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Reinhard Mirbach

© Enrico Bellin

Interview | Reinhard Mirbach: Michendorfs Bürgermeister zurück ins Bundeskanzleramt

Reinhard Mirbach über seine acht Jahre als Michendorfer Bürgermeister und seine Zukunft.

Von Enrico Bellin

Herr Mirbach, an Ihrem letzten Arbeitstag als Bürgermeister haben Sie am Montag den Grundstein für Michendorfs neue Mitte gelegt. War das der wichtigste Tag ihrer achtjährigen Amtszeit?
Es war mir eine große Herzensangelegenheit, dieses Zentrum von Michendorf zu entwickeln. Im Vorfeld waren seit 1994 etliche Versuche gescheitert. Neben der Versorgung mit Kitaplätzen und der Schulerweiterung war es vor allem meine Hoffnung, hier etwas bewegen zu können.

In der neuen Mitte sollen 100 bis 150 Wohnungen entstehen. Die Gemeinde ist in den vergangenen zehn Jahren um acht Prozent gewachsen und zählt jetzt gut 12.000 Einwohner. Wie viel Wachstum verträgt Michendorf noch?
Wir haben eine Schul- und Kitakonzeption erstellen lassen, in der mit der Bebauung aller vorhandenen Lücken gerechnet wurde. Das heißt, es ist durchaus verträglich, dass diese Wohnungen auch von Familien mit Kindern bezogen werden. Es gibt derzeit die Tendenz zu sagen, wir sind genug. Das ist aber die falsche Denkweise. Es gibt schließlich genügend Beispiele, wo ganze Orte überaltern. Schade wäre es nur, wenn Naturschutzgebiete oder Landschaftsschutzgebiete großflächig für Bauprojekte auf der grünen Wiese geopfert würden.

Was würden Sie als Ihren größten Erfolg bezeichnen?
Das war eine Vielzahl von Maßnahmen, die dazu geführt haben, dass Michendorf als Wohn- und Lebensstandort weiterentwickelt wurde. Wir konnten die Anzahl der Kitaplätze insgesamt erhöhen, zum Beispiel durch Neubauten und die Aufstockung der Kita in Wilhelmshorst. Die Familienpolitik war mein Schwerpunkt. Auch hier sehe ich den Beitritt zur Gewog, der bisher von Kleinmachnow und Nuthetal gehaltenen Wohnungsgesellschaft, als logischen Schritt an, um neben Kita- und Schulversorgung auch zukünftig Wohnungsneubau in Michendorf realisieren zu können.

Der Beitritt zur Gewog war eine Folge des Abrechnungsskandals mit der vorherigen Hausverwaltung. Als Sie den Vertrag unterzeichneten, lief aber noch ein Bürgerbegehren dagegen. Auch zum Kauf des Bahnhofes durch die Gemeinde gab es in Ihrer Amtszeit ein Bürgerbegehren, Sie haben den Bahnhof aber nicht gekauft. Hinterlassen Sie eine gespaltene Gemeinde?
Ich glaube nicht, dass die Gemeinde gespalten ist. Sicher gab es bei den Entscheidungen zum Gewog-Beitritt und dem Verzicht auf den Bahnhofskauf eine Vielzahl von Stimmen, die gesagt haben, das sei nicht der richtige Schritt. Es ist aber so, dass wir in einer repräsentative Demokratie leben, dass heißt, die Gemeindevertretung entscheidet. Diese Entscheidungen haben sicher nicht überzeugt. Wenn man den Bahnhof heute besucht, ist der Eingangsbereich und das Gebäude wunderschön saniert worden

Würden Sie im Rückblick etwas anders machen?
Ich bin jeden Tag sehr gern zur Arbeit gegangen. Es gibt keinen Tag, den ich bereue. Die Kommunikation ist aber oft nicht glücklich gewesen. Ich habe zu oft reagiert und zu selten agiert. Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich heute im Vorfeld vor Entscheidungen wesentlich offensiver Entscheidungen ankündigen und begründen, warum sie für die Gemeinde wichtig sind, als in einen Rechtfertigungsmodus zu kommen.

Ihre Partei, die CDU, hat sich im Frühsommer entschieden, keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten aufzustellen. War das für Sie ein Schlag ins Gesicht?
Nein. Es ist nicht so, dass diese Entscheidung über meinen Kopf hinweg getroffen worden ist. Wir haben gemeinsam die Wahlergebnisse ausgewertet und haben gesehen, dass es durchaus Verluste für die CDU gegeben hat. Dass die Partei dann diese Konsequenz gezogen hat, akzeptiere ich. Im Januar werden Vorstandswahlen der CDU in Michendorf stattfinden, da werde ich auch kandidieren. Es gibt keinen Bruch zwischen mir und der CDU.

Würden Sie sich die Verluste der CDU bei der Kommunalwahl von acht Prozent selbst anlasten, oder waren die dem bundespolitischen Trend geschuldet?
Ich habe fast tausend Stimmen bekommen für die Liste der Gemeindevertretung, auch für den Kreistag habe ich erfolgreich kandidiert. Ich würde die Verluste nicht auf mich beziehen, sondern den allgemeinen Trend in der Kommunalpolitik, eher zu unparteiischen Bürgerbündnissen zu tendieren. Das ist in allen Gemeindevertretungen in der Mittelmark festzustellen.

Ihre Nachfolgerin Claudia Nowka stammt ja auch aus solch einem Bündnis. Welchen Rat würden Sie ihr geben?
Ich werde mich hüten, einen Rat an meine Nachfolgerin zu geben. Jeder muss seinen eigenen Stil finden und seine eigenen Erfahrungen machen. Gute Ratschläge sind auch nicht so gefragt.

Wie geht es für Sie jetzt beruflich weiter?
Ich bin ab Dienstag wieder im Dienst im Bundeskanzleramt, wo ich auch vor meiner Zeit als Bürgermeister gearbeitet habe. Ich weiß aber noch nicht, wo ich genau eingesetzt werde. Das werde ich am Dienstag erfahren, es hat bisher nur Vorgespräche gegeben. Zuvor war ich als Ausbildungsleitung für die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter zuständig, die Stelle ist aber nach meinem Weggang neu besetzt worden.

Wie bleiben Sie Michendorf verbunden?
Ich bleibe weiter hier wohnen, mit meiner Frau und meinen drei Kindern bin ich hier zuhause. Jetzt kann ich als Pendler an der Baustelle in der Michendorfer Mitte vorbeifahren und schauen, wie sich das Projekt entwickelt.

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