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Zerschlagen. Ärger über zurückgelassenes Auto in Stahnsdorf eskaliert.

© C. Kümpel

Gemeindevertreter übt Selbstjustiz: FDP-Mann drischt auf BMW ein

Das Auto wurde vor sieben Monaten in Stahnsdorf abgestellt - seitdem steht der BMW in der Kirchstraße. Wer für die Entsorgung zuständig ist, war bislang unklar.

Stahnsdorf - Ein Gemeindevertreter übt Selbstjustiz: FDP-Mann Christian Kümpel griff gestern Nachmittag zum Metallhebel, ging damit auf den BMW in der Kirchstraße los und schlug die Außenspiegel und einen Blinker kaputt. Dass der Wagen trotz mehrerer Aufforderungen und Medienberichte noch nicht entfernt worden sei, liege seiner Kenntnis nach daran, dass der BMW äußerlich unbeschädigt sei, hatte Kümpel zuvor in einem Schreiben an mehrere Medien mitgeteilt. Ihm bleibe daher nichts anderes übrig, als in einem Akt zivilen Ungehorsams den Wagen zu beschädigen. „Dann kann der Kreis nicht mehr behaupten, das Fahrzeug stelle keinen Müll dar.“ Direkt nach der Tat habe er sich selbst angezeigt, sagte der FDP-Abgeordnete. „Ich rechne mit einem Bußgeld.“

Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert reagierte auf Kümpels Aktion bestürzt, versicherte aber, dass diese vorerst nichts am Umgang der Behörden mit dem Fahrzeug ändere. „Die Behörde wird sich nun vor Ort ein Bild von den Schäden machen müssen.“ Allerdings werde es wohl zunächst einmal zivilrechtliche Schritte gegen Christian Kümpel geben.

Offenbar viele Kaufinteressenten für Schrott-BMW

Die Umweltbehörde habe in der vergangenen Woche die Halterin des Fahrzeugs ermittelt, so Schwinzert. Es stehe ein Verstoß gegen die Zulassungsverordnung im Raum, wenn das Fahrzeug im öffentlichen Raum ohne amtliche Kennzeichen abgestellt wird. Die Halterin habe eine Frist gesetzt bekommen, innerhalb derer sie ein neues Kennzeichen beantragen könne. Wenn sie das nicht tue, drohe ihr ein Bußgeld, so Schwinzert.

Die Stahnsdorferin Claudia Anschütz hat eine bessere Lösung: „An dem Wagen hängen mittlerweile so viele Visitenkarten von Autoankäufern“, so Anschütz, „Da würde sie sogar noch ein bisschen Geld bekommen, anstatt für die Entsorgung zahlen zu müssen.“ Der Wagen ist Gesprächsthema in Stahnsdorf. Da in der Kirchstraße nur in Ausnahmefällen Fahrzeuge auf dem Seitenstreifen abgestellt werden, falle der BMW auf und stelle insbesondere in der Dunkelheit ein gefährliches Verkehrshindernis dar, so Anschütz.

Auch Anwohnerin Pamela Henning-Salomone wünscht sich, dass der Wagen bald verschwinden möge. Ihrer Sicht nach verbirgt sich ein tragisches Schicksal hinter dem Vorfall. „Die Dame, die das Auto gefahren ist, kam in den letzten Monaten immer mal wieder her“, sagt sie. „Wir haben sie manchmal nachts hinter dem Steuer sitzen gesehen, wie sie versuchte, den Wagen wieder zu starten.“ Die Frau habe sogar Cola in den Tank gekippt. Offenbar sei sie psychisch verwirrt und nicht in der Lage, sich selbst um den weiteren Umgang mit dem Fahrzeug zu kümmern.

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