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Potsdam-Mittelmark: Großes Kino für Kleinmachnow

Die Neuen Kammerspiele bauen um – bald soll eine Lounge im Stil der DDR-Klubkinos eröffnen. Nach der Fertigstellung soll es wie ein Kino im eigenen Wohnzimmer sein. 

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Noch ist der kleine Saal der Kleinmachnower Kammerspiele eine Baustelle. Doch bald sollen auch in dem Anbau, errichtet in den 1970er-Jahren, Filme gezeigt werden – in besonderer Atmosphäre. Die Kleinmachnower Kulturgenossenschaft, die den Kammerspiele-Hauptbau aus den 1930er-Jahren als „Neue Kammerspiele Kleinmachnow“ betreibt, will dort ein Loungekino einrichten. Im Stile der einstigen DDR-Klubkinos sollen dort 40 Besucher in gemütlichen Sesseln, ein Tischchen mit Snacks und Getränken neben sich, Filme schauen können. Ein bisschen wie im eigene Wohnzimmer soll sich das anfühlen – und Kleinmachnow gleichzeitig eine größere Filmauswahl bescheren.

Die Kammerspiele rechnen mit Umbaukosten von rund 120.000 Euro. Gefördert wird das Vorhaben vom Medienboard Berlin-Brandenburg und der Filmförderungsanstalt des Bundes. Zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls im November soll das Loungekino fertig sein. In der Woche um das Mauerfall-Jubiläum wollen die Neuen Kammerspiele thematisch passende Filme zeigen, es sind zudem Lesungen, Zeitzeugen-Gespräche und eine Party geplant.

Für Kinoleiterin Valeska Hanel ist der zweite Kinosaal ein langgehegter Traum. Denn eine zweite Kinoleinwand bedeutet eine größere Filmauswahl – und hoffentlich auch mehr Publikum. Hanel will verschiedene Zielgruppen ansprechen: Die Kinolounge eigene sich gut für Kinder- und Jugendfilme, sagt sie, Familien könnten es sich auf den Sesseln und Sofas gemütlich machen. Schon jetzt laufen Filme für Kinder in den Kammerspielen besonders gut. „Zur Weihnachtszeit oder in den Sommerferien, wenn besonders viele Kinder- und Jugendfilme erscheinen, können wir zwei Vorstellungen gleichzeitig anbieten und wir können Filme, die gut laufen, auch länger zeigen“, sagt Hanel. Sie kann dadurch auch bessere Konditionen mit den Filmverleihern aushandeln.

Mit speziellen Angeboten will die Kinoleiterin Jugendliche vor die große Leinwand locken. Obwohl Teenager, die viel in den sozialen Netzwerken unterwegs seien oder Videoplattformen wie Youtube nutzten, besonders schwer fürs Kino zu begeistern seien. „Dennoch: Ich will die Jugendlichen mehr ans Haus binden.“ Sie plant einen Filmkritiker-Jugendclub, bei dem „der Raum an einem Tag den Jugendlichen ganz alleine gehört“. Hanel will zudem das Angebot für das Schul- und Hortkino ausbauen.

Aber auch Senioren sollen sich im Loungekino treffen können, „und vor und nach dem Film noch sitzen bleiben und sich unterhalten“. Das Kino hat bereits eine Reihe für Ältere namens „Tanztee“ im Angebot. Auch die Reihe „Spätlese“ legt den Fokus auf ältere Gäste, es werden Filme über das Altwerden oder ältere Menschen gezeigt. Viele gehen sehr humorvoll mit dem Thema um.

Für die vielen Ideen und deren kreative Umsetzung sind die Neuen Kammerspiele erneut mit dem Kinoprogrammpreis Berlin-Brandenburg ausgezeichnet worden. Erstmals hat das Haus als eines von vier Kinos im Land den höchst dotierten Preis ergattert: 15.000 Euro haben die Kammerspiele für ihr facettenreiches und sorgfältig kuratiertes Programm vom Medienboard Berlin-Brandenburg erhalten. Ausgezeichnet wurden zudem das Babelsberger Thalia-Kino, das Multikulturelle Centrum Templin sowie das Union Filmtheater in Fürstenwalde.

Auch Konzerte und Theater sollen in dem Raum stattfinden

Das Geld stecken die Kleinmachnower unter anderem den Ausbau des Loungekinos. Denn der Raum soll eine besondere Atmosphäre haben, sagt Kinochefin Hanel. Sie will dort Filme zeigen, die nicht unbedingt eine riesengroße Leinwand benötigen. Zudem sollen die Sessel und Sofas mobil sein, um den kleinen Saal wie bisher für Konzerte oder Theaterveranstaltungen zu nutzen. Die Kleinmachnower Laienschauspielgruppe „Theatersport“ wird weiterhin dort proben.

Auch der Bereich vor dem kleinen Kinosaal, eine Art begrünter Innenhof, soll neu gestaltet und in das Konzept einbezogen werden. Wenn auch nicht auf Sesseln, so kann man dort nach einer Filmvorführung doch in aller Ruhe seinen Wein austrinken.

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Auch in den Kleinmachnower Kammerspielen wird es vor der Landtagswahl politisch. Das Kino feiert zusammen mit der Flick-Stiftung am 30. August das „Schöner leben ohne Nazis“-Festival mit Filmen, Musik, Lesungen und Diskussionen. Unter anderem wird Charlie Chaplins „Der große Diktator“ gezeigt. Das Programm soll in den nächsten Wochen feststehen und wird auf der Webseite der Neuen Kammerspiele veröffentlicht.

Das Kino hat sich bereits in einem Kinotrailer gegen Rechtsextremismus positioniert. Damals wurde wie berichtet im Kinosaal ein Kurzfilm gedreht, der ein Zeichen für Demokratie, Vielfalt und gegen Rechts setzen sollte. Unter dem Hashtag des Kurznachrichtendienstes Twitter #wirsindmehr sind spontan mehr als 350 Besucher ins Kino gekommen und haben sich dabei filmen lassen, wie sie gegen Rechts aufstehen. Das Kurzvideo war eine Reaktion auf die Ereignisse in Chemnitz im vergangenen Jahr. Unterstützt wurde es ebenfalls von der Flick-Stiftung. 

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