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Glindower plant plant größte Destille Ostdeutschlands: Noch mehr Whisky aus Glindow

Michael Schultz will seine Whisky-Produktion in Glindow verzehnfachen. Gestern wurde dafür der Grundstein gelegt.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Wie Wasser sieht das Destillat aus, das Michael Schultz in das Fass aus Spessart-Eiche füllt. Schwer vorstellbar, dass es drei Jahre später als Glindower Whisky bernsteinfarben wieder ans Licht kommen wird. Am gestrigen Mittwoch legte Schultz den Grundstein für seine neue Destillerie, weshalb das 30-Liter-Fass von den Festgästen befüllt wurde. Mit der Erweiterung soll die Whisky-Produktion in Glindow auf 200 Fässer mit jeweils 225 Litern im Jahr verzehnfacht werden.

„Spätestens zu Weihnachten wollen wir das erste Destillat aus der neuen Halle in Fässer abfüllen“, so der Inhaber. In die 35 mal 18 Meter große Halle soll die Michael Schultz zufolge größte Destille Ostdeutschlands, 2000 Liter Maische aus Roggen und Gerste können dort gleichzeitig eingefüllt werden. Auch die Fässer sollen dort lagern können. Sie kommen aus dem Landkreis Oder-Spree, das Eichenholz lagerte 13 Jahre, bevor der Böttcher es verarbeitete. Bevor der Whisky in die Fässer darf, lagert ein Jahr lang Sherry darin.

Der Whisky ist preisgekrönt

Seit 2008 brennt Michael Schulz seinen Glina, der nach dem slawischen Wort für Ton benannt ist, der noch immer in der Gegend abgebaut wird. Mehrere Preise bekam er seitdem dafür, zuletzt im November 2014 die Silbermedaille vom Whisky Guide Deutschland und dem Fachmagazin „Der Whisky-Botschafter“ für seinen vier Jahre alten Single Grain.

Die neue Halle entsteht gleich neben dem Hofladen mit Restaurant, hat große Fenster und liegt direkt neben den eigenen Getreidefeldern. Die Besucher des Siedlerhofes, zu dem die Destillerie gehört, sollen künftig erleben können, wie das Getreide geschrotet und mit Wasser zu Maische vermengt wird, dann destilliert, gelagert und schließlich nach mehreren Jahren abgefüllt wird. Rund eine Million Euro investiert Michael Schultz dafür. Drei Jahre hat die Planung gedauert, eigentlich sollte die neue Halle schon im Vorjahr gebaut werden. Doch da das Brennen von Whisky nicht als landwirtschaftliche Tätigkeit zählt, musste erst ein Bebauungsplan aufgelegt werden, um im Außenbereich neben dem Siedlerhof zu bauen.

Die Idee kam durch niedrige Getreidepreise

Als Ausgleich für die neue Bebauung hat Schultz eine 1,5 Hektar große Streuobstwiese angelegt, mit alten Sorten von Birnen, Äpfeln, Pflaumen und Nüssen. In seinen Folienzelten finden sich die ersten reifen Erdbeeren. „Wir wollen den Besuchern zur Baumblüte zeigen, dass auch die frühen Erdbeeren hier nicht mit Chemie, sondern mit einfachen Tricks wie Folien erzeugt werden“, so Michael Schultz.

Seine Eltern betreiben den Hof seit 1991, er ist der Juniorchef und für Obstbrände und die Destillerie zuständig. Die Idee für den eigenen Whisky kam durch niedrige Getreidepreise, 120 Tonnen Roggen und Gerste bauen Schultzes jährlich an. Die bringen wesentlich mehr Geld, wenn man sie zu Whisky verarbeitet. Neben der Destille entstehen zwei Speicher für das Korn, um das ganze Jahr lang brennen zu können.

In einem zweiten Bauabschnitt sollen dann neben einer neuen Abfüllung, einem Fasslager und einem weiteren Getreidelager Seminarräume entstehen, wofür noch einmal eineinhalb Millionen Euro eingeplant sind. Dort sollen einmal Tagungen rund um die Edelbrände stattfinden. Der Baubeginn ist laut Michael Schultz aber noch offen. Außerhalb der Erntesaison gibt der Hof bereits jetzt Whisky-Abende mit Verkostung, Einblick in die Herstellung und einer irischen Folkband.

In Zukunft vielleicht Glindower Rum?

Für die Finanzierung des weiteren Ausbaus hat der Juniorchef eine ausgefallene Idee: Wer will, kann sich bei ihm ein 30-Liter-Fass seines eigenen Whiskys brennen lassen und die Reifung über mehrere Jahre begleiten. Zudem kann für die eigene Kreation auch das Fass ausgesucht werden, denn es mache einen großen Unterschied, ob darin vorher Glindower Kirschwein oder Sherry herangereift ist. Wer mehr möchte, kann auch ein großes Fass mit 225 Litern bekommen, was nach Schultzes Hoffnung besonders für Bars interessant sein könnte.

Neben Whisky brennt der 43-Jährige auch Gin oder Obstbrände, seit Neuestem treibt ihn eine weitere Idee an: Rum aus Glindow. Meist habe er solche Ideen in schlaflosen Nächten, aus dem karibischen Getränk könne in Werder aber tatsächlich etwas werden. „Ich habe schon bei der Freien Universität in Berlin angefragt, ob hier Zuckerrohr wachsen würde.“ Ergebnis: Vor hundert Jahren hätte man das schon mal probiert, im Gewächshaus oder mit einer Wärmeleitung im Feldboden würde es funktionieren. „Und Abwärme habe ich ja bald genug von der Destille, die könnte man dann in den Feldboden leiten“, so Schultz.

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