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Was lange währt... Gut zwei Jahre ist es her, dass der französische Caterer aufgrund eines Skandals mit seinem Essen in die Kritik geraten ist. Seither wird in Michendorf über Alternativen zum bisherigen Lieferanten diskutiert. Jetzt soll es konkret werden, die Verwaltung hofft mittels einer Ausschreibung, eine eigene Schulküche im Ort zu bekommen.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Frisch auf den Tisch

In Michendorf will man sich von Schul-Caterer Sodexo trennen. Der neue Anbieter soll vor Ort kochen

Von Eva Schmid

Michendorf - Es ist die letzte Möglichkeit für eine eigene Schulküche: Das Michendorfer Rathaus will nach einem neuen Anbieter für Schulessen suchen. Der bisherige Caterer Sodexo wäre damit draußen. Der neue Essenslieferant soll zudem die bis zu 1500 täglichen Mahlzeiten für Grundschüler und Kitakinder in einer Küche vor Ort kochen. Über das Vorhaben informierte am Dienstagabend im Sozialausschuss die Fachbereichsleiterin für Soziales, Claudia Nowka.

„Die Zufriedenheit der Eltern mit dem bisherigen Essenskonzept ist nicht sehr groß“, sagte Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) den PNN. Seit dem Essensskandal mit verseuchten Erdbeeren, die von Sodexo 2012 verarbeitet wurden und zu einer Brechdurchfallwelle auch in Michendorf führten, ist die Skepsis groß. Die Verwaltung nahm die Sorgen der verärgerten Eltern ernst.

Wie berichtet wurden in einer groß angelegten Befragung Eltern, Kita- und Grundschulkinder sowie Personal aus den Einrichtungen zur Essensversorgung befragt. Das Ergebnis: Das Essen sollte besser werden, zudem sollte es aus der Region kommen und in einer eigenen Schulküche vor Ort zubereitet werden. So hätte man mehr Kontrollmöglichkeiten. Für das Wunschpaket wären über 900 befragte Eltern auch bereit, statt der bisherigen 1,65 Euro bis zu zwei bis drei Euro pro Mahlzeit auszugeben.

Bereits wenige Monate nach dem Sodexo-Skandal gründete sich eine Arbeitsgemeinschaft Mittagessen, in der Verwaltung, Vertreter der Einrichtungen und Eltern berieten, wie die Essensqualität verbessert werden könne. Selbst Sodexo bot an, mehr regionales Essen zu liefern – doch das ging vielen Eltern nicht weit genug. Sie sahen die Verwaltung in der Pflicht. Laut Nowka habe man mittlerweile alle Möglichkeiten ausgelotet: „Wir haben kein eigenes Gebäude und die interessierten Gastronomen aus der Gemeinde haben nicht genügend Kapazitäten.“ Der Vorschlag des Rathauses, das Fresdorfer Gemeindezentrum als Schulküche zu nutzen, wurde von den Gemeindevertretern abgelehnt.

Auch in den Schulküchen der Nachbargemeinden Beelitz, Nuthetal und Seddiner See habe man sich informiert, wie dort die Essenszubereitung organisiert werde. Ein Zusammenschluss mit Michendorf sei aber aus Platzgründen an allen drei Standorten nicht möglich. Würde die Gemeinde selbst eine eigene Küche betreiben, so sei das utopisch, sagte Bürgermeister Mirbach. „Die Auflagen und Kosten wären viel zu hoch.“

Die Ausschreibung ist für das Michendorfer Rathaus nun die letzte Möglichkeit, die Wünsche nach einer eigenen Schulküche und besserem Essen zu erfüllen. Das neue Angebot solle gezielt Interessenten ansprechen, die auch eine Küche in Michendorf oder der nahen Umgebung haben beziehungsweise bereit wären, im Ort eine Küche zu errichten. Laut Bürgermeister Mirbach sei als maximale Entfernung noch Potsdam oder Seddiner See denkbar – weitere Anfahrtswege schließt er aber aus. „Wir wollen keine Anbieter aus Brandenburg an der Havel oder aus Oranienburg, die das Essen lange über die Autobahn fahren.“

Was genau der neue Caterer bieten solle, stehe noch nicht fest. „Wir wollen mit der Ausschreibung den Markt sondieren und herausfinden, ob es jemanden gibt, der das Vorhaben realisieren kann.“ Den Interessenten kommt die Verwaltung entgegen: Maximal 195 000 Euro stellt sie für den Bau oder Ausbau einer Schulküche bereit. „Das Geld ist zweckgebunden und nicht für die Küchenausstattung gedacht“, erklärte Nowka im Sozialausschuss. Eine größere Lücke im Haushalt sei nicht zu befürchten. Der Betrag würde unter anderem über Gelder gedeckt, die ursprünglich für die Zweckverbandsumlage eingeplant waren. Laut Nowka habe die Gemeinde 36 000 Euro übrig, die nun doch nicht angefallen seien. Auch höhere Steuereinnahmen könnten für die Deckung sorgen.

Für die grüne Gemeindevertreterin Nicole Meyerdirks, die in der sogenannten Mittagessen-AG mitgearbeitet hat und sich seit Langem für das Schulküchenprojekt einsetzt, ist die Ausschreibung ein Erfolg. „Das ist ein deutliches Signal an Anbieter aus der Region.“ Zudem würde eine eigene Schulküche das Profil der Gemeinde schärfen, Michendorf würde somit noch attraktiver für Familien. Lob kam am Dienstagabend auch von der Vorsitzenden des Kulturbundes, Marita Overbeck, die als sachkundige Einwohnerin im Sozialausschuss sitzt: „Wir haben als Gemeinde die Verpflichtung, unsere Kinder gut zu ernähren.“

Über die Ausschreibung sollen am 13. Oktober die Gemeindevertreter entscheiden. Gibt es grünes Licht, könne laut Mirbach danach die Suche nach einem neuen Caterer beginnen.

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