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Fussball: Werderaner gründen Hertha-Fanclub

Seit Jahren ist die Blütenstadt Werder eng mit Hertha BSC verbunden. Ein offizieller Fanclub fehlte aber bis jetzt. Ein Exil-Berliner will das jetzt ändern.

Werder (Havel) - Etwa eine Dreiviertelstunde fährt man von der Stadt Werder (Havel) ins Olympiastadion nach Berlin. Sowohl mit dem Auto als auch mit der Bahn. Das ist eine kürzere Anreise, als manch Berliner sie hat. So nah die beiden Orte einander sind, so eng sind auch die Beziehungen zwischen der Blütenstadt und Hertha BSC Berlin seit geraumer Zeit – auch wenn die Werderschen mehrere eigene Vereine in der Stadt und den Ortsteilen haben.

Nur spielen die eben nicht in der Bundesliga. Und so ist Werder seit 2004 offizielle Partnerstadt der Hertha. Die Carl-von-Ossietzky-Oberschule ist offizielle Partnerschule des Vereins aus Charlottenburg. Der Werderaner FC schickt sogenannte Einlaufkinder und Balljungen ins Olympiastadion, Hertha unterstützt die Schulen bei Fußball-AGs oder organisiert Fußballschulen in den Sommerferien. Es gibt sogar eine Herthastraße in der Blütenstadt.

Gründung immer wieder vertagt

Was bis heute fehlt in Werder: Ein offizieller Hertha-Fanclub. Klaus-Dieter Bartsch, Sachgebietsleiter Sport in der Stadtverwaltung sowie Vorsitzender des Stadtsportbundes und Präsident des Werderaner FC, erinnert sich an entsprechende Planungen: „Den wollten wir 2004 auch gründen, aber das ist damals irgendwie liegengeblieben.“

Jetzt, 13 Jahre später, wird die Idee mit neuem Leben erfüllt – und zwar von Christian Minnieur. Der gebürtige Berliner ist seit seinem zehnten Lebensjahr Hertha-Fan. Er ist Mitglied im Verein, Dauerkartenbesitzer, sein Sohn ebenso. Vor zwei Jahren zog Minnieur mit seiner Familie nach Werder. Über soziale Medien erfuhr er von Bartschs Beziehungen zu Hertha und trat daraufhin mit ihm in Kontakt. Beide sagten Hertha-zugeneigten Freunden Bescheid und Mitte Juli trafen sich knapp 20 Leute in einer werderschen Bar. Unter ihnen auch Andreas Blaszyk, Fanbetreuer bei Hertha BSC.

Der Verein bietet potenziellen Fanclubs Unterstützung bei der Gründung an. „Wir informieren darüber, auf was sie achten müssen“, erklärt Blaszyk. Schließlich profitiert man als offizieller Fanclub (OFC) von einigen Vorteilen. So können Mitglieder etwa günstiger Dauerkarten und Fanartikel erwerben. Der Kontakt zu Spielern und Verein wird erleichtert, es gibt regelmäßige Fantreffen.

Fanclub soll Ansehen der Hertha fördern

Gleichzeitig muss der Fanclub bestimmte Regeln befolgen. So verpflichten sich die Mitglieder, auf politische Äußerungen bei Spielen zu verzichten, ebenso auf Gewalt und Pyrotechnik. Kurz, der Fanclub soll „das Ansehen von Hertha BSC und seinen Fans durch sein Auftreten und Handeln fördern“, wie es in der Fanclub-Vereinbarung heißt. Ein OFC braucht außerdem eine Satzung, einen Vorsitzenden und 15 bis 20 Mitglieder.

All das ist in Werder gegeben, sind Fanbetreuer Blaszyk und die Fanclubinitiatoren Bartsch und Minnieur sich sicher. Auch ein Treffpunkt ist schon gefunden. Beim ersten Zusammenkommen sammelten sich die Interessierten im Colonial Café in Werders Zentrum. Besitzer Christian Heinze ist zwar selber kein Hertha- Fan, wäre aber trotzdem gerne Gastgeber für den Fanclub – etwa bei Fernsehübertragungen von Auswärtsspielen.

Was dem Fanclub allerdings noch fehlt, ist ein Name. Minnieurs Vorschlag mit Werder-Bezug, „Blau-Weiße Blüten“, fiel bei den potenziellen Mitgliedern auf wenig Gegenliebe. „Das war manchen zu weich“, sagt er und lacht. Wie der Fanclub schlussendlich heißt, wird also erst auf der Gründungssitzung beschlossen. Die ist für den 23. September – die Hertha spielt dann in Mainz – geplant. Dort soll dann auch die Satzung unterschrieben und der Vorsitzende bestimmt werden.

Junge Werderaner für Hertha begeistern

Dass bis September die nötige Zahl an Mitgliedern versammelt ist, daran haben Bartsch und Minnieur keine Zweifel. Wie sich der Fanclub dann entwickelt, wird sich zeigen, sagt Minnieur. Prinzipiell kann jeder Mitglied werden. Das Mindestalter liegt ungefähr bei 15 bis 16 Jahren. Bis jetzt läuft die Rekrutierung über Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Hoffnung ist, auch junge Werderaner für Hertha zu begeistern. Die Chancen stehen nach Ab- und Wiederaufstieg in den vergangenen Jahren gut. Immerhin spielt die „Alte Dame“ in der kommenden Saison nach sieben Jahren wieder in der Europa League.

Gemeinsame Fahrt zum Stadion, organisierte Auswärtsfahrten, einfach zusammen über den Verein und Fußball reden: Für all das soll der erste offizielle Hertha- Fanclub in Werder bald die entsprechende Plattform bieten. Das 125. Jubiläum des Vereins und die 700-Jahr-Feier der Stadt – es sei ein gutes Jahr für eine Fanclub-Gründung, ist sich Minnieur sicher. Vor einer Woche war er selber bei der Feier im Olympiastadion dabei. Auch beim Jubiläumsspiel gegen Liverpool am Wochenende war er im Stadion. Und Werders oberster Sportler Bartsch freut sich: „Wenn Hertha 175 wird und Werder 750, dann wird der Fanclub 50.“

Martin Anton

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