jahrhundert haben, kann man nicht einfach sagen: Pech gehabt.

Das Gespräch führte Solveig Schuster

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Zur Person

Alexander Schweda, 21, wohnt in Stahnsdorf und studiert Politik- und Verwaltungswissenschaft sowie Geschichte und öffentliches Recht an der Universität Potsdam. Seit Anfang 2017 sitzt er für die CDU im Stahnsdorfer Gemeinderat und ist zudem seit Januar 2018 Kreisvorsitzender der Jungen Union Potsdam-Mittelmark.

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