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Abrissreif. Die Brücke der Friedhofsbahn über den Teltowkanal.

© Solveig Schuster

Friedhofsbahn-Brücke über Teltowkanal: Jetzt droht der Abriss

Für die Rettung der alten Friedhofsbahn-Brücke über den Teltowkanal gibt es eine letzte Option: Den Kauf durch die Kommunen. Doch die entscheiden sich nun offenbar dagegen.

Stahnsdorf - Ihr Schicksal schien schon oft besiegelt. Doch nun ist der Abriss der alten Friedhofsbahnbrücke über den Teltowkanal kaum noch zu verhindern. In einer Woche wollen Bahn und Kommunen ihre monatelangen Verhandlungen über den Kauf der Trassengrundstücke der ehemaligen Friedhofsbahn abschließen. Die alte Fachwerkbrücke, auf der bis zum Mauerbau auf dem Weg vom S-Bahnhof Wannsee bis zum Südwestkirchhof schwere Eisenbahnwaggons das Wasser überquerten, wird sich nicht im Warenkorb der Kommunen befinden. „Die Instandhaltungskosten sind zu hoch. Sie befinden sich mit Sicherheit im sechsstelligen Bereich“, sagt der jüngst im Amt bestätigte Bürgermeister der Gemeinde Kleinmachnow, Michael Grubert (SPD).

Eine Eisenbahn könnte die alte Brücke nicht mehr tragen

Der Kauf der von rostigen Stahlträgern gehaltenen Brücke durch die Kommunen war die letzte Option, das fast 70 Jahre alte Industriedenkmal zu erhalten. Längst ist die Brücke, über die schon seit über 55 Jahren kein Zug mehr gerollt ist, zur Gefahr für durchquerende Schiffe geworden, wurde gesichert und für Passanten gesperrt. Eine Eisenbahn könnte sie nicht mehr tragen. Für den Fall, dass doch irgendwann einmal auf dieser Strecke eine S-Bahn die Metropole Berlin mit den Speckgürtelgemeinden verbinden sollte, müsste die Brücke ohnehin neu gebaut werden, sagte Grubert. Auch für Stahnsdorf sei dies ein Grund, sie nicht zu kaufen, so Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Nachdem die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz vor einigen Jahren mit einer Klage auf Wiederbelebung der Friedhofsbahn gescheitert war, will die Deutsche Bahn die Grundstücke entlang der Trasse und zugehörige Brücke verkaufen. Seit über einem Jahr verhandelt das Unternehmen mit den Kommunen Stahnsdorf und Kleinmachnow, auf deren Hoheitsgebiet die Gleise verliefen. Beide wollen sich die Grundstücke sichern, um sich die Option für eine mögliche Reaktivierung der Strecke zu erhalten, mit der irgendwann einmal der Ringschluss der S-Bahn von Teltow über Stahnsdorf nach Berlin gelingen kann. „Konkrete gemeinsame Schritte in der Region Kleinmachnow, Stahnsdorf, Teltow für die S-Bahn sind greifbar“, so Stahnsdorfs Gemeindesprecher. Am 14. Dezember wollen die beiden benachbarten Kommunen die Kaufverträge für die Flächen der ehemaligen Friedhofsbahn unterzeichnen, erklärte Stephan Reitzig. Für die Gemeinde Stahnsdorf gehe es um gut siebeneinhalb Hektar, Kleinmachnow werde laut Michael Grubert rund 28 000 Quadratmeter ankaufen.

Priorität für Stahnsdorf: Verlängerung der S-Bahnlinie von Teltow-Stadt zum Gewerbepark

Prioritär für die Gemeinde Stahnsdorf sei zunächst aber die Verlängerung der S-Bahnlinie 25 von Teltow-Stadt zum Gewerbepark in der Ruhlsdorfer Straße. Auch hier habe Stahnsdorf die dafür benötigten Flächen bereits erworben und im Flächennutzungsplan gesichert, so Reitzig. Laut einer Machbarkeitsstudie seien rund 50 Millionen Euro für diese S-Bahnverbindung zu investieren. Brandenburgs Verkehrsministerin Kathrin Schneider (SPD) räumte zuletzt im Ergebnis einer Korridoruntersuchung jedoch einer S-Bahnlinie entlang der früheren Stammbahn von Berlin-Zehlendorf über den Europarc Dreilinden nach Potsdam die größeren Chancen ein. Diese Variante wird derzeit auch von der Gemeinde Kleinmachnow favorisiert (die PNN berichteten).Bislang beabsichtigte die Bahn, die Brücke gemeinsam mit den Trassengrundstücken an die Kommunen zu verkaufen. Was passieren würde, wenn die Gemeinden die Brücke ablehnen, ließ das Unternehmen zunächst offen. Jedoch hatte die Bahn schon vor drei Jahren angekündigt, das alte Bauwerk kurzfristig abreißen zu wollen. Die nach einem Brand zerstörte Holzabdeckung drohte bereits in den Kanal zu stürzen und wurde daraufhin entfernt. Inzwischen überspannt nur noch das Stahlgerüst den Teltowkanal.

Gerhard Petzholtz vom Brandenburger Landesverband des Verkehrsclub Deutschland (VCD) bedauert die Entwicklung. 27 Jahre hatte er als Gärtner auf dem einst an die Eisenbahn angeschlossenen Südwestkirchhof gearbeitet und diesen in sein Herz geschlossen. Für ihn habe die Brücke auch einen „historischen Wert“. Vor drei Jahren entstand beim Deutschen Wandertag die Idee, die Brücke zumindest als Querungshilfe für Fußgänger und Radfahrer zu erhalten. Auch der Kirchhof würde davon profitieren, glaubt Petzholtz. „Gerade an Tagen wie dem Totensonntag sind die Straßen um den Friedhof überfüllt und mit Autos zugestellt“, beklagt der ehemalige Friedhofsgärtner. Wer mit dem Rad kommen will, müsse einen mehrere Kilometer langen Umweg, etwa über die Brücke an der Kleinmachnower Schleuse, in Kauf nehmen. Zuletzt hatten sich auch Berliner Abgeordnete des Bezirkes Steglitz-Zehlendorf dafür ausgesprochen, die Trasse der ehemaligen Friedhofsbahn vorübergehend als Radweg zu nutzen. In Kleinmachnow stießen sie damit aber auf wenig Zuspruch. Mit dem ausgebauten Stahnsdorfer Damm gebe es bereits eine „hervorragende Radweg-Verbindung nach Wannsee“, argumentierte Gemeindesprecherin Martina Bellack.

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