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Feuerwehrleute erleiden Schwächeanfälle: Waldbrand: THW will Leitung in den Schwielowsee legen

Am Tag nach Ausbruch des Brandes kurz vor Fichtenwalde ist die Gefahr für die Anwohner noch nicht völlig gebannt. Die Feuerwehren arbeiten weiter mit Hochdruck, auf den Autobahnen 9 und 10 wurden Sperrungen zum Teil bereits wieder aufgehoben.

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Fichtenwalde - Eine Evakuierung Fichtenwaldes ist inzwischen ausgeschlossen, der Waldbrand nahe der Autobahn 9 laut Landkreissprecherin Andrea Metzler nun vollständig unter Kontrolle. "Wir hoffen, dass es mit dem Wind weiter so bleibt, weil Funkenflug immer gefährlich werden kann", sagte Metzler den PNN. Der Munitionsbergungsdienst des Landes hatte am Morgen auf dem Gelände keine größeren Sprengkörper, wie etwa Fliegerbomben gefunden, und die Brandstellen für einen Berge- und einen Löschpanzer freigegeben, die der Kreis am Vorabend angefordert hatte. Die Spezialfirma mit den Bergepanzern kommt aus Sachsen-Anhalt, das Technische Hilfswerk (THW) ist vor Ort. Der Bergepanzer hatte am Mittag eine Schneise durch den brennenden Kiefernwald geschlagen, die vom Löschpanzer bewässert wurde.

Am Nachmittag rückte ein großer Löschtrupp mit rund 20 Fahrzeugen aus dem Kreis Oberhavel in Fichtenwalde an. Einsatzkräfte des THW wollen bis 15 Uhr eine rund zweieinhalb Kilometer lange Leitung durch den Wald bis hinein in den Schwielowsee legen und Wasser von dort direkt zum Einsatzort pumpen. 

Inzwischen ist die Autobahn 9 wieder in Richtung Berlin und in Richtung Magdeburg befahrbar. Auch die A10 wieder frei, nur von der A2 können Autofahrer derzeit nicht auffahren. 

Feuerwehren im Dauereinsatz

Feuerwehrleute aus Potsdam-Mittelmark, die am Donnerstag vom Mittag bis in die Abendstunden gegen die Ausbreitung des Feuers kämpften, wurden am Abend von Kameraden aus dem Havellandkreis abgelöst. Am Freitagmorgen mussten viele von ihnen dann erneut zur Brandstelle ausrücken, wie Kreissprecherin Metzler sagte. Inzwischen seien Einsatzkräfte aus dem Kreis Dahme-Spreewald zur erneuten Ablösung der Mittelmärker vor Ort. Allerdings arbeiten viele weiter, wie der Werderaner Feuerwehrmann Ronny Seiler: "Wir müssen durchbeißen und durchhalten." Verletzte Helfer gab es bis zum Nachmittag nicht, allerdings waren in der Mittagshitze gelegentlich Schwächeanfälle bei Feuerwehrleuten aufgetreten. Das Deutsche Rote Kreuz war mit mehreren Wagen vor Ort. 

In ganz Brandenburg sind Feuerwehren derzeit im Dauereinsatz, weil auch bei Jüterbog (Kreis Teltow-Fläming) ein Waldbrand wütet und noch dazu ein Feuer hinter Wisenburg/Mark nahe der Grenze zu Sachsen-Anhalt ausgebrochen ist. "Jetzt wird die Situation in Brandenburg langsam prekär", sagte Landkreissprecherin Metzler. Inzwischen habe man Verstärkung von Feuerwehren aus Sachsen-Anhalt angefordert. 

Der Einsatz der Feuerwehren in Fichtenwalde wird indes noch einige Tage lang andauern, da eine dicke Glutschicht bis an die Mineralschicht in die Erde hineinreiche. "Bis die Glut unschädlich ist, kann es Tage, wenn nicht sogar Wochen dauern", sagte Metzler. Allerdings müssten die Einsatzkräfte nun zunächst die direkte Brandgefahr bannen.

Ortsvortseher Köhn: Fichtenwalder sollen gelassen aber aufmerksam bleiben

Am heutigen Morgen hieß es noch, der schwere Waldbrand am Autobahndreieck Potsdam bei Fichtenwalde sei unter Kontrolle - doch die Situation bleibe brenzlig. Nach Angaben von Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragten Raimund Engel müsse auf die weitere Entwicklung aufgepasst werden. „Der Wind wird in den Morgenstunden wieder zunehmen und dann muss man sehen, wie man die Löschangriffe koordiniert“, sagte Engel am Freitag im RBB-Inforadio. Ortsvorsteher Tilo Köhn sagte im Inforadio am Morgen, dass eine Evakuierung des östlichen Ortsteils nicht ausgeschlossen sei. Die Bürger in Fichtenwalde sollten gelassen aber aufmerksam bleiben. Denn laut Feuerwehr und Kreisverwaltung könnten Wind und Funkenflug das Feuer nach wie vor anfachen und in Richtung der Ortschaft treiben. 

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Die Feuerwehr kann die Brandstellen zudem nur stellenweise betreten, weil das betroffene Waldgebiet munitionsbelastet ist. Neben einem Löschhubschrauber der Bundeswehr ist seit gestern auch ein Hubschrauber der Bundespolizei im einsatz, um die Feuerwehr aus der Luft zu unterstützen. 

Sperrungen und Staus - Appell an Autofahrer: „Bitte bilden Sie eine Rettungsgasse!"

Am Morgen mussten die Autobahnen A 9 und A 10 rund um das Dreieck Potsdam erneut gesperrt werden. Die Folge sind zahlreiche Staus auf den Autobahnen und den Straßen in der weiteren Umgebung des Brandes.

Verkehrsstaatssekretärin Ines Jesse appellierte in diesem Zusammenhang an die Autofahrerinnen und Autofahrer: „Bitte bilden Sie im Stau eine Rettungsgasse. Sie helfen damit Polizei und Feuerwehr schnell zu ihren Einsatzorten zu kommen. Bei schweren Unfällen zählt jede Sekunde um Leben zu retten.“

Bei der Verkehrslenkung rund um das brennende Waldgebiet wird die Polizei von etwa 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Autobahnmeistereien Rangsdorf, Werder und Michendorf unterstützt.

Feuerwehr kommt nicht direkt in das betroffene Gebiet hinein

Die Feuerwehr hatte die ganze Nacht gegen die Flammen angekämpft. Schwierig sei vor allem, dass die Einsatzkräfte nicht in das betroffene Gebiet hinein könnten, weil dort alte Kampfmittel im Boden lägen, sagte Engel. „Es gab auch die ersten Informationen, dass es hier und da zu Detonationen gekommen ist.“ Deswegen sei Vorsicht geboten. Die Sicherheit der Helfer gehe vor.

Die Feuerwehrleute sorgten nun vor allem dafür, dass sich der Brand nicht weiter ausbreite. Dafür wurde unter anderem mit einem sogenannten Schaumteppich eine Barriere entlang des Europa-Radweges hergestellt. Unterstützung gab es am Donnerstagabend durch Hubschrauber der Bundespolizei und der Bundeswehr. Eine zunächst angedachte Evakuierung der Ortschaft Fichtenwalde war am Donnerstagabend abgesagt worden. „Die Gefahr ist erstmal gebannt“, sagte der Vize-Landrat von Potsdam-Mittelmark, Christian Stein (CDU).

160 Hektar Wald bei Jüterbog verbrannt

Im Kampf gegen die Flammen ist laut Engel möglicherweise noch mehr Hilfe von außen nötig, etwa aus Berlin. Im Moment reichten die Kräfte in Brandenburg noch aus, sagte Engel. „Wenn wir viele Brände haben, wird es eng“, ergänzte er jedoch.

Neben dem Großbrand in der Ortschaft Fichtenwalde beschäftigt die Brandenburger Feuerwehr auch ein großflächiges Feuer auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog (Landkreis Teltow-Fläming). Bis zum Donnerstagabend waren rund 160 Hektar Fläche verbrannt. Die Einsatzkräfte rechneten damit, dass die Flammen auch in den nächsten Tagen noch wüten werden. Weil die Brandfläche mit Munitionsresten kontaminiert ist, können Feuerwehrleute sie nicht betreten. Auch die Feuerwehr im Sauerland kämpft seit Donnerstagnachmittag gegen einen Waldbrand zwischen Altena und Iserlohn. (mit dpa)

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