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Linus Strothmann. 

© Enrico Bellin

Interview | Werders Beteiligungsbeauftragter: Basiskonzept für Baumblütenfest soll vor Sommerpause stehen

Werders Beteiligungsbeauftragter Linus Strothmann sprach mit den PNN über die Zukunft des Baumblütenfests in Werder (Havel), die Wünsche der Anwohner und Ideen, die auf den Workshops erarbeitet wurden.

Von Enrico Bellin

Herr Strothmann, am Montagabend fand in Werder der letzte Workshop zur Zukunft des Baumblütenfestes statt. Vorher gab es bereits eine Umfrage zum Thema. Was wünschen sich die Werderaner bisher für das Fest?

In der Umfrage wurde deutlich, dass sich die Werderaner ein Fest in Höfen und Gärten mit dezentralen Angeboten wünschen. Es soll auch Bühnen mit Programm geben, aber nicht mehr so groß wie bisher. Zudem sollen regionale Anbieter bevorzugt werden. Daher waren die Workshopteilnehmer aufgerufen, zu sagen welche Angebote das denn sein könnten. Dabei sind mehr als 30 Ideen entwickelt worden. Zuerst wurden alle Ideen gesammelt, in Kleingruppen wurden diese dann ausgearbeitet. Beispielsweise zu einem Weindorf auf der Insel.

Was kann man sich denn darunter vorstellen?

Die Idee ist, dass sich dort die lokalen Obstweinanbieter präsentieren. Aber ohne viel Schnickschnack rundherum. Es soll eine Atmosphäre wie bei einem Winzerfest geschaffen werden. Damit hätte man etwas Ruhigeres auf der Insel. Es gab aber auch viele Ideen, die den Sport betrafen. Es soll in der Stadt etwas stattfinden, wo Menschen mitmachen können. Etwa, dass der Baumblütenlauf in der Stadt stattfindet statt wie bisher im Stadtwald. Viele haben sich auch Gedanken darüber gemacht, wie wir uns präsentieren und wie die Besucher die dezentralen Angebote besser finden. So könnte es etwa eine Wegweiser-App geben: Auf den Plantagen könnte es Schilder zu den Höfen mit QR-Codes geben, die man einscannt. Und das Handy könnte einem dann den Weg zum Hof weisen. Auch vom Bahnhof soll man den Teilnehmern zufolge besser geleitet werden: So gab es die Idee, dort einen Werder-Stand zu errichten, wo die Mitarbeiter Informationen und Tipps anbieten. Auch könnten Mitarbeiter auf dem Festgelände die Menschen über weitere Angebote informieren.

Wie repräsentativ sind die Workshops, an denen je etwa 30 Menschen teilnehmen?

Zu offenen Workshops kommen meist die, die auch ein großes Interesse an dem Thema haben. Das ist in Ordnung, sie sollen schließlich mitreden und konnten das Mittwoch, Donnerstag und Freitag. Die Jugendlichen, die am Samstag kamen, habe ich aber durch eine Zufallsauswahl aus dem Einwohnermeldeamt eingeladen. Ebenso die Gruppe von Montagabend. Es ist schwer, diese Menschen zu überzeugen, wirklich zu kommen. Aber so bekommt man noch einmal neue Einblicke.

Gab es einen großen Unterschied zu dem, was sich die Jugendlichen wünschen, und den Wünschen der restlichen Bevölkerung?

Es gibt andere Themen, aber nicht so krass, wie gedacht. So waren etwa Fahrgeschäfte gar kein so großes Thema, da ihnen die zu teuer sind. Die Frage war eher: Warum gibt es alkoholfreie Getränke nicht wesentlich günstiger als Alkohol? Es hat sich eine 2,50 Euro-Grenze gezeigt: Wein sollte teurer sein, alkoholfreies günstiger. Spannend war auch, dass sich die Jugendlichen selbst sehr am Alkoholkonsum gestört haben. Sie haben stattdessen vorgeschlagen, dass es jedes Jahr einen speziellen Baumblütensaft geben soll, der dann an allen Ständen erhältlich sein könnte. Da hätte man auch ein Obstprodukt und würde das Fest nicht nur mit Wein in Verbindung bringen. Auch sollte einen Tag lang Sport im Mittelpunkt stehen, mit einem Lauf oder einer Ruderregatta.

Wie geht man denn mit gegensätzlichen Vorschlägen um? Über ein Weindorf auf der Insel etwa freut sich vielleicht nicht jeder.

Das war das schöne an den Workshops: Es gab auch gegensätzliche Meinungen in den einzelnen Diskussionsgruppen, Kompromisse mussten erarbeitet werden. Statt gar nichts mehr auf der Insel zu machen, soll es ruhigere Dinge geben. Das ist genau der Aushandlungsprozess. Das Ergebnis der Umfrage war aber, dass sich die meisten eine ähnliche Richtung wünschen und die Stadt gar nicht so gespalten ist, wie es manchmal rüberkam. Die meisten wünschen sich einfach, dass alles ein bisschen gemäßigter abläuft. Es soll dezentraler werden, damit einzelne Anwohner nicht so stark belastet werden. Und vor allem soll es regionaler werden. Da waren sich alle einig. Man hat nichts gegen die Weinstände an sich, aber dagegen, dass dort Alkohol sehr, sehr günstig verkauft wird.

Sie sprechen die Umfrage an, an der gut 5100 Menschen teilgenommen haben. In wieweit halten Sie die denn für repräsentativ? Man konnte schließlich mehrfach teilnehmen, auch wenn man gar nicht in Werder wohnt.

Es ging darum, in relativ kurzer Zeit viele Leute dazu zu bringen, sich zu äußern. Es ging nicht um eine repräsentative Umfrage. Die hätten wir für ein paar Tausend Euro kaufen können, dann hätten sich aber nicht alle dazu äußern können. Deshalb haben wir eine Mischung gemacht: Es gab eine kleine Kontrollgruppe, die wir angeschrieben haben und deren Antworten wir schriftlich bekommen haben. Von den angeschriebenen 250 Menschen haben 126 geantwortet. Wir hatten bei den meisten Themen eine große Übereinstimmung zwischen der Kontrollgruppe und der Online-Umfrage. Nur die Befragung einer Kontrollgruppe wiederum hätte nicht gereicht, da sich so zu wenig Werderaner hätten äußern können. Außerdem haben wir die Online-Umfrage geprüft, etwa daraufhin, wie schnell die Fragen beantwortet wurden. So konnte klargestellt werden, dass keine Roboter abgestimmt haben.

Warum haben Sie es nicht wie in Stahnsdorf gemacht? Dort wurde eine externe Firma beauftragt.

Jeder Bürger kann nur einmal abstimmen, was er sich für die Waldschänke wünscht. Das hätte so schnell nicht funktioniert. Zum ersten wäre bei den Ausgaben ein Vergabeverfahren nötig, was Zeit kostet. Zum zweiten stand das Verfahren noch gar nicht zur Verfügung. Die Stahnsdorfer sind ja jetzt die ersten, die das erproben. Wir haben Kontakt zur Firma aufgenommen, werden verfolgen wie es in Stahnsdorf läuft und prüfen, ob wir dieses System später auch einsetzen. Es ist jedoch nur für Wahlen, wo man ein oder zwei Antwortmöglichkeiten hat. Eine komplexe Umfrage mit offenen Antworten, wie wir sie durchgeführt haben, wäre mit dem System noch immer nicht möglich. Außerdem wollten die älteren Werderaner die Umfrage auch schriftlich
ausfüllen. Sie haben sich die Unterlagen abgeholt, teilweise habe ich sie auch vorbeigebracht.

Wie wird denn mit den Ergebnissen von Umfrage und Workshops umgegangen?

Die Ergebnisse der Umfrage inklusive Rohdaten stehen schon online. Die der Workshops werden Ende nächster Woche online gehen. Da sind dann noch einmal alle Vorschläge aufgeführt. Dann wird es eine Gesamtdokumentation geben, die Umfrage, Workshops und die Stimmen auf der Einwohnerversammlung zusammenfasst. Die wird voraussichtlich im März den Stadtverordneten präsentiert und anschließend an den Veranstaltungsplaner übergeben, der dann einen Konzeptentwurf erstellen soll. Darin soll dann stehen, welche Richtung das Fest künftig einschlagen soll und wo was stattfinden könnte. Der Planer muss schauen, welche Wünsche der Werderaner umgesetzt werden können. Das soll dann nach dem diesjährigen Fest öffentlich vorgestellt werden. Dann können Einwohner und Stadtverordnete noch einmal Eingaben machen und anschließend könnten die Stadtverordneten das Konzept beschließen.  

Steht denn schon fest, ob die Stadt das Fest künftig gemeinsam mit Vereinen selbst organisieren wird?

Der externe Veranstaltungsplaner hat zumindest die Aufgabe, aufzuzeigen, welche Organisationsstruktur bei der Stadt dafür nötig wäre.

Bis wann wird es eine Entscheidung der Stadtverordneten zum künftigen Fest geben? Vor oder nach der Sommerpause?

Entweder ganz knapp davor oder ganz knapp danach. Da müssen wir schauen, wie schnell der Veranstaltungsplaner ist und wie viele Erfahrungen aus dem diesjährigen Fest einfließen müssen. Zumindest das Basiskonzept wird den Werderanern aber vor den Ferien vorgestellt.

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