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Die Geburtenstation in Bad Belzig schließt offenbar doch nicht. Das Bergmann-Klinikum hält dennoch an einer Schließung fest.

© dpa

Geburtsstation in Bad Belzig vor der Schließung: Rettungsplan in letzter Minute

Für die Geburtenstation in Bad Belzig wird es eng, sie soll zum 1. April schließen. Doch eine Lösung ist in Sicht.

Bad Belzig - Trotz eines Beschlusses der Potsdamer Stadtverordneten für den Erhalt der Bad Belziger Geburtenstation rückt deren Schließung zum Ende des Monats immer näher. Allerdings arbeitet ein Arzt im Klinikum Brandenburg/Havel an einem Rettungsplan in letzter Minute, wonach sein Haus die bedrohte Station übernehmen könnte – vom bisherigen Eigner, dem Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“ (EvB). Ob das funktionieren kann, ist unklar. Zudem gibt es gegenseitige Schuldzuweisungen.

Abgesagt sind zunächst alle weiteren Verhandlungen einer Arbeitsgruppe aus Fachärzten, darunter Gynäkologen und Kinderärzte aus Bad Belzig. Die Fachleute sollten darüber beraten, ob und wie die Geburtsstation des Krankenhauses erhalten werden kann. Sie soll wie berichtet zum 1. April geschlossen werden. Frauen aus Bad Belzig und Umgebung müssten dann in Potsdam, Brandenburg an der Havel oder in Sachsen-Anhalt entbinden, wenn sie auf Notfälle spezialisierte Ärzte möchten. „Wir haben die Absage zur Kenntnis genommen und beraten uns nun“, sagte Potsdams Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann. EVB-Chef Steffen Grebner hatte zuletzt betont, die Station könne nur fortbestehen, wenn sich die Ausstattung mit hinreichend qualifiziertem verlässlichen Personal absichern lässt.

Schließung wegen Fachkräftemangel

Wie berichtet sind die Geburtszahlen in Bad Belzig seit Jahren rückläufig. Zudem begründet das Bergmann-Klinikum, dass das Belziger Krankenhaus vor zwei Jahren übernommen hat, die Schließung der Station mit Fachkräftemangel bei Ärzten und Hebammen in der Region. Zuletzt habe man vermehrt wechselnde Honorarärzte einsetzen müssen. „Dieser Weg wird zunehmend schwieriger und birgt Risiken im Bereich der Zuverlässigkeit und Qualität“, so Klinikchef Grebner in einem aktuellen Schreiben. Diesen Weg könne man zum Wohle der Patienten nicht weitergehen. Kritiker zweifeln hingegen daran, dass Grebner ein Interesse am Erhalt der defizitären Geburtenstation hat.

Nach PNN-Informationen gab es auch in der gescheiterten Arbeitsgruppe deutliche Meinungsverschiedenheiten. Für den Erhalt setzten sich unter anderem der Bad Belziger Kinderarzt Burkart Kroll und Peter Lewdon, Chefarzt der Frauenabteilung und Geburtshilfe in Brandenburg, ein. Letzterer hatte gewarnt, nach Schließung der Station sei wegen der Entfernungen zu einer entsprechend ausgestatteten Klinik „mit vermeidbaren Schäden oder sogar kindlichen oder mütterlichen Todesfällen“ in der Region zu rechnen.

Projekt müsse wirtschaftlich tragbar sein

Ledwon sagte am Dienstag auf PNN-Anfrage, dass er die Arbeitsgruppe mit dem Potsdamer Klinikum wegen „völlig unterschiedlichen Vorstellungen“ verlassen habe. „Zudem habe ich nicht erkennen können, wie Herr Grebner mehr Personal holen will.“ Insofern arbeite er nun an einem Konzept, wonach sein Arbeitgeber, das städtische Klinikum Brandenburg /Havel, die Station von den Potsdamern übernehmen und weiterbetreiben könnte. Das nötige Personal könne mit eigenen Fachärzten abgesichert werden, die man im Rotationsprinzip einsetzen könne. Den Vorschlag habe er der Geschäftsführung des Hauses gemacht, das werde nun geprüft – auch hinsichtlich der Finanzierung.

Dies bestätigte die Klinikchefin Gabriele Wolter. „Wir brauchen aber noch mehr Informationen und Zahlen aus Bad Belzig – so ein Projekt muss wirtschaftlich tragbar sein, sonst werden wir es nicht machen“, sagte sie. Bei einer Rettung müsse neben der bedrohten Station auch die Abteilung für Gynäkologie übernommen werden. „Allein lässt sich die Geburtshilfe nicht betreiben.“ Ausreichend Personal sei in ihrem Haus vorhanden, betonte Wolters. Unklar sei noch, ob in Potsdam Interesse an einem solchen Geschäft bestehe. EvB-Sprecherin Hunsmann sagte, ihr sei die Idee bisher nicht bekannt – daher könne sie nichts dazu sagen. Ähnlich äußerte sich eine Sprecherin des zuständigen Gesundheitsministeriums.

Protest gegen Schließung

Seit Bekanntwerden der Schließungspläne formiert sich Protest. Im Februar waren rund 500 Menschen in Bad Belzig auf die Straße gegangen. Auch die Politik reagierte: Sowohl der Kreistag als auchdie Potsdamer Stadtverordneten sprachen sich für einen Erhalt der Geburtsstation aus, wenn ein tragfähiges Konzept zum Fortbestand gefunden werde. Für den morgigen Donnerstag ist auf dem Marktplatz der Stadt ab 17 Uhr eine weitere Protestkundgebung angekündigt – zur Teilnahme ruft im sozialen Netzwerk Facebook etwa besagter Kinderarzt Kroll auf, der in der beendeten Arbeitsgruppe saß.

Dieser schrieb zuletzt in einem den PNN vorliegenden Brief an Grebner, er sehe „keinen Sinn mehr darin, mit Ihnen allein die Weiterarbeit der Geburtshilfe zu organisieren“. Der Brief ging auch ans Potsdamer Stadtparlament und an den Aufsichtsrat des Klinikums. Dabei erhob Kroll Vorwürfe zu „seit Wochen ausstehenden mehrfach angemahnten Zahlungen für Hebammen“. Grebner schrieb zurück: „In den vergangenen vier Wochen habe ich die Hebammen persönlich oft getroffen und gesprochen. Einen Hinweis zu ausstehenden Zahlungen haben ich oder meine Mitarbeiter vor Ort nicht erhalten. Dem Hinweis gehe ich gerne nach.“

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