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Großprojekt in Teltow: Hafen Teltow wird noch mal teurer

Der neue Stadthafen wird nicht billig, das Teltow Rathaus geht jetzt von Gesamtkosten von 10 Millionen Euro aus. Mittlerweile werden einige Stadtverordnete unruhig.

Teltow - Der neue Stadthafen in Teltow wird noch mal teurer. Die Mehrkosten belaufen sich nunmehr auf 3,2 Millionen Euro, wie das Rathaus am Freitag in einer Pressemitteilung verkündete. Wie Freitag berichtet gehen aus dem städtischen Haushaltsentwurf schon Gesamtkosten von 8,5 Millionen Euro hervor. „Neueste Berechnungen, die seit dieser Woche vorliegen, ergaben unabhängig vom Haushaltsentwurf aktuelle Baukosten in Höhe von rund 10 Millionen Euro“, teilte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) jetzt mit. 1,3 Millionen Euro Mehrkosten hatten die Stadtverordneten bereits in zwei Beschlüssen bewilligt, die Gesamtkosten sollten damit an sich bei 6,8 Millionen liegen. Einige Stadtverordnete äußerten sich gestern kritisch zu der Kostenspirale.

Wie berichtet soll der Freizeithafen 2017 in Betrieb gehen, die Bauarbeiten haben zum Jahreswechsel begonnen. „Die größten Herausforderungen liegen nach wie vor in der Beschaffenheit des Bauareals“, sagte Teltows Erste Beigeordnete Beate Rietz. Kostenerhöhungen gebe es insbesondere wegen des Baugrundgutachtens, das jetzt aktualisiert worden sei, wegen der Altlasten und der „veränderten Investitionen“ im Hochbau. „Der mäßige Baugrund zieht außerdem nach sich, dass eine sehr aufwendige Böschungssicherung mittels sogenannter CMC-Säulen notwendig wird“, so Rietz. Auch müsse zwischen Hafenbecken und Verkehrsanlagen eine Dichtwand platziert werden, um das Becken abzugrenzen.

Teltow ist schuldenfrei - und das soll auch so bleiben

„Diese Posten konnte man schlicht nicht einkalkulieren, da sie erst während des Planungsverlaufs zutage traten“, erklärte Bürgermeister Schmidt. Ebenso verhalte es sich mit der Trennung der gefundenen Altlasten, die gemäß Entsorgungskonzept auf Polderflächen zwischengelagert und sortiert werden müssten. Auch seien Kampfmittelberäumung und archäologische Begleitung umfangreicher als gedacht. „Momentan betreiben wir ein intensives Bodenmanagement, um diesen kontaminierten Grund ein für allemal auch für nächste Generationen aufzuarbeiten. Das ist das, was es teuer macht“, sagte Schmidt.

Der Bürgermeister betonte, dass die Stadt Teltow nach wie vor schuldenfrei und damit eine Ausnahme unter den Kommunen sei. Am Punkt, über einen Kredit diskutieren zu müssen, sei man nicht. „Momentan arbeiten wir mit vorhandenen Geldern“, erklärte Schmidt. Darüber hinaus werde man eingeplante und nicht genutzte investive Mittel heranziehen, zum Beispiel im Baubereich die Max-Sabersky-Allee und umliegender Straßen. Der Ausbau des Straßenzuges hatte jüngst für Aufruhr unter den Bürgern gesorgt, nun wolle man Abstand davon nehmen.

Boden ist mit Industrieabfall aus DDR-Zeiten verseucht

Besonders bei der BFB–Fraktion war die Verärgerung gestern groß, doch auch die CDU und die SPD warnten vor einer Kostenspirale. Vor ein paar Wochen sei noch jeder gegeißelt worden, der die offiziellen Kosten angezweifelt habe, so BFB-Fraktionschef Andreas Wolf. „Hier sollten wohl die Bürger getäuscht und die Kritiker mundtot gemacht werden.“ Besonders verärgert sei er, dass der Bürgermeister die Altlastensanierung als kostentreibenden Faktor aufführe und was er doch „gutes für zukünftige Generationen“ bewerkstellige. „Die Frage müsste hier doch lauten, warum ein im Verzeichnis des Landes Brandenburg seit Jahren als stark belastet aufgeführtes Grundstück von der Stadt Teltow für den Hafen zu nicht reduzierten Grundstückpreisen gekauft wurde.“ Die Stadt hatte das 10.000 Quadratmeter große Grundstück für 1,3 Millionen Euro gekauft. Aus Wolfs Sicht müsse der Alteigentümer für die Altlasten aufkommen.

Auch CDU-Fraktionschef Ronny Bereczki sieht die Stadt in der Pflicht, zumindest die rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen, den „Vorbesitzer zu den Altlasten zu befragen“. Der Boden ist mit DDR-Industrieabfällen, Schlacke und Lösungsmitteln verseucht, beim Kauf von der Firma Klösters war von den Umfängen der Verschmutzung noch nichts bekannt.

"Wenn wir jetzt den Hafen nicht bauen, wird es nie was"

Bereczki sieht die Stadt in der Lage, mit den Kostensteigerungen noch umzugehen, die zehn Millionen seien aber „nahe an der Schmerzgrenze“. Andere Projekte müssten jetzt gestreckt werden. „Die Verwaltung sollte jetzt alle Zahlen offen auf den Tisch legen“, forderte er. Für künftige Projekte wünsche er sich, dass Kostenprognosen mit einem Puffer versehen werden. Die allererste Kostenschätzung lag noch bei 5,5 Millionen Euro.

Selbst in der Bürgermeisterfraktion wächst die Unruhe. „Wir sind natürlich daran interessiert, dass in Teltow auch noch andere Dinge laufen als der Hafen“, sagte SPD-Fraktionschefin Christine Hochmuth. Einschränkend sagte sie aber auch: „Wenn wir jetzt den Hafen nicht bauen, wird es nie was.“

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