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Bald Flüchtlingsheim: Der Hotelbetreiber des Sens Convent gibt seinen Widerstand auf und verhandelt jetzt über die Abwicklung der Hotelbetriebsgesellschaft.

© Andreas Klaer

Flüchtlinge in Potsdam-Mittelmark: Einzug in Michendorf verzögert sich

In das ehemalige Sens Convent Hotel in Michendorf sollen erst ab Mai bis zu 250 Flüchtlinge ziehen. Und auch das Töplitzer Heim wird noch nicht bezogen.

Von Enrico Bellin

Michendorf / Werder (Havel) - Der Einzug von Flüchtlingen in das ehemalige Michendorfer Sens Convent Hotel wird sich wohl um einen Monat verzögern. Wie Fachbereichsleiter Thomas Schulz am Dienstagabend im Finanzausschuss des Landkreises mitteilte, fehlen noch einige Genehmigungen der Baubehörde für die Umnutzung des Hotels als Unterkunft für 250 Flüchtlinge. „Wir gehen davon aus, dass die nötigen Genehmigungen innerhalb von vier Wochen eintreffen und das Objekt ab 1. Mai bezogen werden kann“, so Schulz. Ursprünglich sollte die Unterkunft zum 1. April bezogen werden.

Noch keine Prognose über die Flüchtlingszahlen

Da der Landkreis derzeit über ausreichend freie Kapazitäten in seinen Unterkünften verfügt und kaum neue Flüchtlinge zugewiesen bekommt, sei die Verzögerung kaum problematisch. „Für uns ist jedoch schwierig, dass es noch immer keine Landeszahlen zu den zu erwartenden Flüchtlingen für dieses Jahr gibt.“ Schulz zufolge geht die Verwaltung in diesem Jahr von etwa 2000 neu ankommenden Flüchtlingen aus. Ob jedoch eher Familien oder Alleinstehende kommen, sei völlig offen. Schulz zufolge könne man noch nicht sagen, ob in Michendorf etwa Integrationsklassen nötig sind.

Der Michendorfer Ralf Behrens, der als sachkundiger Einwohner für die SPD im Ausschuss sitzt, kritisiert die fehlende Information. „Eine unserer drei Grundschulen hätte noch Kapazitäten für eine Integrationsklasse, zudem gibt es auch genug freiwillige Helfer in Michendorf.“ Das hätte sich im vergangenen Jahr gezeigt, als Flüchtlinge in der Turnhalle am Wolkenberg-Campus untergebracht waren. „Wir brauchen jedoch rechtzeitig die Information, wer kommt.“

Ähnliche Forderungen gab es bereits im Werderaner Ortsteil Töplitz, dort sollen wie berichtet in einer früheren Unterkunft für Bauarbeiter Flüchtlinge unterkommen. Anfangs war von 80 Asylbewerbern die Rede, aktuell sieht der Landkreis dort sogar Unterkünfte für 109 Menschen vor. Probleme gibt es jedoch bei der Zuwegung zum abgelegenen Gelände: Eine eigene Auffahrt über die Autobahn wurde wie berichtet von der zuständigen Behörde verweigert. Auf dem derzeit einzigen Weg zur Unterkunft war erst im Winter ein Polizeiauto im Matsch stecken geblieben. „Der Investor hat nun drei verschiedene Varianten für eine Zuwegung vorgeschlagen, über die wir uns in den nächsten Tagen verständigen werden“, so der Fachbereichsleiter. Auch für Töplitz rechnet er damit, dass in den kommenden vier Wochen alle nötigen Genehmigungen vorliegen. Auf einen Einzug von Asylbewerbern im Mai wolle er sich jedoch noch nicht festlegen.

Eine Unterkunft nur für Frauen?

Der Kreis prüfe auch, eine eigene Unterkunft für allein reisende Frauen einzurichten. Den Anstoß dazu habe die Gleichstellungsbeauftragte nach den angeblichen Übergriffen auf Frauen in der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt gegeben. Schulz zufolge sind im Landkreis derzeit etwa 30 bis 40 allein reisende Frauen in den Flüchtlingswohnheimen untergebracht. „Wir prüfen nun, ob und wo es sinnvoll ist, sie in einer kleineren Unterkunft oder in Wohngemeinschaften unterzubringen.“ Es würde aber keine Frau gezwungen, in eine solche Unterkunft zu ziehen. Andere Heime für spezielle Flüchtlingsgruppen soll es jedoch nicht geben, da den Heimleitern keine Überfälle bekannt seien. In Berlin gibt es etwa Unterkünfte speziell für homosexuelle Flüchtlinge.

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