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Potsdam-Mittelmark: Gefährliche „Neubürger“

Auwald-Zecke jetzt erstmals im Raum Werder/Schwielowsee entdeckt

Potsdam-Mittelmark - Erstmals ist jetzt auch in der Region Werder / Schwielowsee die gefährliche Auwald-Zecke gefunden worden. Gefürchtet wird sie vor allem deshalb, weil sie auf Hunde eine lebensgefährliche, Malaria-ähnliche Erkrankung überträgt – die Babesiose. Der Biologe Kai Heinemann vom Förderverein für Natur- und Landschaftsschutz Region Schwielowsee (FNL) hat mehrere Exemplare der neuen Zeckenart nun in den Erlen-Bruchwäldern von Ferch und Plessow sowie auf einer Rinderweide in Petzow nachgewiesen. Um Bestimmungsfehler auszuschließen, habe er die Tiere zur Gegenbestimmung einem Experten der Universität Potsdam vorgelegt und für Bestimmungsübungen überlassen, teilte Heinemann gestern den PNN mit.

Die Auwald-Zecke ist ursprünglich Bewohner der südosteuropäischen Auwald- und Moorgebiete Österreichs, Ungarns und Südpolens. In Deutschland wurde die Art bisher hauptsächlich am Oberrhein, im Saarland und Rheinland-Pfalz nachgewiesen. In den Feuchtgebieten entlang der Elbe, insbesondere bei Torgau in Sachsen, fand sich ebenfalls eine kleine Population. In den vergangenen Jahren hat sich die Auwald-Zecke anscheinend stark vermehrt und trat ihren „Siegeszug“ von der Elbe über den Fläming Richtung Berlin an. Experten meinen, dass die zunehmende Erderwärmung den Tieren ein Überleben in Gebieten möglich macht, die für sie vorher aufgrund der klimatischen Verhältnisse nicht in Frage kamen.

Ende vergangenen Jahres wurde in Brandenburg erstmals der Biss einer Auwaldzecke auch beim Menschen dokumentiert (PNN berichteten). Betroffen war eine Försterin aus dem Raum Königs Wusterhausen, berichtete Thomas Talaska, Leiter des Instituts für durch Zecken übertragbare Krankheiten in Brieskow-Finkenherd. Nach seinen Angaben sei noch unklar, inwieweit Krankheitserreger auch auf den Menschen übertragen werden können.

Die Auwald-Zecke ist größer und bunter als bisher einheimische Zecken-Arten. Die Weibchen werden vollgesogen bis zu 16 Millimeter groß. Erwachsene Zecken befallen große Haustiere, wie Hunde und Pferde, aber auch Rehe, Wildschweine und Füchse.

Parasitologen und Tierärzte empfehlen Hundehaltern, mit Zeckenhalsbändern, Spot-on-Präparaten (in den Nacken zu träufelnde Tropfen) und Shampoos das Risiko eines Zeckenbefalls zu vermindern. Die Erkrankung beginnt oft eine Woche nach dem Zeckenstich, aber auch später, mit hohem Fieber. Die Tierärzte behandeln das Fieber meistens mit Antibiotika, das jedoch die Krankheitserreger nicht abtötet. Wichtig ist es, die Krankheit möglichst früh zu erkenen.

Kai Heinemann will das Veröffentlichen seiner Entdeckung nicht als Panikmache verstanden wissen. „Es ist lediglich ein Hinweis darauf, dass man wachsam sein und jeden Stich vermeiden sollte, wenn man sich in den Feuchtgebieten der Region aufhält“, so der Biologe. Nun sei zu beobachten, wie schnell sich der „Neubürger“ weiter ausbreitet und wie aggressiv er sich gegen die etwa 30 heimischen Zeckenarten wie dem Gemeinen Holzbock und der braunen Hundezecke durchsetzen kann. Hagen Ludwig

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