zum Hauptinhalt

Großprojekt in Werder: Ärzte und 80 Wohnungen für die Havelauen

In Werder laufen derzeit die Absprachen für ein neues Großprojekt: In den Havelauen soll neben einem Komplex mit 80 Wohnungen bis 2020 ein Gesundheitszentrum entstehen.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Die Pläne für ein neues Gesundheitszentrum in den Werderaner Havelauen und für knapp 80 neue Wohnungen werden konkreter. Nachdem die Stadtverordneten im Dezember wie berichtet den Bebauungsplan für die Fläche gegenüber der Tankstelle an der Einfahrt zum Havelauen- Wohngebiet beschlossen hatten, haben in dieser Woche die Feinplanungen für eine Tiefgarage und drei Häuserriegel begonnen. Der erste Bauantrag soll noch in diesem Quartal gestellt werden, wie Joachim Hartmann am gestrigen Mittwoch den PNN bestätigte.

Hartmann ist Geschäftsführer der kahabe GmbH, die in den Havelauen bereits Appartements für Senioren baut und nun beim letzten unbebauten Karree am Stichkanal als Projektmanager auftritt. Entstehen soll ein Ensemble aus drei viergeschossigen Gebäudekomplexen: Zur Otto-Lilienthal-Straße hin soll ein Haus für Ärzte und gesundheitsnahe Dienstleistungen entstehen. Zum Stichkanal hin sollen 48 Eigentumswohnungen gebaut werden und zur Straße Zum Großen Zernsee hin sollen 28 Mietwohnungen entstehen. Die Wohneinheiten sollen zwischen 60 und 120 Quadratmeter groß sein. Unter den Häusern soll eine Tiefgarage für 140 Autos entstehen, mit deren Bau in diesem Jahr begonnen werden soll. Wann genau und wo mit dem Bau der Häuser begonnen werden kann, ist Hartmann zufolge noch unklar. „Bis 2020 soll das gesamte Areal aber fertig bebaut sein“, so der Manager.

Bisher hatte die gesundheitliche Versorgung mit dem Wachstum des Stadtteils nicht Schritt gehalten

Insgesamt würden zwischen 30 und 40 Millionen Euro in den Bau fließen. Investor des bisher als Vital Werder bezeichneten Komplexes ist eine Gemeinschaft aus dem Immobilienentwickler blueorange Development Partner GmbH aus Braunschweig und der Berliner MCG Management Capital Group, die bisher hauptsächlich Solarparks gebaut hat.

Das Vital im Namen steht für den Gesundheitskomplex. Derzeit laufen Joachim Hartmann zufolge die Absprachen mit Fachärzten und der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin Brandenburg dazu, welche Ärzte sich im etwa 4000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche großen künftigen Gesundheitszentrum niederlassen können. Es gebe bereits mehrere Anfragen. Geplant ist eine Mischung aus Ärzten sowie Dienstleistungen. So sei das Objekt etwa für ein Sanitätshaus, eine große Physiotherapiepraxis oder ein Fitnessstudio geeignet. Der Wunsch, auf der Fläche ein Ärztezentrum einzurichten, sei vor Jahren von der Stadt an die Firma herangetragen worden, so Hartmann. Die gesundheitliche Versorgung im Stadtteil mit mehreren Tausend Einwohnern hat mit dem Bevölkerungswachstum bisher nicht Schritt gehalten.

Zwar sei die Gestaltung der Häuser noch nicht endgültig beschlossen. Grundsätzlich werde sich die Bebauung aber von den Nachbarkarrees rund um den neuen Stadtplatz unterscheiden, bei denen durchgängige Häuserzeilen einen Innenhof umgrenzen. „Von den Eigentumswohnungen am Stadtkanal wird es mehrere Durchgänge zum Innenhof geben“, sagt Hartmann. Da das Gelände als bisher einziges im Stadtteil eine Tiefgarage erhält, die etwa 1,40 Meter aus dem Boden ragen soll, wird es zudem kein ebenes Erdgeschoss geben. „Die Wohnungen werden leicht erhöht liegen und nicht direkt an die Straße und die Kanalpromenade grenzen“, so Joachim Hartmann. Zwischen Häusern, Hafen und Straße soll es eine kleine öffentliche Grünfläche geben.

„Sollte ein Fitnesscenter ins Dachgeschoss einziehen, wäre denkbar, eine Laufstrecke auf dem Dach einzurichten“

Zu den Eigentumswohnungen sollen auch Liegeplätze am Hafen im Stichkanal mietbar sein. Wie viel genau die Wohnungen pro Quadratmeter beziehungsweise in der Miete kosten werden, könne noch nicht beziffert werden. Dazu muss dem Projektmanager zufolge noch entschieden werden, in welchem Standard die Wohnungen schlussendlich ausgebaut werden. Im Gegensatz zu den Eigentumswohnungen soll der Mietkomplex zur Straße hin eine komplett geschlossene Front haben und so auch als Schallschutz für die hinteren Häuser dienen.

Bisher wurden an den Wohnhäusern an der Stichkanalpromenade stets Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss geplant. Unter anderem wegen der erhöhten Lage sei das bei Vital Werder aber nicht geplant. Im Gegensatz zu den bestehenden Bauten soll zumindest bei den Wohngebäuden auch das Dach begehbar sein. Dort sollen Terrassen für die Bewohner entstehen. Ob auch das Dach des Gesundheitszentrums begehbar gestaltet wird, hänge von den Mietern ab. „Sollte beispielsweise ein Fitnesscenter ins Dachgeschoss einziehen, wäre es denkbar, eine Laufstrecke auf dem Dach einzurichten“, sagt Joachim Hartmann.

Seine Gesellschaft ist auch noch an einem weiteren Projekt in den Havelauen interessiert: dem Bau von zehn Ferienhäusern neben der Blütentherme. Der Bebauungsplan sieht rund um die Therme wie berichtet eine entsprechende Nutzung vor, die Flächen gehören der Havelauen Projektgesellschaft HPG. „Wir sind derzeit in der Finalisierung der Verträge zu den Grundstücken“, sagt Hartmann. Sollte das Geschäft gelingen, werde noch in diesem Jahr mit den Planungen für die Ferienhäuser rund um die halbfertige Therme begonnen.

Die Havelauen sind das am stärksten wachsende Wohnquartier der Stadt Werder (Havel). Das Wachstum der Stadt auf derzeit etwa 26 000 Einwohner ist vor allem auf das Gebiet zwischen Havel und Bahntrasse zurückzuführen. Größter Einzelinvestor ist die Berliner Firma Antan Recona, die bisher rund 100 Millionen Euroverbaut hat. Die größten Projekte sind die Wohnanlagen Riva Werder und Riva Maritim, die den Stadtplatz umrahmen. Insgesamt gibt es dort 182 Wohnungen. Dazu kommen noch sechs Ferienwohnungen sowie rund 20 Gewerbeeinheiten. Die Mehrgeschosser stehen allesamt östlich des Stichkanals. Das Gebiet westlich ist durch Einfamilienhäuser bestimmt, die von Gewerbe umringt werden. Unter anderem gibt es dort den Orgelbauer Schuke, einen Busbetriebshof und einen Wertstoffhof.

Zur Startseite