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Volles Programm. Die Zeitzeugen Klaus Nitzsche, Renate Blumrich, Josef Schöwel, Regisseur und Produzent Hans Schimkönig, Harry Hartig, Harald Kretzschmar, Günter Feyerabend (v.l.) bei der Eröffnung des Langen Filmwochenendes.

© Manfred Thomas

Filmwochenende in Kleinmachnow: Zwischen Flakbatterie und Mauerfall

Beim Filmwochenende erzählen Kleinmachnower Lebensgeschichten. Auftakt zum Jubiläumsjahr.

Kleinmachnow - Bombennächte, Befreiung, SED-Herrschaft, Mauerbau und Mauerfall sowie die Veränderungen seit der Wiedervereinigung – in die Erinnerungen der teils betagten Zeitzeugen aus Kleinmachnow passt eine Menge hinein. Einen Eindruck von den bewegten Zeiten können sich Besucher an diesem Wochenende in der ehemaligen Auferstehungskirche im Kleinmachnower Jägersteig verschaffen. Dort begann am Freitagnachmittag das Lange Filmwochenende „Kleinmachnower Zeitzeugen“ mit Filmvorführungen und Publikumsgesprächen. Die Veranstaltung bildet den Auftakt zum Jubiläumsjahr 100 Jahre Kleinmachnow.

Ein ganzen Jahrhundert Kleinmachnow

Einer der 16 Protagonisten ist der 91-jährige Harry Hartig. Der frühere Gemeindevertreter für die Linke erzählt unter anderem von seinen Kriegserlebnissen. Seit 1955 lebt der gebürtige Dresdner in Kleinmachnow. Erst diente er bei den Grenztruppen und wurde später stellvertretender Leiter des Militärarchivs in Potsdam. Das einstündige Interview mit ihm wird am Sonntag um 11.15 Uhr zu sehen sein. Auch Brigitte Müller ist 91 Jahre alt. Mit ihr gibt es sogar zwei Interviews. Das zweite ist am Samstag um 11.15 Uhr zusehen. Müller zog 1936 mit ihren Eltern nach Kleinmachnow. „Die Schließung und Öffnung der Grenze waren jeweils die einschneidendsten Veränderungen“, erinnert sie sich. Dabei hatte sie auch die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges in Kleinmachnow erlebt. „Hinter unserem Haus stand eine Flakbatterie“, erzählte sie.

Im Rahmen des Zeitzeugenprojekts entstanden bisher 16 Filme, in denen sich zeitgeschichtliche Ereignisse und Lebenswelten eines ganzen Jahrhunderts in Kleinmachnow spiegeln. Beim Langen Filmwochenende sind bis Sonntagabend alle Interviews in parallelen Vorführungen in voller Länge zu sehen sowie zusätzlich einige in Ausschnitten. Begleitet wird das Filmprogramm von Publikumsgesprächen mit Zeitzeugen und den Projektbeteiligten. Die Veranstaltung wird getragen von der Gemeinde Kleinmachnow und dem Verein Museumsinitiative. Der Eintritt ist frei.

"Der eigentliche Protagonist ist Kleinmachnow"

Die Macher hinter dem Projekt sind Regisseur Hans Schimkönig, Kuratorin Sophie Schulz und Andreas Büttner, der Vorsitzende der Museumsinitiative. In drei Räumen können Besucher zwischen verschiedenen Präsentationsformen wählen und sich geleitet von ihren Interessen ein ganz eigenes Filmprogramm zusammenstellen. „Der eigentliche Protagonist ist Kleinmachnow“, sagte Schimkönig den PNN. Deshalb habe man versucht, eine große Bandbreite bei der Auswahl der Interviewpartner abzubilden – Männer und Frauen, SED-Mitglieder und DDR-Oppositionelle. Alle leben seit Jahrzehnten in Kleinmachnow. Die Interview seien für den musealen Kontext gedacht. „Meist haben wir in einem Rutsch durchgedreht“, so Schimkönig. So sollen die Interviewten möglichst unverfälscht wirken können. „Die Geschichten ziehen einen allein in ihren Bann.“

Über das ganze Jahr verteilt stehen noch weitere Veranstaltungen an. Anlass ist die Umwandlung Kleinmachnows von einem seit 1650 bestehenden Gutsbezirk in eine demokratisch geführte Landgemeinde am 1. April 1920. Am 24. April 1920 berief der neugewählte Gemeindevorsteher Heinrich Funke, der frühere Privatförster der Familie von Hake, die erste Sitzung der Gemeindevertretung ein.

Mehr Informationen zum Jubiläumsjahr und das Programm des Langen Filmwochenendes finden Sie unter www.kleinmachnow.de.

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