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Gutes Team. Liane Schulz (r.) und ihre Tochter Julia Bleß.

© Henry Klix

Inselstadt Werder (Havel): Auf einen Kaffee bei Karl Hagemeister

Ein neues Lokal auf Werders Inselstadt erinnert nicht nur in seinem Namen an Werders Meistermaler

Werder (Havel) - Es ist ein typischer Karl Hagemeister, der da von der Wand strahlt. Im Vordergrund filigran in die Ölfarbe eingekratzte Wollgräser mit weißen Puscheln, in der Mitte eine rotbunt blühende Lichtung und im Hintergrund Birken, einige recht krumm. Wie in manchem Wohnzimmer der Inselstadt darf natürlich erst recht im neuen „Café Hagemeister“ in der Baderstraße der Meistermaler und Ehrenbürger der Stadt Werder nicht fehlen.

Die schicke Einrichtung mit Ledermöbeln und rustikalem Holz lässt auch die Bilder anderer Maler mit heimatlichen Bezügen voll zur Wirkung kommen, die das Café bald als Galerie erscheinen lassen. Liane Schulz und ihrer Tochter Julia Bleß bewirten hier ihre Gäste mit Frühstück, einem kleinen Mittagstisch oder selbst gebackenem Kuchen. Das Café hat noch mehr zu bieten: Im Obergeschoss gibt es einen kleinen Regioladen mit Siedlers Obstlern, Luckes Honig und Geschenkartikeln. Und wenn Liane Schulz die große Tür zu einem Nebenraum öffnet, so betritt man ein rustikales Weindepot.

Vor vier Jahren den alten Zigarrenladen gekauft

Liane Schulz arbeitete bisher im Ingenieurbüro PST ihres Mannes. Vor vier Jahren haben beide das verfallene Wohnhaus mit Backsteinremise im Hof in der Baderstraße gekauft. Das Potenzial erkannten sie sofort, auch wenn sie anfangs nicht wussten, wofür eigentlich. Früher war hier mal ein Zigarrenladen. Gelegentlich habe die Stadt nachgefragt, wann eines der letzten unsanierten Häuser auf der Inselstadt denn nun saniert wird.

Bevor sie 50 wurde, fasste Liane Schulz dann gemeinsam mit ihrer Tochter den Plan, einen kleinen Tourismusbetrieb daraus zu machen. „Wir verstehen uns gut und konnten uns vorstellen, das gemeinsam zu machen“, sagt Julia Bleß. Im Dach des Wohnhauses an der Straße und in der Remise dahinter sind vier Ferienwohnungen im Landhausstil im Entstehen, bis zur Baumblüte sollen sie fertig werden. Dann soll auch der Biergarten im hübschen kleinen Hof der Anlage in Betrieb gehen. Jeder Winkel hier birgt eine kleine Überraschung.

Den Hagemeister sofort erkannt

Im Juli vergangenen Jahres habe man mit der Sanierung begonnen, doch allein die Aufräum- und Abbrucharbeiten hätten vier Monate in Anspruch genommen, berichtet Julia Bleß. Dann wurde auch noch Hausschwamm gefunden, und der Sanierungsträger hatte bei allen Schritten mitzureden. Das Ergebnis überzeugte derweil auch die Kunsthistorikerin Hendrikje Warmt, die fast zeitgleich mit der Café-Eröffnung die erste umfassende Hagemeister-Monografie (In Reflexion der Stille, Bebra-Verlag) herausgegeben hat (PNN berichteten). Ein mit Widmung versehenes Exemplar brachte sie zur Café-Eröffnung in Werder vorbei. Den Hagemeister an der Wand erkannte Warmt natürlich sofort. Unten rechts ist das 1886 entstandene Werk rot vom Meister signiert, der Titel: „Waldinneres“. 

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