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Flüchtlingsbetreuung in MIchendorf: Warten auf die Neuen

Wie Matthias Klockenbusch Michendorf auf den Zuzug von 250 Flüchtlingen vorbereitet.

Von Eva Schmid

Michendorf - Warten, immer wieder warten: Seit anderthalb Jahren arbeitet Matthias Klockenbusch als Ehrenamtskoordinator in Michendorf. Sein Job: Die Gemeinde und die vielen Ehrenamtlichen auf den Zuzug der 250 Flüchtlinge in das Sens-Convent Hotel vorzubereiten, Hilfe zu organisieren, zu beraten, zu vermitteln. Wurden viele andere Kommunen vom kurzfristigen Zuzug der Flüchtlinge überrascht, ist es in Michendorf anders. Dort ist seit rund zwei Jahren klar, dass Hilfesuchende in das rote Haus in der Potsdamer Straße ziehen sollen – doch der Einzug verzögert sich, Monat um Monat, Jahr um Jahr. Derzeit ist die Rede, dass es im zweiten Halbjahr dieses Jahres endlich soweit sein wird.

„Es ist extrem in einer solchen Wartestellung zu arbeiten“, sagt der 48-jährige Klockenbusch. Es koste viel Kraft, vor allem sei es schwierig, die Ehrenamtlichen so lange im Boot zu behalten. Im vergangenen Jahr zählte Klockenbusch bis zu 30 Aktive, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagierten. Wie viele es jetzt sind, kann er nicht sagen.

Jedoch eint sie, dass alle darauf warten, aktiv zu werden, ihre Hilfe anzubieten. Viele von ihnen kümmern sich bereits um Flüchtlinge, die in Seddiner See untergebracht sind. Wer indes nach Michendorf kommen wird, steht nicht fest. Vermutlich werden es allein reisende, junge Männer sein. Der Landkreis bekommt vom Land Flüchtlinge aus der Erstaufnahme in Eisenhüttenstadt zugewiesen. Jüngst hatte der Ortsverein der CDU an den Kreis appelliert, weniger Menschen in das einstige Hotel einziehen zu lassen. Mehr als 100 Menschen würde die Gemeinde überfordern, die Integration sei so schwer machbar. Michendorf mangele es an Wohnraum, Kita- und Schulplätzen.

Dass weniger Flüchtlinge für die Integration besser seien, sieht auch Klockenbusch so. Schnell fügt er an, dass er sich nicht in die Kommunalpolitik einmischen wolle, jedoch Verständnis für diejenigen habe, die sich Sorgen machen würden. „Vorbehalte sind da und müssen auch sein“, so der Ehrenamtskoordinator. Entscheidend sei, dass sie nicht in Richtung Rassismus abdriften würden, sondern, dass man dagegen halte.

Und darin sieht er seine Aufgabe: Zusammen mit dem Netzwerk, das seine Stelle erst ins Gespräch brachte, der Arbeitsgruppe für Flüchtlinge in Michendorf, hat Klockenbusch für das neue Heim ein Konzept erarbeitet. Es sieht ein offenes Haus vor, einen Ansatz, der laut Klockenbusch in Deutschland noch bisher eher selten ist. Eingereicht wurde es beim Landkreis, der Landrat fand die Idee gut. Für den modernen Ansatz eines offenen Heimes eigne sich das Sens-Convent-Hotel besonders, erklärt Klockenbusch. So sei die Unterkunft zentral gelegen, andernorts seien Heime oft abgeschottet, am Rande des Ortes. Ein weiterer Vorteil: große Gemeinschaftsräume, viel Platz also, um hier Ehrenamtliche, Vereine oder andere Michendorfer mit den Flüchtlingen zusammenzubringen. Die Laienschauspielgruppe des Ortes, die Kleine Bühne, probt seit Mitte vergangenen Jahres bereits im Haus.

Klockenbusch setzt auf Neues. Er wolle, dass nicht immer nur die Angebote zu den Flüchtlingen kommen, sondern dass sie selbst sich ehrenamtlich engagieren. Dafür ist er derzeit unter anderem mit dem Landessportbund im Gespräch.

Der Mann, der nur zwei Tage die Woche in Michendorf ist – seine Stelle hat diesen geringen Umfang – bringt all diejenigen zusammen, die zwar miteinander zu tun haben, aber oft aneinander vorbeireden. So organisiert er Treffen zwischen Ehrenamtlichen, Mitarbeitern des Jobcenters und Geflüchteten. Er sei Vermittler und Diplomat. Klockenbusch hat unter anderem ein Radprojekt gestartet, ein Begegnungscafé. „Nach einem Jahr wird die Arbeit überdacht, also ob das so wie bisher Geschehene sinnvoll ist.“ An vielen Stellen hat er die Arbeit angepasst, das, was funktioniert, beibehalten, anderes über Bord geworfen. So wie die Idee, für junge Flüchtlinge Tandems zu suchen. „Alterstechnisch gibt es in Michendorf ab 19 Jahren einen Schnitt“, da hätte er keinen deutschen Gegenpart für das Tandem gefunden.

Und der Koordinator setzt auf die künftige Heimleitung: „Wichtig ist weniger die Zahl der einziehenden Flüchtlinge als das integrative Konzept des Hauses“. Der Erfolg des Projektes hänge davon ab, wie sehr sich das Heim nach außen hin öffne. Da es nicht das erste Heim des Kreises ist, habe die Verwaltung bereits genügend Erfahrungen mit Trägern gesammelt. Für Michendorf ist Klockenbusch zumindest zuversichtlich.

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