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Potsdam-Mittelmark: Führungsseil von „Tussy 2“ gekappt

Zwei Unfälle an der Caputher Fährstelle innerhalb von fünf Wochen. Fährmann Grunow ist ratlos

Schwielowsee - Es war bereits der zweite Unfall innerhalb kurzer Zeit an der Fährstelle im Caputher Gemünde. Am Donnerstagabend gegen 18 Uhr blieb eine aus Richtung Potsdam kommende Segeljacht im Führungsseil der Fähre „Tussy 2“ hängen und zerriss dieses. „Die Fähre war gerade beim Ablegen, das Seil hatte sich bereits gestrafft und lag nur knapp unter der Wasseroberfläche“, berichtete Fährmann Karsten Grunow am Freitag.

Der Bootsführer der Segeljacht habe nicht aufgepasst, sagte ein Polizeisprecher am Freitag den PNN auf Anfrage. Personen wurden nicht verletzt, die Fähre war jedoch für fast vier Stunden außer Betrieb. Nach der Reparatur des Seiles wurden gegen 22 Uhr die letzten Passagiere, die in den Gaststätten am Ufer warteten, übergesetzt. Bereits am Sonntag vor fünf Wochen hatte es einen ähnlichen Unfall gegeben. Dabei habe eine in Richtung Potsdam fahrende Motorjacht das Führungsseil zerrissen, berichtete Grunow.

Generell sei festzustellen, dass die Führer von Wassersportfahrzeugen immer häufiger unachtsam an den Fährübergang heranfahren, so Grunow. Oft seien sie mit zu hoher Geschwindigkeit unterwegs – generell gilt im Caputher Gemünde, das den Templiner See mit dem Schwielowsee verbindet, eine Geschwindigkeitsbegrenzung von neun Stundenkilometern.

Mit den vielen Fahrgastschiffen habe es indes noch nie Probleme gegeben. „Ich habe jedoch den Eindruck, dass viele Sportbootführer überhaupt nicht wissen, wie sie sich im Bereich einer Seilfähre zu verhalten haben“, so Grunow. Denn erst wenn die Fähre vollständig angelegt hat, liegen deren Seile so tief, dass eine gefahrlose Überfahrt möglich ist.

Wie zum Beweis kreuzt eine große Motoryacht, offenbar ein Mietboot, während des Gesprächs mit Grunow kurz hinter der Fähre über die gespannten Seile. „Das ist gerade noch einmal gutgegangen“, so Grunow. Wenn sich Charterboote nähern, sei ohnehin besondere Vorsicht geboten.

„Ich möchte, dass auf dem Wasser alles perfekt verläuft.“ Doch im Moment sei er ratlos, sagte Grunow. Das Wasserstraßenamt hat kürzlich zwei neue Bojen unmittelbar vor dem Fährübergang gelegt, doch viel scheint es nicht zu nutzen. Eine Ampelanlage oder eine Rundumleuchte an der Fähre könnten Abhilfe schaffen, doch so etwas sei in der Binnenschifffahrtsordnung nicht vorgesehen. Negativ wirke sich laut Grunow auch aus, dass nach seinen Beobachtungen seit geraumer Zeit weniger Boote der Wasserschutzpolizei im Caputher Gemünde unterwegs sind.

Die aktuellen Sorgen trüben derzeit die Stimmung Grunows, obwohl in diesem Jahr zwei wichtige Jubiläen gefeiert werden. Vor 160 Jahren wurde die Fährstelle Caputh eingerichtet, und vor 15 Jahren wurde die neue Fähre „Tussy 2“ in Dienst gestellt. Am Steuer standen durchgängig Grunows Vorfahren, er selbst fährt seit 1992.

Grunow ist als Tüftler bekannt. Derzeit baut er an einem elektrischen Hilfsmotor, der Hauptmotor der Fähre wird noch mit Heizöl betrieben. Ende des Jahres könnte der Hybrid-Betrieb aufgenommen werden. Langfristig will Grunow vollständig auf Elektroantrieb umstellen und dafür auch Sonnenkollektoren auf der Fähre installieren. Hagen Ludwig

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