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Mein Rathaus. Meine Gemeinde. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) im Gespräch mit den armenischen Amtskolleginnen.

© Andreas Klaer

Ferch: Armenien-Schwielowsee-Connection

Eine Delegation armenischer Bürgermeisterinnen besuchte am Mittwoch Kerstin Hoppe in Ferch.

Von Eva Schmid

Schwielowsee - Einen guten Kopf größer, mit Hosenanzug und unlackierten Fingernägeln fällt Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) in der Gruppe ihrer Amtskolleginnen auf. Die meisten von ihnen tragen Röcke, die Handtasche untergeklemmt, die Schuhe mit Absatz. Acht Frauen aus Armenien, darunter Bürgermeisterinnen und Kommunalpolitikerinnen, statteten Hoppe am Mittwoch im Rathaus Ferch im Rahmen einer Berlinreise einen Besuch ab.

Es war ein Treffen, bei dem die Armenierinnen, die aus allen Teilen des Landes stammen, nachfragen konnten. Für sie der erste Termin mit einer Amtskollegin, zuvor trafen sie in Potsdam auf die Gleichstellungsbeauftragte, in Berlin besuchten sie Bundestag und Bundesrat. In Ferch konnten sie endlich erfahren, wie es Frauen an der Spitze kleiner Gemeinden ähnlich den ihren ergeht. Und nachhaken, wie man es in Deutschland so macht. Organisiert wurde das Treffen von der Europäischen Akademie für Frauen in Wirtschaft und Politik.

Während Hoppe stolz aufzählte, was Schwielowsee alles zu bieten habe, ging die erste Hand hoch. Wie viel Geld denn im Haushalt sei und wo das Geld genau herkomme? Knapp 19 Millionen, antwortete Hoppe und das Geld komme zum Teil vom Land, die Gemeinde zahle wiederum eine Umlage an den Kreis. Gar nicht so einfach, den Finanzausgleich zu erklären, auch der Dolmetscher brauchte lange. Das Wort „Umlage“ gebe es nicht im Armenischen, sagte er entschuldigend. Die armenische Delegation machte große Augen, so ganz war den Frauen am Ende nicht klar geworden, wer wem nun Geld zahlt, nur dass Schwielowsee viel davon hat, das kam rüber.

Aber um viel Geld zu besitzen, müssten die Menschen in der Gemeinde auch gute Jobs haben und Steuern zahlen. Die nächste Hand ging hoch: Welche Berufe die Menschen am Schwielowsee haben, wollte eine andere Armenierin wissen. Jetzt war es die deutsche Rathauschefin, die große Augen machte, kurz nachdenken musste, um dann zu antworten, dass viele in Landes- und Bundesministerien arbeiten würden, das sei ja auch einer der Vorteile an Schwielowsee, die Nähe zu Potsdam und Berlin. In der Gemeinde mit ihren drei Ortsteilen würden aber auch viele Handwerker, Lehrer und Erzieher leben. Und was mache Hoppe, wenn einer von ihnen die Steuern nicht zahlen könne? Nein, das gebe es hier nicht, antwortete die Rathauschefin energisch. Die Frauendelegation nickte, wahrscheinlich hatten sie sich so etwas schon gedacht. Der Blick einiger Frauen: wehmütig.

Neben der unterschiedlichen finanziellen Ausstattung gab es am Ende des rund anderthalbstündigen Gesprächs doch auch noch Gemeinsamkeiten. Hoppe und die Armenierinnen sind als Frauen in der Politik absolut in der Minderheit. Als Bürgermeisterin bleibt ihnen zudem nicht viel Zeit für die Familie und selbst am späten Freitagabend werde man als Amtsträgerin noch im Supermarkt von Anwohnern angesprochen. Das sei auch in Armenien so.

Zum Schluss kam noch eine Frage, nach der aus ihrer Sicht offenbar ungewöhnlichen Sitzordnung im Rathaussaal auf. Denn dort sind die Tische U-förmig aufgestellt, zwei Tische befinden sich in der Mitte des U. Dass sich jemand freiwillig in die Mitte setzt, ließ die Armenierinnen die Köpfe schütteln und herzlich lachen. Eva Schmid

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