zum Hauptinhalt
Das neue Klärwerk soll gegenüber des alten entstehen (Archivbild vom 13.09. 2008).

© Lutz Hannemann

Großinvestition der Berliner Wasserbetriebe: Ein hochmodernes Klärwerk für Stahnsdorf geplant

Die Berliner Wasserbetriebe wollen das alte Klärwerk in Stahnsdorf durch einen mehr als eine halbe Milliarde teuren Neubau ersetzen. Modernste Reinigungstechniken sollen zum Einsatz kommen.

Von Sarah Stoffers

Stahnsdorf – Die Berliner Wasserbetriebe wollen in Stahnsdorf ein neues, hochmodernes Klärwerk errichten. Noch sind die Pläne Zukunftsmusik. Doch am Ende könnte das Unternehmen mehr als eine halbe Milliarde Euro investieren.

Aufsichtsrat will im Frühjahr entscheiden

Das Klärwerk am Schenkendorfer Weg in Stahnsdorf ist seit 1931 in Betrieb, wie Stephan Natz, der Sprecher der Berliner Wasserbetriebe, den PNN erklärte. Einige ältere Becken, die noch aus der Anfangszeit stammen, sind vom sogenannten Betonkrebs befallen. Eine aufwendige Sanierung würde sich nicht lohnen, sagt Natz: „Wir müssen neu bauen, weil das alte Klärwerk an seine Nutzungsgrenze angelangt ist. Es ist das älteste des Hauses.“

Bislang gibt es nur eine Machbarkeitsstudie, auch ein Zeitplan für den Neubau fehlt noch. Der Aufsichtsrat werde im kommenden Frühjahr eine Entscheidung treffen, sagte Natz. Doch sei man entschlossen, das Vorhaben umzusetzen. Der Sprecher schätzt vorsichtig mit einem möglichen Baustart Ende dieses Jahrzehnts. Die Kosten werden sich voraussichtlich jenseits einer halben Milliarde Euro bewegen. Es wäre die bisher größte Einzelinvestition der Berliner Wasserbetriebe, so Natz.

Kapazität soll verdoppelt werden

Die Berliner Wasserbetriebe betreiben sechs Klärwerke. Das Stahnsdorfer Werk liegt mit einer Kapazität von rund 52.000 Kubikmetern auf Platz vier, wie Natz erklärt. 44 Prozent des Abwassers stammen aus dem unmittelbaren Umland, vor allem aus Potsdam. Der Rest kommt aus dem Südwesten Berlins. Diese Menge soll mit dem Neubau verdoppelt werden, wie Natz erklärt. Einerseits wachse die Region. Andererseits werde die neue Anlage mit einer höheren Kapazität die Möglichkeit bieten, Abwasser umzuleiten, so dass in anderen Klärwerken notwendige Wartungen durchgeführt werden können.

Bereits jetzt investieren die Berliner Wasserbetriebe rund zwei Milliarden Euro in ein Nachrüstungsprogramm für die anderen Klärwerke. Dabei werden die Reinigungsstufen der Anlagen ausgebaut. In Schönerlinde entsteht etwa derzeit eine sogenannte Ozonierungsanlage zur Spurenstoffentfernung, wie Industriechemikalien, Süßstoffe oder Arzneien. Auch Becken zur weitergehenden Phosphor- und Stickstoff-Entfernung sind geplant. Die modernen Klärwerke funktionieren vor allem nach dem Prinzips des Abbaus, wie Natz erklärte. Heute werde in den Kläranlagen auf rund 200 verschiedene Mikroorganismen und andere Techniken zurückgegriffen, die die unerwünschten Stoffe aufspalten und abbauen. 

Pilotprojekt mit Abwärme für Lindenhof-Campus in Planung

Welche Reinigungsstufen das Klärwerk in Stahnsdorf erhalten wird, ist noch unklar. Doch könne das Unternehmen hier gleich zu Beginn die modernsten Techniken zum Einsatz bringen und müsste nicht später nachrüsten, so Natz. Entstehen soll die neue Anlage gegenüber der alten. Die dortigen Rieselfelder werden von den Berliner Stadtgütern verwaltet, wie Natz erklärte. Die Wasserbetriebe sichern sich gerade die Flächen.

Doch auch das alte Klärwerk soll für innovative Ideen eingesetzt werden: Die Gemeinde Stahnsdorf möchte für den geplanten Ausbau des Lindenhof-Campus in der Mühlenstraße ein Pilotprojekt auf den Weg bringen. So sollen der Schulneubau und die gerade im Bau befindliche neue Turnhalle mit Abwärme von Abwasserleitungen beheizt werden. Perspektivisch soll auch der alte Schulbau so beheizt werden. Das gereinigte Abwasser, das dafür genutzt werden soll, wird vom Stahnsdorfer Klärwerk in den Teltowkanal geleitet. Mittels Wärmepumpen könnte ein maximale Heizleistung von fünf bis sechs Megawatt zur Verfügung stehen, heißt es in der Entwurfsplanung. Jährlich könnten 20.000 Euro an Energiekosten sowie 56 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.

Unternehmen und Gemeinde wollen Absichtserklärung unterzeichnen

Die Gemeindeverwaltung hat bereits Fördermittel über die Investitionsbank des Landes Brandenburg beantragt. Die Förderquote betrage rund 80 Prozent, wie Gemeindesprecher Stephan Reitzig mitteilte. Für das Projektvorhaben soll kommenden Monat, sobald die Gemeindevertreter den Beschlussantrag in ihrer Sitzung am 1. Oktober abgesegnet haben, eine Absichtserklärung zwischen den Berliner Wasserbetrieben und der Gemeinde unterschrieben werden.

Zur Startseite