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Runder Geburtstag. Das Museum besteht nun seit zehn Jahren.

© Andreas Klaer

Hagemeister-Ausstellung in Ferch: Vom Licht, das ewig wechselt

Eine Hagemeister-Ausstellung in der Fercher Havelländischen Malerkolonie zeigt 30 Werke des Malers.

Ferch - Sonnendurchflutete Wolken hängen tief über dem Schwielowsee, geben noch ein paar Flecken blauen Himmels frei – eine alltägliche, unaufgeregte Stimmung hat Karl Hagemeister in seinem Bild „Idyll am Schwielowsee“ eingefangen. Völlig anders präsentiert sich das fast identische Motiv im Bild „Sonnenuntergang“: Dort taucht der untergehende Feuerball die Wasseroberfläche in dramatische Gelb- und Orangetöne, es wirkt als stünde der See in Flammen. Der gebürtige Werderaner, der mit seinen Landschaftsmalereien zu einem der bekanntesten deutschen Impressionisten wurde, wäre dieses Jahr 170 geworden. Zu diesem Anlass zeigt das Museum der Havelländischen Malerkolonie in der Ausstellung „Geheimnisse der Natur“ 30 Werke aus seiner Schaffensperiode ab 1884. Bis zum 15. Juli ist die Ausstellung mittwochs und sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

Auf Skizzen verzichtete Hagemeister bei seiner Arbeit komplett, Ölpinsel und Pastellkreiden trug er stets bei sich. „Er hat nie ein Atelier besessen“, sagt Kuratorin Jelena Jamaikina. „Stattdessen malte er direkt in der Natur.“ Wenn Hagemeister bei seinen Streifzügen durch die märkische Landschaft eine besondere Lichtstimmung in einem Birkenhain auffiel, dann kam es vor, dass er seine Leinwand spontan zwischen zwei Baumstämmen aufspannte. „Vier oder fünf Stunden, mehr brauchte er nicht für eines seiner Werke“, so Jamaikina.

Das Museum wird zu Hagemeisters 170. Geburtstag zehn Jahre alt

Die Ausstellung beginnt mit den Werken ab 1884, weil der Künstler damals nach längerer Reise durch Europa in die havelländische Region zurückkehrte. Zuvor hatte sich Hagemeister mit seinem besten Freund, dem Malerkollegen Carl Schuch, über ein Stillleben, das einen Teller Austern zeigte, zerstritten. „1883 war ich mit Schuch in Paris und ich erkannte, daß nicht die Tonigkeit die Hauptsache für die Bilder sei, sondern das Licht, das ewig wechselt“, so beschrieb Hagemeister später selbst seinen Sinneswandel. Der Künstler hatte sich abgewandt von der realistischen Malweise, die die beiden Kollegen zuvor verbunden hatte und war zum Impressionisten geworden.

Viele der in der Ausstellung gezeigten Gemälde und Zeichnungen sind Dauerleihgaben von Kunstsammlern. „Wir sind froh, einem der Gründer der Havelländischen Malerkolonie damit regelmäßig ein Denkmal setzen zu können“, so Jamaikina. Das Museum wird zu Hagemeisters 170. Geburtstag zehn Jahre alt. Bis heute seien alle Mitarbeiter Ehrenamtliche, so die Kuratorin.

Spiel mit der Lichtstimmung

In Ferch lebte Hagemeister nach seiner Rückkehr aus Paris bescheiden, jagte und fischte, um sich zu ernähren. Die Annahme, der Künstler sei ein Eremit gewesen, stimme jedoch nicht, sagt Jamaikina. „Im Gegenteil, er war offenbar ein sehr anregender Gesprächspartner und hatte viele Galeristen und Kunstkritiker als Freunde.“ Außerdem habe Hagemeister in seinen späteren Schaffensjahren mehrere Schüler gehabt. Die Ausstellung zeigt auch ein paar Schülerbilder, darunter Werke des Potsdamer Künstlers Siegward Sprotte. Nach Hagemeisters Tod habe Sprotte seinen visuellen Dialog mit dem einstigen Lehrmeister weitergeführt, sagt die Kuratorin. So nahm er Motive des Lehrers zur Grundlage und tauchte sie in seinem eigenen Werk in eine veränderte Lichtstimmung. 

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