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Museum statt Schule. Das Museum wurde von Mitgliedern des Bügervereins und Sputendorfer Bürgern eigenständig,

© Andreas Klaer

Heimatmuseum Sputendorf: Vom Leben auf dem Land

Das Heimatmuseum Sputendorf zeigt mit viel Liebe zum Detail Alltagsgegenstände der Menschen von einst. Am Samstag ist das Museum auch beim Aktionstag „Feuer und Flamme für unsere Museen“ dabei.

Von Sarah Stoffers

Sputendorf - Gebannt sitzen die beiden Kinderpuppen in der engen Schulbank und scheinen ihrem Lehrer zu lauschen, der vorne an der Tafel den Unterrichtsstoff erklärt. Vor ihnen liegen alte Schulbücher aus den 50er Jahren. An den Wänden hängen alte Landkarten und stehen Regale mit Zeugnissen aus den 30ern, Zirkeln, Rechenschiebern und Handtafeln aus längst vergangenen Zeiten.

Koch, Altmann und Schwaiger (v.l.) haben mit ihrem Team aus den Räumen ein Klassenzimmer und eine Bürgerstube gemacht.
Koch, Altmann und Schwaiger (v.l.) haben mit ihrem Team aus den Räumen ein Klassenzimmer und eine Bürgerstube gemacht.

© Andreas Klaer

Früher beherbergte das heutige Museum die Dorfschule

Das Klassenzimmer ist Teil der Ausstellung im Heimatmuseum Sputendorf, dass die Geschichte der Menschen aus dem Stahnsdorfer Ortsteil und Umgebung lebendig erhalten möchte. Das kleine Regionalmuseum ist noch recht neu, seit 2015 ist es in seiner heutigen Form im Bürgerhaus des Dorfes in der Wilhelm-Pieck-Straße untergebracht. Gleich gegenüber der alten evangelischen Feldsteinkirche von 1298. Träger ist der 2003 gegründete Bürgerverein Sputendorf, der erst im September sein 15-jähriges Jubiläum feierte. Mitglieder des Vereins, allen voran Hannelore Schwaiger, und engagierte Bürger aus Sputendorf haben das Museum in Eigenregie und natürlich ehrenamtlich aufgebaut. Die Idee habe Schwaiger schon immer gehabt, erzählt sie. „Ich wollte vor allem für die jüngeren Einwohner die Geschichte der Menschen bewahren und zeigen, wie es früher so war auf dem Land“, erzählt die 73-Jährige.

Schon bevor das Museum seine Heimat im Bügerhaus finden konnte, hatte Schwaiger gemeinsam mit anderen Frauen angefangen, Exponate zu sammeln. Ab 2010 bekam die Gruppe einen Raum im fertigrestaurierten ersten Teil des Bügerhauses, dass ab den 1930er Jahren bis 1995 die Dorfschule beherbergte. Mit der Gemeindegebietsreform 2001 versprach Stahnsdorf dem Dorf dann ein eigenes Bürgerhaus. Mit dem dafür zur Verfügung gestellten Geld wurde ein Teil des Gebäudes aufwendig und langwierig saniert. „Wir haben darum gekämpft, dass auch der zweite Teil des Gebäudes saniert wird und als Museum genutzt werden kann“, so Schwaiger.

Das Museum zeigt, wie die Menschen früher gelebt haben.
Das Museum zeigt, wie die Menschen früher gelebt haben.

© Andrea Klaer

Das Museumsteam hat vieles selbstgebaut, genäht, gebastelt

Mit viel Liebe zum Detail haben die Museumsmacher die Räume eingerichtet. „Wie die Exponate hier aufgestellt werden entscheiden wir selbst“, erklärt Elke Altmann vom Team. Viele kleine Details, wie etwa ein Puppenhaus, Kleidung für die Puppen, die hier die Menschen darstellen sollen, oder Vitrinenschränke werden von dem Team selbstgebaut, genäht oder gebastelt. Insgesamt helfen zehn Sputendorfer im Museum, geben auch Führungen und passen auf die Ausstellung auf. Reguläre Öffnungszeiten gibt es nicht. Vor dem Haus sind Telefonnummern ausgehängt. Wer die Räume besuchen möchte, ruft an.

Statt, wie in vielen Museen üblich, viele geschlossene Vitrinen mit erklärenden Texttafeln aufzustellen, hat das Team eine Art kleines Museumsdorf errichtet. „Wir wollen zeigen, wie die Menschen früher auf dem Land gelebt und gearbeitet haben“, so Schwaiger. Zunächst seien die Exponate allein aus Sputendorf gekommen, später kamen Anfragen aus der gesamten Region.

Von der Bürgerstube bis zum Klassenzimmer

Im unteren Geschoß ist der erste Raum wie eine kleine Bürgerstube eingerichtet. Alte Stühle und Tische, die mit Geschirr gedeckt sind, ein schwarz-weiß-Fernseher von 1952, Kommoden, Lampen und Schränke aus der Gründerzeit und um 1900. Auf den Stühlen sitzen in der damaligen Mode gekleidete Schaufensterpuppen und scheinen fast aus dem Teeservice zu nippen. In Vitrinen liegt Schmuck. „Die Stücke sind aus der Zeit des Biedermeier, aus der Gründerzeit, Art Deco und Jugendstil“, erklärt Rosemarie Koch vom Museumsteam. Sogar eine Echthaarkette aus dem Biedermeier hat das Museum. „Das war damals recht typisch“, so Koch. Vor allem Broschen liegen in den Vitrinen. Mit aufwendig gestalteten Gemmen, Ornamenten, Ziselierungen, mit Edelsteinen oder Perlen geschmückt.

Eine Etage darüber ist das Klassenzimmer. In der alten Dorfschule fand sich viel zurückgelassenes Material, wie Schwaiger erzählt. Klassenbücher aus den 60er bis 80er Jahren, Karten, Tafeln, Zeugnisse. Der Rest sind Spenden und Fundstücke. Sogar eine eingelegte Schlange und eine Steinsammlung gibt es. Die alte schmale Schulbank ist von etwa 1920. „Die haben wir in Nudow aus einer Scheune geholt. Die fiel schon fast auseinander“, so Schwaiger. Ihr Mann hat sie wieder aufgemöbelt.

Aktionstag "Feuer und Flamme für unsere Museen" 

Der dritte und letzte Raum des Museums beherbergt Dinge des alltäglichen Lebens. Kaffeegeschirr, alte Haushaltsgeräte, Schreibmaschinen, geschwungene Brenneisen für die Locken, einen klappbaren Reiserasierapparat von 1900 oder Holzskier. „Ich bin immer wieder überrascht, was für Schätze es bei den Menschen so gibt“, so Schwaiger. Die Räume des Museums sind inzwischen fast voll.

Das Museum ist am Samstag beim Aktionstag „Feuer und Flamme für unsere Museen“ dabei. Von 13 bis 18 Uhr kann man die alte Dorfschule besuchen. Auch Führungen werden den Tag über angeboten.

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