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Vergangener Glanz. Das Kino wurde in den 1930-er Jahren eröffnet und war bis 1991 in Betrieb. Spätestens zur Landesgartenschau 2022 soll das Kino wieder eröffnen. Wie teuer die Sanierung wird, ist noch unklar. Es soll aber unterhalb der Marke von einer Million Euro bleiben.

© Repro: Stadt Beelitz

Historisches Kino: Venus-Lichtspiele in Beelitz werden saniert

Im Glanz von Glatzeder und Köfer: Die Stadt Beelitz lässt die Venus-Lichtspiele sanieren. Einst gab es dort auch Filmpremieren.

Beelitz - Am Kassenhäuschen stehen noch Eintrittspreise, von denen Kinobesucher heutzutage nur noch träumen können: Drei Mark kostete ein Kinoticket für Erwachsene; Kinder, Rentner und Schwerbehinderte zahlten die Hälfte. Die Venus-Lichtspiele waren nach 1945 das einzige Kino in Beelitz. Im Frühjahr 1991 musste das Lichtspielhaus schließen, da sich kein neuer Betreiber fand. Der Kinosaal stand seitdem leer und verfiel. Anfang Mai dieses Jahres hat die Stadt das Gebäude aus der Insolvenzmasse des vorherigen Eigentümers erworben. Nun sollen die Räume in der Clara-Zetkin-Straße saniert und wieder mit Leben gefüllt werden.

Stuckverzierte Säulen, rot-grüne Blumenranken-Malereien an den Wänden, große Bogenfenster und ein Besucherbalkon machen den Charme des alten Kinosaals aus. Bürgermeister Bernhard Knuth (Unabhängiges Kommunalbündnis) sagt, er habe kaum fassen können, in welch gutem Zustand sich die Bausubstanz befand, als er das Gebäude zum ersten Mal mit den zuständigen Architekten betrat. Nach fast 30 Jahren sind ein paar Löcher im Dach und die Holzbestuhlung sei sicher den heutigen Ansprüchen an ein komfortables Kino-Erlebnis nicht mehr angemessen, so Knuth. „Aber mir war sofort klar: Solch einen Schatz müssen wir für die Stadt erhalten.“ Bevor die Entscheidung fiel, das Gebäude wieder als Kino zu nutzen, gab es zahlreiche Interessenten – unter anderem habe jemand den Saal zu einem Imbiss umbauen wollen. „Von den Vorschlägen, die dort gemacht waren, erschien mir keiner der Stadt zuträglich“, betont Knuth.

Bis zur Landesgartenschau 2022 soll das Kino wieder in altem Glanz erstrahlen. Die Architekten seien bereits mit dem Vermessen des Gebäudes fertig, als nächstes soll der Dachstuhl in Ordnung gebracht werden. Danach muss unter anderem die Leinwand ausgetauscht werden. Die stammt noch aus den 30-er Jahren, als das Kino eröffnete. Das Format ist für die meisten aktuellen Produktionen jedoch zu klein, darum müssen die beiden Säulen links und rechts der Leinwand versetzt werden. Aus den einst 200 Sitzplätzen werden voraussichtlich etwa 80 bis 100 Plätze werden, die aus jeweils einem Kinosessel und einem kleinen Tischchen bestehen. Oben auf dem Saalbalkon soll ein kleiner Bar- und Cafébetrieb mit etwa 20 Plätzen eingerichtet werden. Wenn die Sanierung abgeschlossen ist, werden die ersten Kinobesucher die Schüler und Kita-Kinder von Beelitz sein, so Knuth: „Die Kindergruppen und Schulklassen können hier dann Unterrichtsfilme ansehen.“ An ein oder zwei Abenden pro Woche sollen außerdem Programmkinofilme für die Beelitzer gezeigt werden.

Sanierung soll unter einer Millionen Euro bleiben

Wie viel die Sanierung die Stadt kosten wird, sei noch nicht genau abzusehen, sagt der Bürgermeister. Im Gegensatz zum Deutschen Haus, das ebenfalls vor Kurzem durch die Stadt saniert wurde, werde die Summe aber definitiv unter einer Million Euro bleiben. Zur Finanzierung werde die Stadt zudem Fördermittel beantragen, sodass voraussichtlich nur noch 20 bis 40 Prozent der Kosten aus dem eigenen Haushalt zugesteuert werden müssen.

Beim Tag der Städtebauförderung Anfang Mai konnten die Beelitzer ihren geschichtsträchtigen Kinosaal erstmals nach langer Zeit wieder betreten. Es habe einen überraschend großen Andrang gegeben, sagt Bernhard Knuth. Da er selbst erst 1991 nach Beelitz zog und das Kino deshalb nicht mehr geöffnet erlebt hatte, lauschte er interessiert den Anekdoten der alteingesessenen Beelitzer. „Da hat einer in der letzten Reihe zum ersten Mal mit der Jugendliebe Händchen gehalten und andere erinnerten sich daran, wie sie hier zum ersten Mal mit Schulfreunden Dirty Dancing geguckt haben“, sagt Knuth. Es sei toll gewesen, zu hören, wie viele persönliche Geschichten in den Erinnerungen der Menschen wieder wach geworden seien, als sie durch die alten Gemäuer gingen. Einige hätten sich sogar an die Uraufführung des DEFA-Films „Der Mann, der nach der Oma kam“ erinnert, die 1972 in dem Beelitzer Kino stattfand und für die der Saal besonders hergerichtet wurde. Damals hatten die Schauspieler Winfried Glatzeder und Herbert Köfer in der ersten Reihe gesessen.

„Das sind die schönen Momente als Bürgermeister, wenn man eine solche Institution in das Leben der Stadt zurückführen kann“, sagt Knuth. Damit das gelingt, sei es besonders wichtig, dass sich jeder den Kinobesuch leisten könne. Die gezeigten Filme sollen etwa über Stiftungen ausgeliehen werden, um die Betriebskosten niedrig zu halten, so der Bürgermeister. Womöglich brauche man dann die Eintrittspreise am alten Kassenhäuschen gar nicht zu ändern.

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