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Dürreperiode. So trocken war es auf dem Südwestkirchhof noch nie, seit Friedhofsleiter Olaf Ihlefeldt seinen Posten vor 29 Jahren antrat. Dieses Jahr drohen viele der Pflanzen wegen der anhaltenden Trockenheit einzugehen.

© Andreas Klaer

Potsdam-Mittelmark: Gartendenkmal in Gefahr

Den Pflanzen auf dem Südwestkirchhof macht die extreme Trockenheit zu schaffen – auch die Waldbrandgefahr nimmt mit jedem Tag ohne Regen zu

Stahnsdorf - Ein Schild am Eingang des Südwestkirchhofs warnt Besucher: Waldbrandgefahr Stufe 5. Das ist die höchste Gefahrenstufe, die es gibt. Jede unachtsam weggeworfene Zigarette, jedes fallengelassene Streichholz und jedes brennende Teelicht kann in diesem Stadium zu einem Großbrand führen. Doch die wenigsten Friedhofsbesucher werfen im Vorbeigehen einen Blick auf das Schild. Für Friedhofsleiter Olaf Ihlefeldt ist das ein Anlass großer Sorge. „Die meisten Gäste sind sich gar nicht bewusst, wie schnell sich ein Feuer hier ausbreiten und welche Folgen das haben kann.“

Seit Wochen haben die Bäume und Sträucher auf dem Friedhof keinen Tropfen Regenwasser mehr abbekommen. Das Moos auf den Wegen des Südwestkirchhofs sieht inzwischen aus wie der bröckelnde Putz eines sanierungsbedürftigen Altbaus. „Wenn selbst das Moos sich schon hochrollt, ist das ein sicheres Zeichen, dass es auch für die meisten anderen Pflanzen viel zu trocken ist“, sagt Ihlefeldt und fügt hinzu: „Als gelernter Gärtner tut mir vor allem der Anblick der Rhododendren in der Seele weh.“ Die meterhohen Büsche, die in der Ferne zwischen den Bäumen zu sehen sind, geben mit ihren kraftlos nach unten hängenden Blättern tatsächlich ein trauriges Bild ab. Über 80 Jahre wachsen viele von ihnen nun bereits auf dem Südwestkirchhof, bis vor wenigen Wochen standen sie wie jeden Sommer in voller Blüte. Wenn es aber in den kommenden eineinhalb Wochen nicht wenigstens einmal ausgiebig regne, komme für einige Sträucher wahrscheinlich jede Hilfe zu spät, so Ihlefeldt.

Auch Birken, Buchen und Lebensbäume leiden bereits stark. „Damit würde sich das gesamte Gartendenkmal Südwestkirchhof plötzlich in gravierender Form verändern.“ Die Verluste, die es bereits jetzt durch verdorrte Pflanzen gibt, würden sicher mehrere Tausend Euro betragen, so Ihlefeldt. Allerdings ließen sich Pflanzen ja ohnehin schwer ersetzen: Bis die nächste Rhododendron- oder Buchengeneration so eindrucksvolle Ausmaße erreicht habe, brauche es schließlich erneut 80 Jahre.

An den Wegesrändern können die Friedhofsgärtner noch gegensteuern. Aus den Anschlüssen, die eigentlich für die Feuerwehr gedacht sind, haben sie allein in den vergangenen drei Tagen rund 720 Kubikmeter Grundwasser auf die Pflanzen gegossen. Alle verfügbaren Gärtner seien derzeit fünf Tage pro Woche im Einsatz, sagt Ihlefeldt, bei einem von ihnen helfe sogar der Sohn beim Bewässern mit. „Aber solche Anschlüsse haben wir eben nur in den Randbereichen der Gehwege“, erklärt Ihlefeldt.

Tiefer im Wald gebe es für die Pflanzen keine Wasserquellen außer dem Regen. Gefährlich werden könnten dort vor allem die Naturgräber, also Gräber, die ohne Einzäunung direkt in den Waldboden eingelassen sind. Oft würden Angehörige dort Grablichter und Vasen mit Blumensträußen aufstellen. Wenn Ihlefeldt oder einer der Gärtner ein solches Grablicht sehen, bleibt ihnen aktuell nichts anderes übrig als es wegzuräumen. Zu groß sei das Risiko, dass etwa ein Waldtier eins der Lichter umstoße oder ein trockenes Blatt in die Kerze oder auch nur auf den aufgeheizten Metalldeckel falle und dadurch ein Funke entstehe. Die Flammen würden in kürzester Zeit auf die umstehenden Bäume übergreifen und einen Großbrand auslösen.

Am meisten Angst hat Ihlefeldt um die Norwegische Friedhofskapelle, die vor Kurzem mit 33 000 Euro aus dem Bundesprogramm „National wertvolle Kulturdenkmäler“ gefördert wurde. Die 1909 eingeweihte Kapelle ist in ihrem Baustil einzigartig in der Region – und sie besteht komplett aus Holz. Julia Frese

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