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Biomalzspange: Stahnsdorfer Anwohnerinitiative fordert Unterstützung von Teltow bei Lärmschutz. Vorbereitungen laufen

Stahnsdorf/Teltow - Fast zehn Jahre nach den ersten Planungen haben die Vorbereitungen für den Bau der sogenannten Biomalzspange begonnen, die die Gewerbegebiete der beiden Nachbarkommunen Teltow und Stahnsdorf verbinden und die Kommunen innerorts vom Verkehr entlasten soll. Wie Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung mitteilte, werde derzeit das Ersatzhabitat für die Zauneidechsen geschaffen, die im Frühjahr umgesiedelt werden sollen. Ob das Bauprojekt im Anschluss wie geplant starten kann, ist aber weiter offen. Das Klageverfahren gegen den im Februar erteilten Planfeststellungsbeschluss ist noch nicht entschieden, auch müssen nach Angaben der Teltower Stadtverwaltung noch Kaufverträge für einige Grundstücke der Trasse unterzeichnet werden. Zudem kämpft die Bürgerinitiative Anwohner Striewitzweg weiter um verbesserten Lärmschutz. „Der Stand ist mehr als enttäuschend“, sagte eine Sprecherin der Initiative den PNN.

Wie berichtet hatte sich die Anwohnerinitiative zuletzt in einem offenen Brief an den Stahnsdorfer Bürgermeister und die Gemeindevertreter gewandt, weil sie sich um die Lebensqualität in ihrem Wohngebiet sorgt. Rund 100 Unterstützer setzten ihre Unterschrift unter das Schreiben. Die Anwohner erachten die vorgesehene 120 Meter lange Lärmschutzwand als nicht ausreichend. Die zu erwartende Verkehrsbelastung der Biomalzspange sei wesentlich höher als in der Prognose der Stadt Teltow dargelegt, behaupten sie (PNN berichteten). Zudem beklagen die Stahnsdorfer, dass Teltow sich nicht an den Kosten beteiligt, obwohl der Verkehr teilweise von dort kommt und auf die Trasse umgelenkt wird. Wie berichtet soll die rund 650 Meter lange und zum Teltower Spangensystem gehörende Straße über den Kreisel am McDonald’s durch die Stahnsdorfer Feuchtwiesen zum Technopark führen. Rund 400 Meter verläuft die Trasse auf Teltower Gebiet, etwa 250 führt sie durch Stahnsdorf. Entsprechend der Streckenabschnitte wollen beide Kommunen anteilig die Kosten übernehmen, die nach Angaben der Teltower Stadtverwaltung derzeit mit rund 2,5 Millionen Euro veranschlagt sind. Für den Lärmschutz, rund 200 000 Euro, muss Stahnsdorf aber allein aufkommen. Aufgrund der noch bei Gericht anhängigen Klage äußert sich Teltow dazu derzeit nicht.

Die Stahnsdorfer Gemeindevertretung hatte die Verwaltung zunächst im Juni beauftragt, zu prüfen, welche weiteren Möglichkeiten es gibt, die hinter der Biomalzspange am Striewitzweg und der Hermannstraße gelegene Siedlung zu schützen. Ergebnisse stehen noch aus. Laut Stahnsdorfer Gemeindeverwaltung sollen sie den Gremien im Januar vorgelegt werden. Gemeindesprecher Stephan Reitzig hatte zuletzt erklärt, dass es weitere Schutzmaßnahmen gebe, sobald Grenzwerte überschritten würden. Jedoch wollte die Gemeinde zunächst warten, bis die Biomalzspange gebaut ist, um zu überprüfen, ob die prognostizierten Werte dem reellen Verkehrsstrom entsprechen. Nach Ansicht der Anwohner wäre das allerdings nachteilig. Ist die Straße erst gebaut, gelten höhere Grenzwerte. So dürfen nach Bundesimmissionsschutzverordnung bei einer neu gebauten Straße die Immissionen am Tage einen Grenzwert von 59 dB und nachts von 49 dB nicht überschreiten. Bei bereits vorhandenen Straßen gelten indes Grenzwerte von 70 beziehungsweise 60 dB, so die Initiativensprecherin. Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB) betont jedoch, schon früh wesentliche Verschlechterungen durch die Biomalzspange für die Anwohner verhindert zu haben. So sei bereits zu Planungsbeginn im Jahr 2008 auf seinen Vorschlag hin der Flächennutzungsplan geändert und eine weitere Bebauung der Striewitzwiesen verhindert worden. Auch zu der ursprünglich vorgesehenen Anbindung des Striewitzweges an die Biomalzspange kam es aufgrund seiner Initiative nicht.

Trotzdem steht auch der Stahnsdorfer Bürgermeister bei den Anwohnern in der Kritik. Neben dem mangelnden Lärmschutz monieren sie, dass es seitens der Stahnsdorfer Gemeinde keinen offiziellen Beschluss zum Bau der Biomalzspange gab. Wie berichtet hatte Stahnsdorf zu Beginn der Planungen der Stadt Teltow die Federführung für das gemeinsame Projekt übertragen, von einer Zustimmung zu den Plänen entbehrte das die Gemeindevertreter aber nicht. Die Anwohnerinitiative hatte sich zur Prüfung des Vorgangs an die Kommunalaufsicht gewandt, die den Bürgermeister zur Stellungnahme aufforderte. Nach Angaben der Behörde hätte er dafür noch bis Weihnachten Zeit.

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