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Engagiert. Norbert Wilczek (l.) und Volker Jelken sind Gründungsmitglieder des Vereins Pro Flottstelle, der die Siedlung hinter Caputh mit einer Petition wieder aufwerten will.

© Enrico Bellin

Flottstelle fordert Eigentständigkeit: Eine Siedlung begehrt auf

In einer Petition fordern Anwohner der Siedlung Flottstelle Eigenständigkeit und bessere Verhältnisse.

Von Enrico Bellin

Flottstelle - Sie wollen mehr Mitbestimmungsrechte, den Ausbau der Straßen und Leitungen in Flottstelle und die Beseitigung zweier Mülldeponien vor der Haustür: 50 Bewohner von Flottstelle, einer Siedlung einen Kilometer hinter dem Caputher Ortsausgang in Richtung Ferch, haben die Petition „Für eine sichere Zukunft der Flottstelle Schwielowsee“ unterschrieben. Gesammelt hat die Unterschriften der Verein „Pro Flottstelle“.

„Seit 2. August gibt es den Verein, erste Treffen zur Gründung hat es schon im Mai gegeben“, sagt der Vorsitzende Norbert Wilczek. Die zehn Mitglieder fühlen sich von Gemeinde, Kreis und Land vernachlässigt. Die Siedlung hat 60 bis 80 Bewohner – so genau kann das niemand sagen, weil einige Lauben als Wochenendgrundstücke genutzt werden.

Wenige hundert Meter von den Grundstücken entfernt liegen zwei Mülldeponien. Eine wurde schon zu DDR-Zeiten zugeschüttet, die zweite um das Jahr 2000 herum. Wilczek fürchtet, dass von dort Gifte ins Trinkwasser gelangen. „Zu DDR-Zeiten wurden dort Abfälle etwa aus einem Gummiwerk oder Lackreste lokaler Firmen hingefahren“, so Wilczek. „Kaum jemand hier trinkt noch das Wasser aus den eigenen Brunnen.“ Bei der letzten Untersuchung seines Wassers sei herausgekommen, dass es nur noch abgekocht genießbar ist. Wilczek ist auf Mineralwasser umgestiegen. Behörden bestreiten den Zusammenhang mit der Deponie. Die Flottsteller fordern in der Petition, die auch an den Ministerpräsidenten und die Kreisverwaltung gegangen sein soll, unabhängige Trinkwasseruntersuchungen und die restlose Beseitigung der Deponien. Zudem müssten diese gekennzeichnet werden – auch das sei bisher nicht geschehen.

„Meine Schwiegertochter musste meine Enkelin hier schon ruckartig von der Straße ziehen, damit sie nicht überfahren wird“

Eine PNN-Anfrage dazu beim Landesumweltministerium blieb bis Donnerstagabend unbeantwortet. Aus der Gemeindeverwaltung hieß es, schon vor der Erstellung des Flächennutzungsplanes 2014 sei die Deponie untersucht worden. „Sie ist gesichert und abgedeckt“, so Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Der Zustand würde regelmäßig überprüft.

In der Petition wird auch eine Tempo-30-Zone an der Kreisstraße vor Flottstelle gefordert: Denn Schulkinder müssen die Straße überqueren, um an die Bushaltestelle zu kommen. Das wäre eigentlich kein Problem, wenn die Straße durch Kurven nicht so schlecht einsehbar wäre. Zwar steht vor der Kreuzung ein Schild, das vor Kindern warnt. Autos dürfen dort aber mit 60 Stundenkilometern fahren – Norbert Wilczeck zufolge sind die meisten jedoch schneller. Er wohnt direkt an der Einmündung der Flottsteller Hauptstraße an die Kreisstraße. „Meine Schwiegertochter musste meine Enkelin hier schon ruckartig von der Straße ziehen, damit sie nicht überfahren wird“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Die Schwiegertochter sei dabei noch vom Außenspiegel berührt worden. Vereinsschatzmeister Volker Jelken zufolge ist die Straße auch für Wassersportler gefährlich: Gegenüber der Siedlung ist ein Steg am Schwielowsee, Anwohner müssten Kanus oder Surfboards ebenfalls über die kaum einsehbare Kreisstraße tragen. Der Kreisstraßenbetrieb konnte sich gestern zu dem Anliegen nicht äußern, die Petition ist Sprecherin Andrea Metzler zufolge in der Verwaltung noch unbekannt.

Um den außerdem geforderten Straßenausbau innerhalb der Siedlung umzusetzen – dort liegt holpriges Feldsteinpflaster, einige Wege sind unbefestigt – und neue Versorgungsleitungen zu legen, braucht es Kerstin Hoppe zufolge einen Bebauungsplan für das Areal. „Seit zwei Jahren arbeiten wir daran.“ Allerdings sollen die Anwohner die Kosten für das Planungsverfahren übernehmen, die sich Hoppe zufolge auf mehrere zehntausend Euro belaufen. Dies wurde bisher abgelehnt. Am gestrigen Donnerstag sollte es neue Gespräche geben. „Ich bin optimistisch, dass wir einen Weg finden, den B-Plan aufstellen zu können“, so Hoppe.

Mit dem Plan würden sich für Norbert Wilczek aber auch nicht alle Probleme der Siedlung auflösen. „Wir wollen schlussendlich als eigener Ortsteil von Schwielowsee anerkannt werden, damit wir einen Ortsbeirat wählen und selbst mitentscheiden können.“ Derzeit gehört die Siedlung zu Caputh, im dortigen Ortsbeirat sieht er die Flottsteller aber nicht ausreichend repräsentiert.

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