zum Hauptinhalt
Erste zarte Triebe. In wenigen Tagen sollen die Arbeiten an der Potsdamer Straße abgeschlossen sein. Die Bepflanzung der neuen Mittelinseln ist auch schon erfolgt. Parallel wird an einem Konzept zur Belebung der von Leerstand geprägten Einkaufsstraße gearbeitet.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: Fit fürs Stadtjubiläum

Die Sanierung der Potsdamer Straße in Teltow ist abgeschlossen. Der Handel atmet nach langer Bauzeit auf

Teltow - In wenigen Tagen ist für die Teltower noch mal Bescherung. Nach 16-monatiger Bauzeit nähert sich der Ausbau einer der wichtigsten Verkehrsadern, der Potsdamer Straße, dem Ende. Auf neuen Mittelinseln wurden zarte Bäumchen gepflanzt, nur noch wenige Pflastersteine müssen festgeklopft, Bänke und Fahrradständer aufgestellt und Parktaschen angelegt werden, dann kann gefeiert werden. „Sollten es die Witterungsbedingungen zulassen, wird mit einer Fertigstellung bis Ende Januar gerechnet“, sagt Stadtsprecherin Andrea Neumann. Höchste Zeit, denn die Stadt will sich zum 750. Jubiläum herausputzen.

Für 2,3 Millionen Euro wurde die Potsdamer Straße, die die Kommune im Westen mit Stahnsdorf, im Osten über die B 101 mit dem künftigen Großflughafen verbindet, grundlegend saniert. Mit gut einer Million Euro fördert das Land die im „Sanierungsgebiet Altstadt“ liegende Straße, deren Neugestaltung die Innenstadt weiter beleben soll.

Sukzessive schoben sich in den vergangenen Monaten auf etwas mehr als 650 Metern schwere Baufahrzeuge durch das Erdreich. Strom- und Wasserleitungen mussten verlegt, Gleise der früheren Straßenbahnlinie geborgen, die Straße neu asphaltiert werden. Einfach war es nicht.

Das Großprojekt verlangte nicht nur der bauausführenden Firma Strabag einiges ab, sondern kostete auch Teltowern Nerven. Die monatelange halbseitige Sperrung bremste Autofahrer aus und führte auf Umwegen oft zu Staus. Die Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft (BVSG, früher Havelbus) musste auf drei Linien den Fahrplan umstellen, auch zwei BVG-Linien waren betroffen. Beschwerden gab es nicht, so BVSG-Pressesprecherin Ulrike Rehberg. Die Fahrgäste hätten sich auf die Änderungen eingestellt.

Nicht ganz so reibungslos empfand der Handel den Bauverlauf. Baulärm, Dreck und unzumutbare Zuwege hielten Kunden fern. Die Bäckerei Neuendorff, neben dem Hotel „Hoteltow“ einer der langjährigen Mieter in einem kurz nach der Wende errichteten Wohn- und Geschäftshaus, strich als erstes Geschäft nach drei Monaten Bauzeit die Segel. „Es hat sich einfach nicht mehr gerechnet“, erzählt Senior Gerhard Neuendorff. Trotz niedrigeren Mietpreises während der Bauphase fuhr die renommierte Bäckerei hohe Verluste ein.

Auch die Havelland-Fleischerei Joppe, mit der sich Neuendorff die Räume teilte, hatte Grund zu klagen. „Am Anfang war die Sorge groß, dass wir auch ausziehen“, weiß Anne Mannigel-Sokolowski, Mitarbeiterin der Fleischerei. Sie sieht dem Bauende erleichtert entgegen. Wie die anderen Einzelhändler lebt auch Joppe von Laufkundschaft, vor allem aber Stammkunden, denen der Einkauf durch die Baustelle erheblich erschwert wurde.

Die Stadtverwaltung habe den Bau konstruktiv begleitet, lobt indes Philipp-Daniel Ullmann, Inhaber des Fahrradladens in der Potsdamer Straße 77. Er hatte das Geschäft im Februar übernommen, da hatte die Stadt bereits zusätzliche Hinweisschilder für die Gewerbetreibenden aufgestellt und grüne Teppiche vor den Ladentüren ausgerollt. Zudem, so Ullmann, kämen seine Kunden mit dem Rad, was zwar mitunter beschwerlich, aber immerhin möglich war.

Jetzt wurden Fuß- und Radwege neu angelegt. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt den Ausbau und die Berücksichtung der Radler-Belange, sieht aber auch Probleme. So seien besonders im Westen der Straße die Parkbuchten nicht tief genug, der Sicherheitsabstand zum Fahrrad-Schutzstreifen auf der Fahrbahn zu eng, so der Sprecher des ADFC Teltow, Stefan Overkamp. Konflikte könne es auch zwischen Radlern und Passanten geben, etwa an den Bushaltestellen, da der Radweg zwischen Warte- und Einstiegsbereich hindurchführt.

Dass es noch nicht überall zum Besten steht, weiß auch die Stadtverwaltung. Um der Innenstadt ein ansprechenderes Gesicht zu verleihen, seien weitere Anstrengungen nötig. Dazu zähle die weitere Entlastung des Zentrums und der seit Jahren geforderte Ausbau der sich anschließenden Ruhlsdorfer Straße, so Neumann. Dieser liege aber nicht in den Händen der Stadt, sondern des Landes als Straßenbaulastträger.

Auch als Einkaufsmeile müsse die Potsdamer Straße ihre Anziehungskraft noch steigern. Darauf werde die Stadt nun ihren Fokus richten, erklärt die Rathaussprecherin. Zwischen Döner-Imbiss, Spielhalle und Ernsting’s Family prägen die Straße Fluktuation und Leerstand. Deshalb arbeite das Rathaus zurzeit an „einem Konzept, um dem Leerstand perspektivisch in geeigneter Form entgegenzuwirken“. Das will auch die Lokale Agenda 21, deren Ziel es sei, die Aufenthaltsqualität in der Altstadt zu erhöhen und durch kleinteilige Handels- und Gastronomiestrukturen das Einkaufen attraktiver zu gestalten, so Agenda-Sprecher Klaus Georg Weißenberg.

Hier und da schient schon etwas in Bewegung zu kommen. Unsichtbar für Passanten wird auf dem Hinterhof, seitlich des Parkplatzes gegenüber der Sandstraße, gewerkelt: In dem Geschäftshaus an der Potsdamer Straße 53 – 59 soll sich der Restposten-Sondermarkt Thomas Philipps aus Bissendorf eingemietet haben. Während die Information von Seiten der Stadtverwaltung bestätigt wird, wollte sich das Unternehmen nicht äußern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false