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Freispruch für 26-jährigen Werderaner: Täter quälten Jugendliche wegen fehlender Drogen

Ein 26-jähriger Arbeitsloser aus Werder (Havel) war wegen Freiheitsberaubung, Körperverletzung, räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt.

Werder (Havel) - Während Bekannte von ihm fünf Jugendliche schlugen und schikanierten, stand Steve M. nur daneben – das Potsdamer Amtsgericht sprach den 26-Jährigen darum am gestrigen Mittwoch frei. Der junge Arbeitslose aus Werder (Havel) war wegen Freiheitsberaubung, Körperverletzung, räuberischer Erpressung und gefährlicher Körperverletzung angeklagt.

Am 11. Oktober 2015 hatte sich Steve M. mit vier Gleichaltrigen getroffen, von denen er allerdings nur einen näher gekannt haben will. Die Männer seien mit ihm zur Hundeschule Werder gefahren, da sie dort Marihuana gelagert hatten. Vor Ort fanden die fünf ihre Drogen nicht. Sie trafen aber auf fünf Jugendliche im Alter zwischen 16 und 17 Jahren, die sie nun für das Fehlen der Drogen verantwortlich machten. Einer der Männer, mit denen Steve M. unterwegs war, sei besonders aggressiv aufgetreten, sagte etwa der inzwischen 19-jährige Zeuge Philipp M. „Er fing an, uns ins Gesicht zu schlagen und fragte immer wieder, wo wir das Gras versteckt hätten“, so Philipp M. Dabei verwendete der Unbekannte sogar einen Schlagring, wie die Aussagen der übrigen Jugendlichen ergaben. Ein anderer habe ihn gewürgt, sagte Philipp M. Zudem hätte einer der Männer die Rucksäcke durchwühlt, Portemonnaies und Handys herausgenommen und die Ausweise der Jugendlichen fotografiert. Die Tür habe auch einer der Männer bewacht. Über einen Zeitraum von etwa zwei Stunden seien die Jugendlichen in dem Raum gefangen gewesen. Dann gingen draußen Lichter an, die von Mitgliedern des benachbarten Bogenschützenvereins herrührten. Die Täter flüchteten.

„Das bloße Dulden einer Tat ist noch keine Beihilfe“

Da es dunkel im Raum gewesen sei und die Männer außerdem Kapuzen trugen, sei es kaum möglich gewesen, sie zu identifizieren, erklärte der 18-jährige Zeuge Maximilian E. dem Gericht. Nur Steve M. habe er erkannt, weil er ihm schon häufiger in Werder begegnet sei. Der 26-Jährige allerdings trug laut übereinstimmenden Zeugenaussagen nichts zum gewalttätigen Verhalten der anderen Männer bei. „Ich würde ihn als einen Statisten bezeichnen“, sagte Philipp M. Ein weiterer Zeuge beschreibt Steve M.s Verhalten mit den Worten: „Er stand einfach daneben, gemacht hat er eigentlich nichts.“

Die Staatsanwaltschaft plädierte dennoch auf eine Freiheitsstrafe von 14 Monaten sowie 200 Stunden gemeinnütziger Arbeit. Steve M. habe zwar nicht aktiv mitgewirkt, die anderen Täter durch seine Anwesenheit aber in ihrem Handeln bestärkt. Der Verteidiger des Angeklagten forderte einen Freispruch. Richterin Christine Rühl folgte letztlich dem Plädoyer des Verteidigers: „Das bloße Dulden einer Tat ist noch keine Beihilfe.“ Schlimm sei allerdings, dass es bislang nicht gelungen sei, die Haupttäter zu ermitteln. Steve M. wollte hierzu keine Hinweise geben – aus Angst, die Täter könnten danach ihn ins Visier nehmen.

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