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Viele Mittelmärker stellen ihre Hilfsbereitschaft unter Beweis und gehen zum Beispiel für Senioren einkaufen (Symbolbild). 

© dpa

Gassigehen, kochen, einkaufen: Die Hilfsbereitschaft in der Mittelmark ist groß

In der Coronakrise haben sich in Potsdam-Mittelmark viele Nachbarschaftshilfen gegründet. Die Hilfsbereitschaft ist groß. Aber es gibt ein Problem.

Von Sarah Stoffers

Mit der Verschärfung der Coronakrise haben die Kommunen in Potsdam-Mittelmark auf sehr vielfältige Weise Nachbarschaftshilfen ins Leben gerufen, um Hilfesuchende und Helfer zusammen zu bringen. Viele Freiwillige haben sich gemeldet – doch ein Problem ist, die Hilfesuchenden überhaupt zu finden. Die Stadt Werder (Havel) stellt wie berichtet sein Maerker-Portal für Helfer und Hilfegesuche zur Verfügung. „Dabei achten wir darauf, dass wir immer möglichst einen Kontakt im eigenen Wohnquartier herstellen. Das ist angesichts der vielen Hilfsangebote auch möglich“, sagt Werders Beteiligungsbeauftragter, Linus Strothmann. Er koordiniert die Nachbarschaftshilfe auf dem Portal. Bis Ende der Woche hatten sich bereits fast 20 Werderaner gemeldet, die helfen wollten, teilte die Stadt mit. Nicht nur Hilfe beim Einkauf wurde dabei angeboten: Eine junge Frau möchte etwa Schülern telefonische Unterrichtsnachhilfe geben. Zwei Hilfsgesuche konnten bereits erfolgreich vermittelt werden konnten.

In Stahnsdorf gingen in den ersten 48 Stunden bereits zwölf Hilfsangebote ein, teilte Gemeindesprecher Stephan Reitzig mit. Die Gemeinde koordiniert gemeinsam mit dem Jugend- und Familienzentrum „Clab“ die Aktion „Helfende Hände“ und verteilt dazu ein Flugblatt mit den wichtigsten Telefonnummern und Informationen. Neben der Einkaufshilfe, boten die Freiwilligen auch Gassigänge mit dem Hund, die Abholung von Medikamenten oder einfach allgemein ihre Hilfsbereitschaft an, so Reitzig. Fünf Helfer haben bereits einen Helferausweis bekommen, um Betrug zu vermeiden. Sieben weitere bekommen bald ebenfalls einen, so Reitzig. Viele Hilfsangebote kamen auch von den Schwielowseern. „Uns hat eine immense Flut an Hilfsangeboten erreicht. Das hat uns wirklich sehr positiv überrascht“, sagte Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). 

Kerstin Hoppe.
Kerstin Hoppe.

© Ottmar Winter

Familienzentrum vermittelt Hilfe

Das Familienzentrum unter der Leitung von Anna Töpfer organisiert und vermittelt die Hilfe mit Unterstützung der Gemeinde. 53 Personen aus allen Ortsteilen hätten sich gemeldet, so Töpfer. Einkaufen, Bring- und Lieferdienste aller Art, Hilfe mit der IT oder bei den Hausaufgaben wurde angeboten. Einige erklärten sich bereit, für diejenigen, die viel arbeiten oder die es nicht können, zu kochen, so Töpfer. Bislang hätten zwei Personen um Hilfe gebeten. Töpfer hat zudem Senioren angesprochen, sie per E-Mail informiert und ihnen die Unterstützung der Helfer angeboten.

Aber: Viele ältere Menschen würden ein Internetportal wie den Maerker kaum nutzen, teilte die Stadt Werder mit. Sie bittet daher auch Angehörige sich zu melden. „Es ist nicht für jeden Menschen leicht, um Hilfe zu bitten“, sagte Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU). „Aber wenn man weiß, dass viele Werderaner diese Hilfe angeboten haben, dann macht es das vielleicht einfacher.“ 

Helfer gesucht

Auch die Gemeinde Stahnsdorf hat ähnliche Erfahrungen gemacht. „Es scheint weniger eine Herausforderung zu sein, helfende Hände zu finden, als vielmehr Hilfsbedürftige ausfindig zu machen.“ Auch er führt es darauf zurück, dass vor allem die zur Risikogruppe gehörenden älteren Einwohner seltener im Internet unterwegs sind. Und auch die persönliche Scham hielte vielleicht einige ab. Doch niemand müsse sich schämen, direkt oder indirekt von Corona betroffen zu sein, so Reitzig.

Stahnsdorf nimmt gerne Hilfe beim Verteilen des Flugblattes in die Briefkasten an, so dass auch diejenigen, die nicht im Internet unterwegs sind, alle Informationen bekommen. Der Flyer ist auf der Webseite der Gemeinde zu finden. Auch der Aufruf in Schwielowsee kann auf der Webseite der Gemeinde als PDF ausgedruckt werden. Die Stadt Werder hatte bereits reagiert und wie berichtet um die Verbreitung ihres „Seniorenbriefes“ an die unmittelbaren Nachbarn gebeten.

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