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Aus Netzen gehäkelt. Bunte Säulen hängen am Eingang zur Ausstellung.

© Ottmar Winter

Fontanes Spuren: Wegmarken um den Schwielowsee

In Caputh zeigen Künstler mit Fotos, Zeichnungen und Skulpturen, wie Fontanes Wanderungen sie noch heute inspirieren.

Von Sarah Stoffers

Caputh - Rasch vorbeiziehende malerische Landschaften, Momentaufnahmen, die im nächsten Augenblick schon wieder dem Auge entschwinden und unwiederbringlich verloren sind. Die Berliner Fotografin Annette Polzer versteht es, das besondere Licht, die besondere Stimmung eines Ortes fotografisch festzuhalten. Halb verwischte, leicht unscharfe Bäume, deren knorrige Äste sich im Licht der untergehenden Sonne vor den silbrig schimmernden Wolken hochstrecken. Fotografien wie impressionistische Gemälde.

Polzers Aufnahmen, die im Land Brandenburg gemacht wurden, sind Teil der neuen Ausstellung „Wegmarken“ in der Ateliergalerie Pro Arte in Caputh. Die Künstlergruppe connex_berlin hat sich anlässlich des Fontanejahres zum 200. Geburtstag des Dichters und Schriftstellers mit dessen berühmten „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ auseinandergesetzt. Die Gruppe, die 2013 zusammenfand, haben sich als Ziel gesetzt, an neuen Orten auszustellen und Neues auszuprobieren, wie Mitglied und die Besitzerin der Pro Arte Galerie Siegrid Müller-Holtz erzählt. „Einmal im Jahr probieren wir, aus Berlin rauszukommen und einen anderen Ort für unsere Ausstellungen zu finden“, erklärt sie. Die Künstlergruppe hat sich in der Region mittlerweile einen Namen gemacht und konnte auch schon in Galerien in Dortmund oder Hannover sowie der Petzower Schinkelkirche ihre Werke präsentieren.

Neue und alte Arbeiten

Müller-Holtz arbeitet gerne mit Büchern und ist bekannt für ihre Buchobjekte. Sie habe sich für die neue Ausstellung überlegt, wie sie Fontane in ihrer ganz eigenen Bildsprache rüberbringen könne, erzählt sie. Dafür hat sie unter anderem mit Buchfragmenten gearbeitet. Verschiedene Buchdeckel und -rücken kombinierte die Caputherin mit Texten des Dichters, die sie selbst handschriftlich auf Folien schrieb und dann auf die Fragmente brachte. Die Künstlerin empfindet Fontanes Texte als hochaktuell. Wenn er beispielsweise schreibt: „Ein neues Buch, ein neues Jahr. Was werden die Tage bringen?! Wird's werden, wie es immer war, halb scheitern, halb gelingen?“ „Auch wir Künstler überlegen ja immer, ob unsere Kunst funktioniert, ob alles klappt“, so Müller-Holtz. Sie hat Gliederpuppen aus Pappmaschee mit Landkarten von Caputh und Ferch eingekleidet. „Familienausflug“ oder „Geführte Wanderung“ heißen die Arrangements, die den Betrachter auf die Spuren Fontanes um den Schwielowsee schicken. 

Der Berliner Jürgen Kellig ist der einzige der vier Künstler von connex_berlin, der keine neuen Arbeiten zeigt, sondern Werke aus seinem reichen Fundus. Der Zeichner, der für seine sehr grafischen Werke bekannt ist, hat sich schon in früheren Jahren mit dem Thema Netzwerke beschäftigt, die hervorragend zu den „Wanderungen“ von Fontane passen. Seine linearen Zeichnungen entwickelt Kellig mit einfach Mitteln. Feine Linien und Strukturen, die er mit Tusche, der Feder oder dem Pinsel aufs Papier bringt. Wirken seine Bilder auf den ersten Blick zunächst chaotisch und unruhig, sieht man bei näherer Betrachtung ein strukturiertes System, dessen Linien das Auge sinnlich entlangfahren und jede Verzweigung, jede Kurve nachspüren und auf sich wirken lassen kann. Oft erinnern diese Werke an handgezeichnete Landkarten der Region rund um den Schwielowsee. Dörfer und Straßen aus der Vogelperspektive. „Connections“, Verbindungen, nennt Kellig seine Bilderserie.

Zweige, Blütenstengel oder Tomatenrispen

Mit natürlichen Materialien kommt Jutta Barth der Region näher. Sie benutzt gern Zweige, Blütenstengel oder Tomatenrispen oder recycelt zum Beispiel Obst- und Gemüsenetze. Für die neue Ausstellung hat sich Barth mit dem Schwielowsee auseinandergesetzt. Wie Müller-Holtz erzählt, haben Reusen im Schwielowsee Barth zur Bilderserie inspiriert. Auf von ihr handgeschöpftem Recyclingbüttenpapier hat Barth mit kleinen Zweigen und schwarzen Kartoffelnetzen die Reusen nachempfunden. Nach dem Pressen haben sich die Materialien mit dem Papier verbunden. Kleine Netze, die im Wasser auf die Fische warten. Auf den ersten Blick glaubt man, die Reusen sind aufgemalt. 

Auch zwei Installationen hat Barth zur Ausstellung beigetragen. Wenn man den Eingang von der Havelseite aus zur Galerie durch den Garten läuft, hängen von ihr aus Netzen gehäkelte bunte Säulen an einem der Apfelbäume. Aus Knoblauchknollennetzen hat sie zudem „Elfenblüten“ geformt, die in einem der Koniferenbüsche drapiert sind und aus der Ferne wie weiße Rosenblüten aussehen. Ihre Kunst zeigt, wie wiederverwendeten Materialien ein neuer Sinn gegeben werden kann, ist aber zugleich eine kritische Auseinandersetzung mit den Themen Umweltverschmutzung und Klimawandel.

Die Ausstellung „Wegmarken“ ist bis zum 19. Mai in der Ateliergalerie Pro Arte, Weinbergstraße 20 in Caputh kostenlos zu sehen. Die Schau ist Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 12 bis 18 Uhr geöffnet.

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