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Freibad Kiebitzberge in Kleinmachnow: Baden im Winter: Das Freibad soll zum Cabrio werden

Neuer Schwung in die Schwimmhallen-Diskussion in der Teltow-Region. Die Friesentherme in Emden hat ein Cabriodach, das im Sommer geöffnet, im Winter geschlossen wird. Diese Idee wird nun auch für das Freibad in Kleinmachnow geprüft.

Region Teltow - Ein überdachtes Freibad – lange Zeit schlummerte die vom Förderverein des Freibads Kiebitzberge verfolgte Idee einer „Badelandschaft mit Hallenbereich“ in der Schublade. Jetzt könnte der Ruf nach einer Schwimmhalle in der Region den Plänen Aufwind verleihen, und womöglich bietet sich der Standort des Freibades ja tatsächlich dafür an: Bäder wie die Friesentherme in Emden haben ein Cabriodach, das sich im Sommer öffnet und im Winter schließt. Ähnliches hat der Förderverein für Kleinmachnow vor Augen.

Der Anlass für solche Gedankenspiele: Mit 399 und 139 Stimmen hatten die Teltower und die Stahnsdorfer im Rahmen des Bürgerhaushalts Ende vorigen Jahres für ein Schwimmbad votiert. Es wurde zum Lieblingsprojekt der Bürger. Damit legten sie den Kommunalvertretern eine harte Nuss auf den Tisch. Knacken soll sie der neue Regionalausschuss – ein Beratungsgremium der Gemeinden Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow, das in der kommenden Woche zum ersten Mal tagen wird. Der Ausschuss soll prüfen, ob sich die Freibad Kiebitzberge GmbH das Schwimmbadprojekt auf ihre Agenda schreiben kann. Alle drei Kommunen sind Gesellschafter der GmbH.

Das 50-Meter-Becken soll unter die Haube kommen

Für den Förderverein des Kleinmachnower Freibades ist es eine gute Nachricht. Er will die Diskussion nutzen, um seine Alternative zum Schwimmbad-Neubau einzubringen. Eine „Lösung im Rahmen der neuen Badgesellschaft“ hält der Förderverein für sinnvoll, so Vereinschef Klaus Wandrei gegenüber den PNN. Wandrei will seinen Sitz im Aufsichtsrat der Freibadgesellschaft nutzen, um „den Gedanken einer mobilen Überdachung des 50-Meter-Beckens zu vertreten“. Auch die Umkleideräume sollen durch überdachte Gänge verbunden und das Bad so auch im Winter nutzbar werden.

Nach Ansicht des Fördervereins könnte ein Cabriodach fürs Schwimmerbecken im Zuge der gegenwärtigen Sanierung geschaffen werden. Wie berichtet wird das Bad in diesem und den nächsten beiden Wintern aufwendig saniert, um die Anlagen auf den neuesten Stand zu bringen und die Attraktivität zu erhöhen. Die Kommunen hoffen, mehr Gäste anzulocken – auch damit der Badbetrieb nicht einbricht. Zwar würde eine Überdachung die Betriebskosten erhöhen, jedoch wären auch positive Effekte durch die Winternutzung zu erwarten, meint Wandrei. Er rechnet mit steigenden Einnahmen. Zudem käme die bauliche Veränderung dem Schul- und Vereinssport zugute.

Reha-Schwimmbecken kommt als Alternative nicht infrage

Das wollten auch die Teltower und Stahnsdorfer im Bürgerhaushalt: Der Sport- und Gesundheitsförderung soll das Schwimmbad dienen und für den Schwimmunterricht genutzt werden. Teltow hoffte zunächst auf eine Alternative. Die Stadtverordneten hatten den Bürgermeister aufgefordert, zu prüfen, inwieweit das Schwimmbecken im Reha-Zentrum in Teltow-Seehof genutzt werden könne. Die Deutsche Rentenversicherung Bund, die das Zentrum betreibt, erteilt jedoch eine Absage. Das Reha-Zentrum sei durch Patienten ausgelastet, sagte Pressesprecher Dirk Manthey den PNN. Damit rückt die Dach-Idee des Fördervereins im Teltower Rathaus zumindest in den Bereich des Möglichen.

Das Cabriodach sei eine zu überprüfende Möglichkeit, so Stadtsprecherin Andrea Neumann. Umsetzen müsse das in erster Linie der Geschäftsführer der Freibad Kiebitzberge GmbH. Auch ein kompletter Schwimmhallenneubau könne nur regional betrachtet werden, sagt sie. Der Pressesprecher der Gemeinde Stahnsdorf, Stephan Reitzig, äußert sich ähnlich. Das Kiebitzberge-Dach „wäre grundsätzlich eine der Möglichkeiten, dem Anliegen Rechnung zu tragen“. Voraussetzung sei die Umsetzbarkeit.

Klamme Kassen in Teltow und Stahnsdorf lassen keine Großprojekte zu

Vor fünf Jahren hatte sich der Förderverein bereits ein Angebot eines schwedischen Unternehmens für ein mobiles Dach eingeholt. Die Kosten wurden mit 500.000 bis 700.000 Euro veranschlagt. Auch ein Hallenneubau bringt wirtschaftliche Risiken mit sich. Seit 2007 hat das Land Brandenburg keine Gelder für Modernisierungen oder Neubauten von Hallenbädern ausreichen können, die EU hatte ihren Fördertopf geschlossen. Wie der Pressesprecher des Sportministeriums, Florian Engels, bestätigt, gebe es von seinem Ministerium auch künftig keine Mittel für Bäder. Eine theoretische Möglichkeit sieht er in Förderrichtlinien anderer Ministerien, etwa im Rahmen des Stadt-Umland-Wettbewerbs des Bauministeriums.

Großprojekte lassen die Kassenlagen weder in Stahnsdorf, das mit rückläufigen Gewerbesteuereinnahmen zu kämpfen hat, noch in Teltow zu. Gerade die Teltower haben mit dem Hafen bereits ein Großprojekt am Start, das sie finanziell an Grenzen bringt. Und wie Kosten beim Schwimmbadbau explodieren können, kann beim Bau des Freizeitbades in Potsdam oder der Blütentherme in Werder (Havel) beobachtet werden. Zudem stünde eine neue Halle in der Region Teltow in Konkurrenz zum Freizeitbad in Potsdam, das Ende 2016 eröffnet werden soll: Wie ein bereits im Jahr 2003 vom Land herausgegebenes Gutachten bescheinigt, sei Brandenburg schon damals mit seinen 33 Bädern „akzeptabel versorgt“ gewesen. Die Nähe zu Berlin habe insbesondere auf Gemeinden im Umland negative Auswirkungen.

Neu sind die Schwimmhallen-Wünsche in der Speckgürtel-Region indes nicht. Schon als das Kleinmachnower Freibad 1976 eröffnet wurde, gab es solche Überlegungen. Nach den damals verfolgten Plänen sollte in den Kiebitzbergen ein Sport- und Erholungszentrum entstehen. Dem Freibad sollte in einem zweiten Bauabschnitt eine Kleinschwimmhalle und in einem dritten eine Turnhalle mit Tribüne folgen. Letztlich wurde jedoch nur das Freibad realisiert. (mit hkx)

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