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Flüchtlingsheim in Teltow: Kritik am Umgang mit Flüchtlingen

Umzug von Teltow in weit entfernte Heime.

Von Eva Schmid

Teltow - Der vom Kreis organisierte Auszug der Flüchtlinge aus dem Teltower Heim in der Potsdamer Straße stößt erneut auf Kritik. „Wir sind hier nicht auf einem Verschiebebahnhof für Flüchtlinge“, so der Vorsitzende der Piraten Potsdam- Mittelmark, Andreas Schramm, in einer Presseerklärung. Zwar sei es verständlich, dass der Landkreis auf die verringerten Flüchtlingszahlen reagieren müsse. „Es kann aber nicht angehen, dass die Flüchtlinge erst unmittelbar vor ihrer Verlegung erfahren sollen, wohin sie verlegt werden.“ Zudem sei ein Umzug in weit entfernt liegende Wohnheime schlecht für die Integration.

Auch der Teltower Freundeskreis, der unter anderem Deutschunterricht in der Einrichtung, in der vor allem Männer untergebracht waren, organisierte, äußerte zuvor ähnliche Kritik. Laut Claudia Rashied vom Freundeskreis hätten kurz vor dem Auszug Ende März chaotische Zustände geherrscht. Zwar seien die Flüchtlinge über die Umzugspläne informiert worden, es hätten sich bei den Einzelnen dennoch viele Fragen danach ergeben. Zudem bangten viele darum, das gut an Potsdam und Berlin angebundene Teltow verlassen zu müssen.

Wie berichtet hat die Kreisverwaltung in Bad Belzig das Mietverhältnis mit der Berolina Hotels GmbH für das Wohnheim in der Potsdamer Straße in Teltow zur Jahresmitte beendet. Laut Kreissprecherin Andrea Metzner seien mittlerweile rund 100 Bewohner in Einrichtungen in Bad Belzig, Kuhlowitz, Brück und Seddiner See untergebracht worden. Bei den verbleibenden 60 Hilfesuchenden prüfe der Kreis derzeit noch, ob sie Anspruch darauf haben, vor Ort bleiben zu können. Das betreffe laut Kreissprecherin Metzler anerkannte Flüchtlinge, die Hartz-IV beziehen oder Bewohner, die einen Arbeitsvertrag haben. Sie können, wenn sie wollen, im Haus wohnen bleiben, müssen jedoch mit der Berolina Hotels GmbH einen Mietvertrag eingehen. Für einen Schlafplatz in einem 20 Quadratmeter großen Doppelzimmer mit Gemeinschaftsküche und -bad verlangt der Vermieter wie berichtet 350 Euro. In den Kosten seien die Nebenkosten enthalten, hieß es zuletzt.

Neben der Kritik an dem Mietpreis mahnte der Freundeskreis Teltow im Vorfeld auch an, für den Umzug der gehbehinderten Bewohner adäquate Lösungen zu finden. Das sei laut Rashied indes nicht vollständig geschehen. „Besonders tragisch ist der Fall eines jungen Mannes aus Afghanistan, der stark gehbeeinträchtigt ist.“ Er wohne jetzt in Neuseddin im ersten Stock mit Gemeinschaftsdusche und Gemeinschaftsküche. In Teltow hätte er ein behindertengerechtes Appartement im Erdgeschoss gehabt. „Er benötigt kurze Wege und kann vor allem Kochtopf, Lebensmittel und ähnliches nicht vom Zimmer in die Küche transportieren“, kritisiert die ehrenamtliche Flüchtlingshelferin. 

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