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Wie die fehlenden Schulkapazitäten geschaffen werden, sollen die Gemeindevertreter im Januar entscheiden. 

© Andreas Klaer

Grundschüler brauchen Platz: Bekommt Caputh einen neuen Campus?

In Schwielowsee soll im Januar entschieden werden, ob es einen neuen Schulstandort geben wird. Die Grundschüler benötigen dringend Platz.

Von Enrico Bellin

Caputh - In der Gemeinde Schwielowsee stehen Anfang Januar kontroverse Diskussionen um den Ausbau der Caputher Grundschule bevor. Die größte Fraktion bestehend aus dem Bürgerbündnis Schwielowsee und der Linken favorisiert klar die Aufstockung eines bestehenden Schulhauses, um dringend benötigten Platz für Grundschüler zu schaffen. Auch Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) bevorzugt diese Variante. Große Teile der Fraktion aus CDU, FDP und Unabhängigen Bürgern spricht sich jedoch für den Neubau eines Schulcampus an der Michendorfer Chaussee aus.

Noch im Januar soll ein Grundsatzbeschluss gefasst werden, damit die Planung für neue Schulkapazitäten in den Haushalt für 2020 einfließen kann. Zur Wahl stehen die Aufstockung eines Hauses und der Neubau einer Mensa für zusammen 8,3 Millionen Euro, der Neubau eines Hauses auf dem Campus an der Friedrich-Ebert-Straße für zehn Millionen Euro oder ein komplett neuer Campus an der Michendorfer Chaussee für 20 Millionen Euro.

Kerstin Hoppe.
Kerstin Hoppe.

© Ottmar Winter

Es herrscht schon lange Raumnot

Die Caputher Grundschule ist eine verlässliche Halbtagsgrundschule, auf die knapp 400 Schüler gehen. Eigentlich soll es für jede Klasse einen Klassen- und einen Gruppenraum geben, in dem unter anderem die Nachmittagsbetreuung stattfindet. Aufgrund von Raumnot werden diese Gruppenräume bereits seit Jahren aber auch als Klassenräume genutzt. Die Schule ist für zwei Züge gebaut, häufig gibt es jedoch drei Klassen pro Jahrgang. Zudem werden im Obergeschoss eines der vier Schulhäuser noch bis zu den Sommerferien Kitakinder betreut.

Die Fraktion Bürgerbündnis/Linke will laut Mitglied Roland Büchner im Januar einen Antrag für die kleine Lösung, die Aufstockung des Hauses 3 an der Friedrich-Ebert-Straße und den Neubau einer Mensa, einbringen. „Wir müssen jetzt die Initiative ergreifen, sonst zieht sich der Entscheidungsprozess endlos in die Länge“, sagt Büchner den PNN. Die Schule könne eine längere Wartezeit von fünf bis sieben Jahren für einen Neubau nicht hinnehmen. „In zwei Jahren wird der Höchststand der Schülerzahlen erwartet“, so Büchner. Man brauche schnelle Lösungen. Außerdem habe die Gemeinde gar nicht das Geld, einen neuen Schulcampus zu errichten. Langfristig müsse der Standort an der Michendorfer Chaussee aber gesichert werden, um dort eventuell eine neue Gesamtschule zu errichten.

Langfristiger Bedarf an zusätzlicher Grundschule?

Der Landkreis prüft derzeit wie berichtet, ob in der Region Werder (Havel)/Schwielowsee langfristig Bedarf an einer zusätzlichen Gesamtschule besteht. In der Gemeinde gibt es derzeit keine weiterführende Schule. Büchner glaubt, dass die Mehrheit der Gemeindevertreter seinem Antrag folgen wird.

Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung hatte ergeben, dass die Kosten für den Neubau eines Campus an der Michendorfer Chaussee bei gleichzeitigem Verkauf der bisherigen Schulgebäude in einem Zeitraum von 30 Jahren bei 30,8 Millionen Euro liegen würde. Ein Neubau auf dem bestehenden Campus sowie die Sanierung der anderen Häuser dort würden mit 30,4 Millionen Euro fast genauso viel kosten.

„Wir sind mit der Analyse komplett fertig“, sagt auch Bürgermeisterin Kerstin Hoppe. Auch sie spricht sich dafür aus, zunächst nur die kleine Lösung mit Mensaneubau und Gebäudeaufstockung umzusetzen und die Fläche an der Michendorfer Chaussee langfristig zu sichern. In einer Schulkonferenz Mitte Dezember habe sie den Caputher Kindern versprochen, diesen Plan als Empfehlung an die Fraktionen weiterzugeben. „Eine große Schulbaulösung ist erst in zehn bis 20 Jahren nötig“, so Hoppe. Dann müsse man schauen, ob eine neue Grundschule oder eine Gesamtschule benötigt werde. Die letzten beiden Jahrgänge an der Grundschule seien nur zweizügig gewesen, erst im September werde man wieder einen dreizügigen Jahrgang einschulen. 

FDP-Politiker will groß denken

Der Caputher Heiko Hüller (FDP) wirbt jedoch dafür, gleich groß zu denken. „Wir brauchen keinen Schnellschuss, der die Probleme nur für drei bis vier Jahre löst“, so Hüller. Allein in Caputh gebe es noch Bauflächen für 500 bis 700 Menschen, viele Familien mit Kindern würden deshalb künftig in den Ort ziehen. Die bestehenden Schulgebäude seien dem Anspruch an eine moderne Halbtagsgrundschule nicht mehr gewachsen, so Hüller, der mit seiner Tischlereifirma schon einige Male in den Häusern renoviert habe. „Die Schule im Ortszentrum hat keine Zukunft. Die Parksituation ist eine Katastrophe, außerdem gibt es zu wenig Freiflächen.“

Als kurzfristige Lösung kann Hüller sich einen Modulbau an der Michendorfer Chaussee vorstellen, der im Laufe der Zeit ergänzt werde. So müsse die Schule zwar kurzzeitig auf zwei Standorte verteilt werden, es wäre aber keine weitere Übergangslösung nötig.

Heiko Hüller.
Heiko Hüller.

© Ottmar Winter

Das Argument von Roland Büchner, die Gemeinde habe schlicht kein Geld für einen neuen Campus, kann Hüller nicht nachvollziehen. Schließlich seien in Geltow 10,5 Millionen Euro in einen Schulneubau geflossen, auch Ferch habe einen neuen Kita-Anbau bekommen. Da werde er nicht dafür stimmen, dass Caputh nur eine Notlösung bekomme, so Hüller. Das sei auch Mehrheitsmeinung seiner Fraktion. Um den neuen Schulcampus zu finanzieren, könne Schwielowsee etwa mehrere Grundstücke verkaufen, die derzeit in Erbbaupacht vergeben sind.

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