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Krieg der Farben. Aktuell malt Oda Schielicke für ihren Sohn ein Bild über Paintball. Für sie trotz allem eine Art Krieg. Im hellen Atelier verbindet sie dafür mehrere Techniken.

© Enrico Bellin

Havelauen in Werder (Havel): Kunst am Kanal

Oda Schielicke ist mit ihrem Atelier von Caputh an die Promenade der Werderaner Havelauen gezogen. Gemeinsam mit einer Mode-Boutique will sie das neue Stadtquartier nun mit Leben füllen.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - An der Wand ist noch Winter. Dunkle Flusslandschaften, aus denen helle Flecken von Eis und Schnee leuchten, hängen im neuen Atelier von Oda Schielicke an der Promenade in den Werderaner Havelauen. Darunter stapelt sich der Frühling: florale Motive, ein gezeichnetes Blatt umgeben von abstrakten, getuschten Blüten. „Seit ich hier eingezogen bin, habe ich so viel Energie, dass ich mit dem Malen kaum noch aufhören kann“, sagt die Künstlerin. Nun gilt es, die kürzlich geschaffenen Werke an die Wand zu bringen: Am Sonntag wird das Atelier mit einer neuen Ausstellung offiziell eröffnet, in einer gemeinsamen Aktion mit einer benachbarten Boutique.

Im Herbst zog Oda Schielicke vom eigenen Haus mit Atelier am Caputher See in den Wohnkomplex „Riva Werder“ in den Havelauen. Als Alleinstehende war ihr die große Immobilie zu viel Arbeit. „Jetzt kann ich in Ruhe im Atelier malen, ohne ständig daran zu denken, dass der Baum im Garten noch geschnitten werden muss“, so die 64-Jährige. Zwar gab es auch Trennungsschmerz – schließlich habe sie 35 Jahre in Caputh gelebt –, doch nun sei sie nur noch glücklich über den Umzug. Das neue Atelier ist mit 150 Quadratmetern doppelt so groß wie das in Caputh, zudem fällt durch die großen, gegenüberliegenden Fensterfronten viel Licht. Auch ihre Wohnung ist im gleichen Gebäudekomplex.

Im Erdgeschoss präsentiert Oda Schielicke nun ihre eigenen Bilder, dazu sind Skulpturen befreundeter Bildhauer ausgestellt. „Zwei habe ich aus Südtirol, zuvor hatte der Bildhauer eines meiner Bilder gekauft.“ Im Obergeschoss arbeitet sie an ihren Werken, für die sie inzwischen gern mehrere Techniken verknüpft. Aktuell malt sie sowohl mit Tusche als auch mit Feder ein knallbuntes Werk für ihren Sohn, der gern Paintball spielt, wobei Menschen mit Farbkugeln statt echter Munition aufeinander schießen. „Eigentlich ist es trotzdem eine Art Krieg“, so Schielicke. Daher stehen sich auch im Bild die kämpferischen Gruppen gegenüber, im Hintergrund wacht eine muskulöse Mutter über das gesamte Geschehen.

In Schielickes Atelier sollen auch andere Künstler ausstellen dürfen, am Sonntag wird etwa die Langerwischer Keramikerin Sabine Breithor in zwei  Vitrinen ausstellen. Dazu werden vor den großen Fenstern noch Puppen mit Mode der benachbarten Boutique „Gahe Juwéle“ stehen, die seit vergangenem Sommer in den Havelauen ist. Schielicke und Mode-Verkäuferin Elke Böhmer haben sich angefreundet, seit die Malerin im Winter durch Zufall Böhmers Haus am Stichkanal gemalt hat. Das Bild hängt in der Boutique, in der sonst maritime Farben wie Blau, Petrol und Weiß dominieren.

Gezeigt wird die Kollektion am Sonntag ab 16 Uhr, geöffnet sind beide Läden schon eine Stunde früher. Vor vier Wochen sind beide Damen auf die Idee für die Sonntagsöffnung gekommen, um die noch junge Promenade am Stadtkanal zu beleben. „Die Passanten trauen sich oft noch nicht in die neuen Läden rein, mit der Aktion wollen wir sie dazu ermuntern“, so Elke Böhmer.

Belebt werden soll die Gegend auch mit Menschen, die selbst gern lernen würden, zu malen. So gibt Oda Schielicke jeden Freitag von 16 bis 18 Uhr Workshops für Kinder. Auch Erwachsenen will sie das Rüstzeug mitgeben, sich selbst auf Papier und Leinwand auszudrücken. Mehrmals im Jahr sollen dazu Kurse starten, die jeweils an vier bis sechs aufeinanderfolgenden Samstagen stattfinden werden und jeweils fünf Stunden dauern. Wichtig sei dabei vor allem, den Menschen zu zeigen, wie man Ideen bekommt. „Viele Besucher wissen einfach nicht, was sie malen sollen“, so Schielicke. Sie selbst plagt das Problem nicht. Für Naturbilder muss sie inzwischen nicht mal mehr das Haus verlassen. „Ich habe die Dinge in meinem Kopf abgespeichert und muss sie nur noch aus meiner Vorstellung reproduzieren.“

Auch für die Kunst vorm Atelier will Schielicke sorgen. Wie berichtet soll auf dem Stadtplatz die Skulptur „Mauersprung“ von Eberhard Linke aufgestellt werden, Spenden dafür werden vom Rotary-Club gesammelt, in dem sie Mitglied ist. „Diesem tollen Künstler muss man einfach Platz einräumen.“ 2017 soll die Skulptur nach Werder ziehen. 

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