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Protest gegen Schließung. Bürgermeisterin Hannelore Klabunde-Quast

© A. Koska

Potsdam-Mittelmark: Fünkchen Hoffnung für Geburtsstation Expertenrunde soll Lösung erarbeiten

Bad Belzig - Die Tür bleibt ab April zu, der Schlüssel bleibt aber stecken. So könnte man das Ergebnis des „Runden Tisches zur Entbindungsstation Bad Belzig“ im Rathaus der Kreisstadt zusammenfassen.

Bad Belzig - Die Tür bleibt ab April zu, der Schlüssel bleibt aber stecken. So könnte man das Ergebnis des „Runden Tisches zur Entbindungsstation Bad Belzig“ im Rathaus der Kreisstadt zusammenfassen. Der Geschäftsführer des Klinikums „Ernst von Bergmann“, zu dem das Krankenhaus Bad Belzig gehört, betonte am Donnerstag, dass die Geburtshilfe auf jeden Fall geschlossen wird. „Wir haben keine andere Möglichkeit. Wir haben Glück, dass in den vergangenen 18 Monaten nichts passiert ist, aber es ist uns nicht gelungen, Fachärzte zu bekommen. Da es jederzeit zu Problemen kommen kann und ich die Verantwortung trage, bleibt es bei der Schließung“, so Steffen Grebner.

Damit begrub er viele Hoffnungen, dass es über den 31. März hinaus weiterhin eine Geburtshilfe in Bad Belzig geben wird. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch. „Wir reißen den Kreißsaal nicht ab. Wenn es genügend genügend Fachärzte und Hebammen für eine qualitativ gute Versorgung gebe, „dann kann er wieder eröffnet werden“, betonte der Klinikchef. Damit ging er auf Vorwürfe ein, dass man nicht gezielt nach Fachkräften gesucht hätte.

Anwesende Hebammen und Ärzte bezweifelten den Willen Grebners, Personal zu beschaffen. So behauptete die aus Eckernförde angereiste Alexandra Bruns, dass sie in kürzester Zeit mehrere Hebammen gefunden hätte, die bereit wären, im Fläming zu arbeiten. „Die Geburtshilfe gehört zur Daseinsvorsorge und darf nicht von den Fallzahlen abhängen“, so die Vorsitzende des Vereins „Geburt Eckernförde“, wo es ähnliche Probleme gibt.

Die in Bad Belzig wohnenden Gynäkologen Peter Ledwon, Leiter der Frauenklinik am Krankenhaus Brandenburg, und Karolin Fahlke, die in Potsdam tätig ist, boten ihr Hilfe an. „Wir sollten uns in einer Expertenrunde zusammensetzen, um nach Lösungen zu suchen“, so Ledwon. Sein Vorschlag, den auch die Kinderärzte aus Bad Belzig unterstützen, wird jetzt umgesetzt. Grebner soll innerhalb der nächsten beiden Wochen die Experten an einen Tisch holen und eine Taskforce bilden, so Anne Böttcher vom SPD-Ortsverein. Er kündigte zugleich an, gegebenenfalls eine neue Sitzung des Runden Tisches einzuberufen.

In einem solchen Fall wäre auch das Gesundheitsministerium bereit, den Versorgungsauftrag an Bad Belzig zurückzugeben. „Wir gucken nicht nach Zahlen und stehen jederzeit für eine erneute Diskussion zur Verfügung“, zeigte sich Almut Hartwich-Tiedt (Linke) offen. Die Staatssekretärin im brandenburgischen Gesundheitsministerium versicherte, dass für die Entscheidung in Bad Belzig der politische Wille nicht gefehlt habe. Die Entscheidung für eine Schließung der Klinik sei aus fachlichen Gründen getroffen worden.

Auch Landrat Wolfgang Blasig (SPD) wehrte sich gegen Vorwürfe, leichtfertig der Schließung zugestimmt zu haben. „Wir geben die Region nicht auf, haben alles unternommen, um das Haus und die Abteilung zu halten“, betonte er. Bad Belzigs Bürgermeisterin Hannelore Klabunde-Quast kritisierte, Blasig habe kein Vertrauen in die Region. „Wir sind aber den Familien hier verpflichtet“, betonte sie.

Im Kreistag haben sich mittlerweile die FDP mit einem eigenen Antrag und die Grünen für den Erhalt der Geburtshilfe ausgesprochen. Grebner verwahrte sich gegen die politische Einflussnahme. Er trage die Verantwortung und müsse entscheiden. „Es geht hier um Menschen und erst wenn mir der ärztliche Direktor grünes Licht gibt, machen wir wieder auf“, machte er deutlich.

Die Ankündigung, die Entbindungsstation zu schließen, wurde vor zwei Wochen bekannt gegeben. Als Gründe wurden geringe Entbindungszahlen sowie Mangel an qualifiziertem Personal, Kinderärzten und Hebammen, angeführt. Vor einer Woche protestierten rund 500 Menschen gegen die Schließung (PNN berichteten). Auch im Vorfeld des Runden Tisches demonstrierten rund 100 Personen für den Erhalt. Andreas Koska

Andreas Koska

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