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Familienbande. Bernd Zube (l.) und Christian Zube verabschiedeten sich 2009 aus dem Karnevalsclub Werder (KCW). An Aschermittwoch 2010 gründeten sie mit weiteren Karnevalisten die „Freunde des Frohsinns“. Die Truppe unterhält ihr Publikum mit Gassenhauern wie „Heute fährt die 18 bis nach Istanbul“ oder „Tote Enten“.

© Christian Zube

„Freunde des Frohsinns“ bereit für Session: Zum Lachen in den Keller

Der Karnevalsverein "Freunde des Frohsinns" probt für die Karnevalssession. Rote Turbane und ein rosa BH spielen dabei eine Rolle.

Werder (Havel) - Die dunkelroten Turbane sitzen auf den Köpfen, das eisgekühlte Bier steht auf dem Tisch. Christian Zube klickt auf seinem Laptop noch die passende Hintergrundmusik an und schon dröhnt es voller Inbrunst aus sieben Kehlen: „Heute fährt die 18 bis nach Istanbul/wir packen lecker Kölsch ein und den Liegestuhl ...“ – ein Klassiker der Kölner Karnevalsmusik. Einmal pro Woche kommen die sieben aktiven Mitglieder des Karnevalsvereins „Freunde des Frohsinns“ im Keller ihres Vorsitzenden zusammen, um für die anstehende Saison zu proben. Bei allem Frohsinn darf die Disziplin nicht zu kurz kommen, sagen die Karnevalisten: „Wer auftreten will, muss regelmäßig dafür üben.“

Denn wenn die Jecken am 25. November im Schützenhaus Werder bei ihrer 7. Bliesendorfer Narrensitzung zwischen anderen Karnevalstrupps aus ganz Brandenburg auftreten, soll sich schließlich keiner blamieren. Die „Freunde des Frohsinns“ sind unter den vier Karnevalsvereinen der Stadt der kleinste. Insgesamt seien sie über 20 Mitglieder, aber nur sechs stehen regelmäßig auf der Bühne. Karin Wagener, die das Stickcenter in Werder führt, übernimmt lieber das Ändern der Kostüme und fungiert zugleich als Schatzmeisterin des Vereins. Bei den Kellerproben singt sie aber auch gern mit.

Ohne Lufschlangen geht gar nichts

Zum gemeinsamen Schunkeln animiert schließlich schon die karnevalstypische Einrichtung des Kellers: Von künstlichen Ästen an der Decke hängen grellbunte Luftschlangenschnipsel und über einer Schnur, die von einer Wand zur anderen durch den Raum gespannt ist, baumeln zahlreiche Metall-Orden und BHs in Schweinchenrosa. Alkoholische und nicht alkoholische Getränke gibt es aus verschiedenen im Raum verteilten Quellen in den Varianten „kühlschrankkalt“ und „kellerkühl“.

Zwei der anwesenden Narren – Christian Zube selbst und sein Vater Bernd Zube – sind Gründungsmitglieder der „Freunde des Frohsinns“. Beide gehörten einst zum größeren Karnevalsclub Werder (KCW). Am Aschermittwoch 2010 formierten sich einige ehemalige Sänger des KCW zu einem eigenen, neuen Verein. Was die Gründe dafür waren, darüber wird damals wie heute geschwiegen.

"Freunde des Frohsinns" schufen Pendant zur Blütenkönigin

Barbara Rink und Karin Wagener, die beiden Frauen im Sängerbunde, sind seit drei Jahren dabei, Klaus Büttner, Peter Pieska und Tassilo Schallock kamen ebenfalls erst nach 2010 dazu. Klaus Büttner brachte es in kürzester Zeit gar zum hohen Amt des Blütenkönigs – ein Titel, den der Verein selbst initiiert hat. „Mit dem Titel der Baumblütenkönigin, den die Stadt vergibt, hat das aber nichts zu tun“, sagt Klaus Büttner. Die „Freunde des Frohsinns“ fanden schlicht, es sollte auch ein männliches Pendant zu all den Königinnen geben, die die Stadt im Laufe eines Jahres so kürt. Da passte es gut, dass sie mit Klaus Büttner einen Blumenhändler in ihren Reihen hatten. Bei Festen und Veranstaltungen, auf denen die „Freunde des Frohsinns“ zugegen sind, bekommen die weiblichen Gäste nun jeweils Blumen vom Blütenkönig geschenkt.

Ganz so kavaliersmäßig geht es auf der Bühne dann aber nicht zu. Mit Texten wie „Ich hab ne Zwiebel auf dem Kopf, ich bin ein Döner“ oder „Tote Enten sollten nicht verwesen/tote Enten bringt man zum Chinesen“ feiern die „Freunde des Frohsinns“ mit ihrem Publikum lieber den derben Humor. Neben Gassenhauern aus dem rheinischen Raum gehören auch Umdichtungen von bekannten Schlagern zum Repertoire.

Duett im Fettwanstkostüm

So geben der Blütenkönig und der Vereinsvorsitzende in dazu passenden Fettwanstkostümen das Duett „Ich hab mich tausendmal gewogen“ zum Besten, eine Neu-Interpretation des Lieds „Du hast mich tausendmal belogen“ von Schlager-Ikone Andrea Berg. Eigenkompositionen sind beim Bühnenprogramm für den 25. November nicht dabei, stecken aber in den vielen dicken Ordnern, die in einem Regal in Christian Zubes Keller gesammelt werden. Großvater Hartmut Zube war im KCW für seine selbstgetexteten Karnevalsschlager bekannt.

Zum Auftakt der Karnevalssaison sind die „Freunde des Frohsinns“ wie schon in den vergangenen Jahren beim Falkenseer Rathaussturm dabei. Am 22. November folgt dann die große Mitgliederversammlung im Schützenhaus Werder. Gern gesehen sind dort auch neue Mitglieder oder Interessenten, die sich erst mal ein Bild machen möchten. „Wir suchen händeringend und freuen uns vor allem über weibliche und jüngere Mitglieder“, sagt Christian Zuse. Willkommen sei jeder, der ein musikalisches Talent besitze und sich mit Turban auf dem Kopf auf einer Bühne wohlfühle. Julia Frese

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