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Dörflich. Das Gebäude mit der Batterie soll vor der Scheune entstehen.

© Enrico Bellin

Potsdam-Mittelmark: Feldheim speichert Ökostrom

In dem energieautarken Dorf bei Treuenbrietzen wird die größte Batterie Deutschlands gebaut

Von Enrico Bellin

Potsdam-Mittelmark - Feldheim fasziniert: Trotz seiner 128 Einwohner ist der Ortsteil von Treuenbrietzen inzwischen in ganz Deutschland ein Begriff, denn der Strom für die Anwohner wird seit dem Jahr 2010 komplett aus erneuerbarer Energie gewonnen. Um den Strom der Windräder, Solaranlagen und der Biogasanlage noch besser nutzen zu können, entsteht im Ort ab Mitte Juni der nach eigenen Angaben größte Batterie-Stromspeicher Deutschlands.

„Wir werden hier eine Anlage mit einer Speicherkapazität von zehn Megawatt errichten, um Strom, der nicht gleich ins Netz eingespeist werden kann, trotzdem nutzbar zu machen“, sagt René Just von der Energiequelle GmbH, die die Anlage gemeinsam mit dem Hersteller Enercon aufbaut. Das ist etwa die Leistung von sechs Windrädern. Bisherige Speicher haben nur eine Kapazität von einem oder zwei Megawatt. Etwa 13 Millionen Euro werden in das Projekt investiert. 40 Prozent der Summe stammen aus Fördermitteln des Landes und der EU. Für vier Millionen Euro konnten Just und seine Mitstreiter Kredite einwerben, der Rest stammt aus Eigenkapital. „Die Banken waren ziemlich ablehnend, deshalb ist unser Zeitplan in Verzug geraten“, so Just. Ob noch in diesem Jahr die volle Speicherkapazität ans Netz gehen kann, sei derzeit unklar.

Die Banken hielten sich Just zufolge zurück, da der Markt für Stromspeicher in Deutschland noch recht unreguliert ist. Die Summe, die die Feldheimer für jede gespeicherte Kilowattstunde erhalten, wird wöchentlich neu festgesetzt und schwankt zwischen 2 300 und 3 000 Euro pro Woche. 600 Megawatt Speicherkapazität werden so in der ganzen Bundesrepublik gehandelt, ein Sechzigstel davon kommt zukünftig aus Feldheim. Sollten Bau und Betrieb des Stromspeichers wie geplant funktionieren, wollen die Feldheimer eine zweite Anlage errichten.

Die Lithium-Ionen-Batterie sowie die nötigen Regler und Transformatoren werden in einer Halle am Ortsrand entstehen, die 30 Meter lang und 17 Meter breit wird. Nicht nur der Strom der Windräder, die wenige Meter vom Grundstück entfernt stehen, soll hier gespeichert werden. Auch der Energiekonzern Vattenfall wird hier Strom einspeisen oder aus der Batterie in das eigene Netz leiten. Mit Vattenfall wurde ein Vertrag geschlossen, der absichert, dass die Feldheimer auch bei einem möglichen Ausfall all ihrer Kraftwerke mit Strom versorgt werden. Die Gesetze zwingen die Betreiber von Stromspeichern, einen solchen Vertrag mit den großen Energieversorgern abzuschließen. Nebenbei hilft der Speicher Vattenfall dabei, Kohlekraftwerke immer auf dem jeweils optimalen Leistungsniveau zu fahren. Eine gesetzliche Regelung, ob zuerst der Strom aus erneuerbarer Energie oder aus Kohlekraftwerken in die Batterie fließen darf, fehlt bisher.

Neben der neuen Batterie entstehen in Feldheim derzeit große Windräder, die jeweils mehrere kleinere Modelle ersetzen. Sie werden bis zur Flügelspitze 206 Meter hoch. Eines der alten Turbinenhäuser wird künftig für Besucher zugänglich gemacht: Es soll im Innenhof eines alten Feldheimer Bauerngehöfts aufgestellt werden. Das Vorderhaus des Hofes wird derzeit vom Neue Energien Forum Feldheim für zwei Millionen Euro zu einem Besucherzentrum ausgebaut, drei Viertel des Geldes stammen vom Land. Die Eröffnung ist für Anfang August geplant. Hier sollen wechselnde Ausstellungen stattfinden, daneben gibt es einen großen Saal. Etwa 3 000 Besucher kommen jährlich nach Feldheim, um sich über erneuerbare Energie zu informieren. Enrico Bellin

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