zum Hauptinhalt
Aus dem Beelitzer Rathaus werden seit vergangenem Donnerstag fast täglich Pressemitteilungen verschickt. Immer geht es um die Coronapandemie, um weitreichende Konsequenzen für das öffentliche Leben – aber auch um Hilfen und Erleichterungen für die Beelitzer.

© Andreas Klaer

Immer einen Schritt voraus: Beelitz reagiert in der Coronakrise früher als andere Städte

Die Stadt Beelitz trifft weitsichtige Entscheidungen in der Coronakrise. Doch das passt nicht allen.

Von Eva Schmid

Beelitz - Seit Tagen verschickt das Beelitzer Rathaus zum Teil im Stundentakt neue Meldungen. Immer geht es um die Coronapandemie, darum, wie die Stadt Beelitz ihre Bewohner schützen und sie unterstützen will. Das Auffällige daran: Im Beelitzer Rathaus werden Entscheidungen rund um die Coronakrise deutlich früher als im Land oder Kreis getroffen. Während die meisten anderen mittelmärkischen Kommunen sich zu den Maßnahmen mit dem Landkreis absprechen, prescht Beelitz wie keine andere mittelmärkische Kommune vor. Was treibt die Stadt an? Wird die Rathausspitze beraten?

Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Unabhängiges Kommunalbündnis).
Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Unabhängiges Kommunalbündnis).

© Andreas Klaer

„Ich habe einen guten Instinkt und habe die Gefahr gesehen, die auf unser Land und unsere Stadt zurollt“, sagt der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth (Unabhängiges Kommunalbündnis). Beraten werde er von niemandem, so Knuth. Er verfolge lediglich intensiv die Nachrichten, schlafe derzeit wenig, weil er sich so viele Gedanken mache. Er hört darauf, was Experten wie der Charité-Virologe Christian Drosten empfehlen. „Wir schränken uns lieber früher ein, um die Infektionskette zu unterbrechen.“

Sofort Maßnahmen ergriffen

Was das bedeutet, ist seit vergangenem Donnerstag zu beobachten: Als bekannt wurde, dass es in der Nachbargemeinde Seddiner See zwei Coronafälle gibt, zieht Knuth sofort weitreichende Konsequenzen: Zusammenkünfte von größeren Gruppen dürfen nicht mehr stattfinden, die Stadt sagt alle eigenen Veranstaltungen ab, die Sitzungen der politischen Gremien werden ausgesetzt, Osterfeuer verboten. Knuth stellt zu dem Zeitpunkt auch schon die Schließung von Dorfgemeinschaftshäusern, kommunalen Turnhallen und Sportplätzen für die nicht-schulische Nutzung in Aussicht. Ein Tag später empfiehlt der Kreis nach einer Beratung mit den Chefs der Kommunen, dass Veranstaltungen mit über 100 Personen nicht mehr stattfinden sollen.

Es geht weiter: Noch vor der Ankündigung des Landes am Freitagnachmittag hat Beelitz den Notfallplan für die Notbetreuung in den Kitas bereits fertig. „Wir hätten mit der Notbetreuung am Montag starten können“, so Knuth. Andere Kommunen saßen deshalb mit ihren Kita- und Schulleitern am Wochenende zusammen. Auch verkündet Beelitz schon am Freitagmittag, „publikumsintensive Bereiche“ des Rathauses bis zum 1. Mai zu schließen. Hochzeitspaare werden gebeten, nur noch die engsten Angehörigen ins Standesamt mitzubringen.

Eine eigene Linie

Knuths Antwort auf die Frage, warum Beelitz so vorprescht: Die Mittelmark bestehe aus den unterschiedlichsten Kommunen mit jeweils großen Unterschieden, jede Kommune müsse schauen, was für sie passe. „Ich kann doch nicht warten bis sich eine kleine Kommune dazu bereit erklärt, entsprechende Entscheidungen im Sinne der Bürger zu treffen.“ Knuth spielt damit auf die jüngsten Abstimmungsrunden zwischen Kommunen und Kreisverwaltung an. Viele anderen mittelmärkischen Rathauschefs betonen jedoch, wie wichtig in der derzeitigen Krise eine gemeinsame Linie sei.

Er sei zwar für Abstimmungen, aber manchmal müsse man eben schnell und weitsichtig handeln, so Knuth. Mit seinen Alleingängen macht er sich derzeit bei seinen Amtskollegen nicht gerade beliebt. Doch ihn kümmert das wenig: Die Beelitzer würden überwiegend positiv auf die Rathausentscheidungen und -hilfen reagieren. Obwohl bereits Montagvormittag in Beelitz selbst die Nutzung von Spielplätzen untersagt wird, zwei Tage früher als im Land. Parallel dazu bietet Beelitz umfassende Hilfe an: Ein Bürgertelefon wird am Montag eingerichtet. Für „besonders dringende Probleme“ gibt Knuth seine Handynummer an die Öffentlichkeit heraus. „Es geht darum, den Menschen das Gefühl zu geben, dass sie nicht alleine sind.“

Die Krise gemeinsam meistern

Einen Tag im Voraus war Beelitz auch mit der Ankündigung, dass die Kitabeiträge zunächst ausgesetzt werden. Die Stadt will zudem Familien in Not mit Geld aus dem Kinderhilfsfonds unterstützen, für den Beelitzer Unternehmen regelmäßig spenden. Am Mittwoch dann das Angebot an die Gewerbetreibenden, die Gewerbesteuer zinslos zu stunden und die Gewerbesteuervorauszahlung zu erlassen. Das Vorgehen ist nach Aussage des Landesfinanzministeriums in Ordnung. Auch Vereinen will Beelitz helfen: Niemand müsse mit privatem Geld einspringen. „Wir tragen die Lasten der Krise gemeinsam.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false