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Fähre in Caputh: Tussy im Trockendock

Die Arbeiten an der Caputher Fähre werden wohl länger dauern als gedacht. Schuld ist die Kälte.

Von Enrico Bellin

Geltow - 35 Tonnen Gewicht schweben etwa 50 Zentimeter über dem Boden, dazwischen zwängen sich die Mitarbeiter von Fährmann Karsten Grunow. Sie verpassen der „Tussy II“ gerade kopfüber mehrere Lagen neuer Farbe. Seit dem 3. März liegt die Fähre im improvisierten Trockendock neben dem Geltower Fähranleger und wird technisch überholt, bekommt neben vier Lagen neuem Anstrich auch einen neuen Antrieb. Um sie herum wurde ein Zelt aufgestellt. Am morgigen Mittwoch ist Halbzeit der Arbeiten. „Wir wissen aber noch nicht, ob wir den Endtermin am 25. März wirklich einhalten können“, sagt Grunow am Montag den PNN.

Grund dafür ist die Kälte: So konnte die Seilfähre nicht wie geplant mit heißem Wasser aus dem Hochdruckreiniger von Rost und Miesmuscheln befreit werden, da das Wasser nicht warm genug wurde. So mussten Grunow, seine fünf Mitarbeiter sowie Freunde die knapp 100 Quadratmer Außenwand der „Tussy II“ langwierig per Hand abschmirgeln. Zudem machen sich die langen Arbeitstage und die Kälte nauch bei den Mitarbeitern bemerkbar: Jeder musste Grunow zufolge einen Tag krankheitsbedingt pausieren. „Allerspätestens zu Gründonnerstag werden wir die Fähre aber wieder in Betrieb haben“, ist sich Karsten Grunow sicher.

Etwa 50 000 Euro investiert er in die Sanierung. „Das klappt nur, weil wir fast alle Arbeiten selbst erledigen. Sonst wäre es doppelt so teuer“, so der Fährmann.

„Die Preise für Einzelfahrten mit Auto, Fahrrad oder für Fußgänger bleiben aber gleich“

Die TüV-Prüfer haben sich die „Tussy II“ schon genau angeschaut – und zum Glück nur Kleinigkeiten moniert. So fehlten etwa Markierungen an Stolperkanten auf dem inzwischen 20-jährigen Schiff, die nun noch aufgebracht werden. Wenn Grunow die Belege für die erfolgten Arbeiten eingereicht hat, bekommt das Schiff wieder eine Zulassung für fünf Jahre. Ein neuer Motor ist schon eingebaut, das Getriebe folgt noch. Nur 15 PS reichen, um das tonnenschwere Schiff übers Wasser zu ziehen.

Die Caputher Fähre ist die einzige private Fähre der Region: Die Potsdamer Seilfähre nach Hermannswerder wird von den Stadtwerken der Landeshauptstadt betrieben, die Ketziner Havelfähre von der Kommune. Zwischen 50 000 und 100 000 Gäste nutzen die Fahrmöglichkeit über das Caputher Gemünde jedes Jahr. „Genauer kann man das anhand der Einnahmen leider nicht beziffern“, so der Fährmann. Schließlich liegt die Preisspanne für eine Überfahrt zwischen 50 Cent für Fußgänger und sechs Euro für Lastwagen bis 16 Tonnen. Für Lastwagen und Wohnmobile werden die Kosten ab April steigen, die genauen Tarife stünden aber noch nicht fest. „Die Preise für Einzelfahrten mit Auto, Fahrrad oder für Fußgänger bleiben aber gleich“, so der Fährmann. Ein Radfahrer zahlt einen Euro, Autofahrer zwei Euro.

Auch, wenn es derzeit trotz des Fährausfalls kaum Staus in der Region gibt: Die 1853 eröffnete Fährverbindung werde noch immer gebraucht, sagt Karsten Grunow. „Besonders der Tourismus hat stark zugelegt. Wir haben viele Tagesgäste, die die Fähre nutzen.“ Und der Pendlerverkehr werde weiter zunehmen: Wenn ab 2019 das Leipziger Dreieck in Potsdam erneuert wird, führt die schnellste Route von Caputh in die Innenstadt über die Fähre.

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