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Stephan Daub.

© Ottmar Winter/PNN

Fleischer-Lehrling in Geltow: Dieser Beelitzer ist ein Vorbild für alle Azubis

Schon am Morgen kommt der Beelitzer Stephan Daub mit einem Lächeln zur Arbeit, ist hochmotiviert. Jetzt wurde er zum Azubi des Monats gekürt.

Von Sarah Stoffers

Geltow - Der Beelitzer Stephan Daub liebt es, mit seinen Händen zu arbeiten und kreativ zu sein. Und vor allem liebt er Fleisch. Darum hat der 30-jährige Beelitzer vor rund drei Jahren den Beruf gewechselt und ist jetzt im dritten Lehrjahr zum Fleischer in dem traditionsreichen Fleischereifachgeschäft Bothe in der Geltower Hauffstraße. Am Donnerstag ist Daub von der Handwerkskammer Potsdam zum Azubi des Monats Juni ausgezeichnet worden.

Seine alte Arbeit machte ihm keinen Spaß mehr

Fleischer ist Daubs Traumjob. Doch bevor er zu seiner Berufung fand, hatte der junge Mann zunächst etwas ganz anderes gelernt: Sechs Jahre lang arbeitete er als ausgebildeter Orthopädiemechaniker und Bandagist, wie er erzählt. Doch die Arbeit brachte kaum Abwechslung. Er habe vor allem Einlagen für Schuhe schleifen müssen. „Das war Akkordarbeit, eine Massenabfertigung“, so Daub. Vieles laufe in dem Beruf zudem über Computer, sei digitalisiert. Für viele Arbeiten, die spannender wären, benötige man in dem Beruf Zusatzzertifikate. Die Arbeit machte Daub keinen Spaß mehr.

Zur Fleischerei sei er über das Jagen gekommen. Eine große Leidenschaft von Daub. Seit 2010 hat er seinen Jagdschein und mittlerweile ein eigenes Revier nahe Fichtenwalde. Die Rehe und Wildschweine zerlegt er zu Hause. Die Kühltruhe sei schon voll. Gerade sei er dabei, ein Kühl- und Schlachthaus zu bauen. Dann dürfe er auch, wenn alles von den Behörden abgenommen wurde, das Fleisch verkaufen. Durch sein Hobby habe er auch wissen wollen, wie das Fleisch verarbeitet wird. Und so sei er zu seiner neuen Ausbildung gekommen. An der Arbeit bei Fleischer Bothe liebt Daub vor allem die Abwechslung. Er zerlege sehr gerne das Fleisch oder fülle die frischen Wiener und Bockwürste. Die Fleischerei habe zudem einen Partyservice mit Catering für bis zu 500 Leute, für den Daub die Gerichte mit vorbereitet. Bei allem was er im Betrieb tue, habe er immer den Anspruch, es so gut wie möglich zu machen. Er sei stolz, wenn die Kunden wiederkommen und erzählen, wie sehr ihnen die Produkte der Fleischerei geschmeckt haben, sagt Daub.

Schon am Morgen kommt Daub mit einem Lächeln zur Arbeit

Im Laden von Fleischereimeister Mathias Bothe schätzt man Daubs Leidenschaft für den Beruf. Trotz seiner logopädischen Einschränkung gebe er immer alles, sagt sein Chef Mathias Bothe. Sein strahlendes, oft lächelndes Gesicht würde Daub schon morgens von der ersten Sekunde an bis zum Feierabend stets beibehalten. „Wenn er morgens seine Schürze und seine Stiefel anzieht, dann siehst du, wie viel Herzblut er für diesen Beruf mitbringt. Du siehst den Stolz in seinen Augen und die Freude, mit der er jeden Tag in den Betrieb kommt“, erklärt Bothe. Diese Herzlichkeit und der Spaß am Beruf seien selten.

Familienvater und Fleischerei-Gründer Horst Bothe mit Azubi Stephan Daub und seinem Sohn, Fleischer-Meister Mathias Bothe.
Familienvater und Fleischerei-Gründer Horst Bothe mit Azubi Stephan Daub und seinem Sohn, Fleischer-Meister Mathias Bothe.

© Ottmar Winter/PNN

Die Familienmetzgerei feiert in diesem Jahr ihr 80-jähriges Jubiläum. Bothes Großvater Alfred Bothe hatte den Betrieb damals im ostpreußischen Mogilno aufgebaut. Seit 1950 sitzt der Betrieb in Geltow und seit 1993 gibt es im Einkaufszentrum Werderpark eine weitere Filiale. Das Hauptgeschäft in Geltow hat Bothe, der den Betrieb 2003 von seinem Vater Horst übernommen hat, vor rund einem Jahr erneuern lassen. Statt der in Fleischereien oft üblichen hellen Fliesen, hat das Geschäft nun einen schwarzen Boden, anthrazitfarbene Wände und vor allem eine hochmoderne Kühltheke. Bothe setzt auf Qualität. Vom Saalower Kräuterschwein über das mit Eicheln gefütterte freilaufende Iberico-Schwein oder französische Maishähnchen. Auch das gerade sehr beliebte Dry Aged-Fleisch aus den USA, Argentinien oder Australien gibt es in dem Fachgeschäft. Vier Wochen lang hängt es in den hauseigenen Reifeschränken. „Wir haben hier Fleisch, das sich mit den großen Häusern messen kann“, sagt Bothe stolz.

Ob Daub nach der Ausbildung bleibt, ist unklar

Seit den 1990er-Jahren habe der Betrieb eigentlich jedes Jahr einen neuen Lehrling gehabt, sodass in manchen Jahren drei gleichzeitig ausgebildet wurden. Daub sei derzeit jedoch der einzige. Bisher habe sich für das neue Ausbildungsjahr leider niemand Neues gefunden, so Bothe. Im Fleischereifachverkauf habe es sogar seit fünf Jahren keinen neuen Lehrling gegeben. Laut der Handwerkskammer Potsdam sind von den aktuell insgesamt 800 freien Lehrstellen in Potsdam und Potsdam-Mittelmark rund 19 für Fleischer plus fünf für Fleischereifachverkäufer. Viele junge Menschen würden sich leider vor allem für die sogenannte Top-Fünf der Ausbildungsberufe interessieren, wie Elektroniker oder Kfz-Mechaniker, sagt Andreas Körner-Steffens, bei der Kammer Abteilungsleiter der Berufsbildung.

Bothe möchte seinen Azubi Daub nach der Gesellenprüfung gerne behalten und hat ihm auch schon ein Angebot gemacht. Ob der junge Beelitzer bleiben wird, weiß er noch nicht. Denn besonders Wildfleisch interessiert Daub sehr. „Wildfleisch ist wirklich mehr als Bio. Ich weiß genau, wo es herkommt. Ich weiß, wie es gelebt hat“, erklärt Daub mit hörbarer Begeisterung. Da er so gerne jage, würde er gerne sein Wissen in der Fleischverarbeitung vertiefen, vielleicht in einem Wildhandel. Auch seinen Meister will er nicht sofort machen. „Jetzt möchte ich erst mehr Berufserfahrung sammeln und auch ins Betriebswirtschaftliche reinschauen“, so Daub.

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