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Nicht mehr nötig? Die Bewohner des Flüchtlingsheimes in der Potsdamer Straße 5a müssen in den kommenden Wochen umziehen, da der Mietvertrag für das Haus ausläuft und der Landkreis an anderen Standorten über genügend freie Plätze verfüge.

© Andreas Klaer

Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark: Umzug statt Leerstand

Um freie Kapazitäten in den Heimen abzubauen, müssen Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark enger zusammenrücken. Der Kreis könne nicht dauerhaft für freie Plätze bezahlen, hieß es zur Begründung.

Teltow - Vor einem orangefarbenen Baucontainer steht ein ausrangiertes Sofa. Darunter lugt ein schwarzer Hartschalenkoffer hervor, auf dem winzige Staubkörnchen im Wind tanzen. Auf der anderen Seite lehnt ein farbgleiches Fahrrad, eine schwarz-rot-goldene Blütenkette um den Lenker geschwungen. „Der steht immer da“, sagt Sozialarbeiterin Doreen Düring und deutet mit dem Kopf auf den Container. „Die großen Umzugswagen kommen erst noch.“

Wohl schon ab der nächsten Woche werden die ersten Bewohner des Übergangswohnheimes in der Potsdamer Straße 5a in das benachbarte Wohnheim und weitere Unterkünfte in der Region umziehen. Ende Juni läuft der zwischen dem Landkreis Potsdam-Mittelmark und dem Eigentümer des früheren Internatsgebäudes geschlossene Mietvertrag aus. Aus wirtschaftlichen Gründen habe ihn der Landkreis nicht noch einmal verlängert. Der Kreis könne, nachdem die Zahl der Geflüchteten in den vergangenen Monaten deutlich zurückgegangen ist, nicht dauerhaft für freie Plätze bezahlen, begründet Landkreis-Sprecher Kai-Uwe Schwinzert diesen Schritt.

Lebten zum Jahresende 2015 noch knapp 2500 geflüchtete Menschen im Kreis, hat sich ihre Zahl nach Angaben der Kreisverwaltung inzwischen nahezu halbiert. Nachdem auch andernorts schon Heime geschlossen worden sind, sollen nun auch in der Teltower Region die frei gewordenen Kapazitäten gebündelt werden, in Teltow werden dann weniger Flüchtlinge als bisher wohnen.

195 Bewohner des schließenden Teltower Übergangswohnheimes müssen in Kürze ihre Wohnungen verlassen, eine logistische Herausforderung.

Einen exakten Plan, wer wo hinzieht, gäbe es bisher noch nicht, er soll aber vom Fachdienst Soziales der Kreisverwaltung in den nächsten Tagen erstellt werden, erläutert Schwinzert.

Um die Bewohner weitestgehend in ihrem sozialen Umfeld zu belassen, sollen sie soweit möglich auf umliegende Heime verteilt werden. Rund 60 alleinstehende Männer könnten in das direkt gegenüber stehende, baugleiche Gebäude umziehen, in dem bereits 150 junge Männer wohnen. Für die überwiegend in dem aufzulösenden Heim wohnenden Familien ist das Haus jedoch nicht geeignet, sagt die Leiterin des Teltower Heimes in der Potsdamer Straße 5, Doreen Düring. Sie werden voraussichtlich in das neu eingerichtete Erstaufnahmeheim in der Teltower Oderstraße ziehen, das auch noch 60 freie Plätze und zudem frisch sanierte und deutlich größere Räume zu bieten hat, erklärte Kai-Uwe Schwinzert. Jeweils vier Familien könnten zudem nach den bisherigen Überlegungen in die beiden Stahnsdorfer Heime in der Ruhlsdorfer Straße wechseln. Auch dort sind inzwischen 60 der 245 Plätze frei, so der Landkreissprecher.

Kita und Schulen sollen die Flüchtlingskinder nicht wechseln müssen. Der Kreis werde bei der Planung berücksichtigten, dass bisher besuchte Einrichtungen, aber auch Praktika und Jobs weiterhin erreicht werden können, sagte Schwinzert.

In den Fluren der Heime sind Zettel angebracht, die über die bevorstehende Änderung informieren. Gesprochen wurde mit dem Geflüchteten noch nicht. Einige kommen und stellen Fragen, erzählt Doreen Düring. Aktuell hat sie in ihrem Heim vier Zimmer frei, viele seien aufgrund der gesunkenen Bewohnerzahl nur noch mit einer statt mit drei Personen belegt. Die Männer müssen nun wieder enger zusammenrücken. Das könnte Düring zufolge zu Problemen führen. Die Unruhe werde davon abhängen, inwieweit Wünsche berücksichtigt werden können, erklärte sie. Im Moment sei es relativ ruhig im Haus, größere Konflikte zwischen den Männern, die aus Afghanistan, Syrien, Pakistan und verschiedenen afrikanischen Ländern stammen, gibt es derzeit kaum. Düring hofft, dass das auch künftig so bleibt. Sie habe schon andere Zeiten erlebt. Im Herbst 2015 etwa, als während der Hochphase der Flüchtlingskrise das für 266 Plätze ausgelegte Heim deutlich überbelegt war und vier bis fünf statt drei Menschen in den Zimmern wohnten.

Im August 2013 wurde das Übergangswohnheim eingerichtet, die meisten Männer, die heute noch dort wohnen, sind von Beginn an da, sagt Düring. Viele genießen subsidären Schutz. Sie können nicht abgeschoben werden, müssen aber nach den gegenwärtigen Bestimmungen im Land Brandenburg verbleiben.

Die neue Enge in den Heimen soll kein Dauerzustand sein. Ziel für den Landkreis sei es weiter, den Geflüchteten ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Die vielen ehrenamtlichen Helfer, die die Flüchtlingsfamilien dabei unterstützen, werden in den nächsten Tagen über den Verbleib ihrer Schützlinge informiert, erklärt Kai-Uwe Schwinzert. In dem von Doreen Düring geleiteten Heim beziehen derzeit 48 der 150 Bewohner Sozialleistungen, könnten regulär arbeiten und eine Wohnung beziehen. Einige haben bereits Jobs, die sie vor allem in der Gebäudereinigung finden, erzählt Düring. Spätestens, wenn sie auf eigenen Beinen stehen wollen, müssten sie die Region verlassen, da in Teltow kaum Wohnungen frei sind. Einige Flüchtlingsfamilien haben in Potsdam Wohnraum gefunden, erklärt Kai-Uwe Schwinzert, die meisten ziehen weiter weg. Dorthin, wo es noch Leerstand gibt.

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