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Potsdam-Mittelmark: Experten für Borrelien

Kleinmachnower Labor bietet Spezial-Test an

Von Eva Schmid

Kleinmachnow - Anton Waldherr findet deutliche Worte: „Borreliose ist die Seuche des Jahrhunderts“, sagt der 78-jährige Mediziner. Waldherr hat früher als Laborarzt an der Universitätsklinik in Erlangen gearbeitet, sein Spezialgebiet sind die Borrelien – Bakterien, die vor allem durch Zecken, aber auch beim Geschlechtsverkehr übertragen werden können. Seit knapp einem Jahr betreibt Waldherr mit dem 31-jährigen Kristof Martin als Geschäftsführer das Privatlabor Dedimed im Kleinmachnower Europarc. Ihr Ziel: chronisch kranken Patienten helfen, indem sie ihr Blut auf Antikörper gegen Borrelien untersuchen.

Waldherr hält eine Blutprobe in der Hand. Die kommt von einer Frau aus der Türkei, andere Proben wurden dem Labor aus Holland oder Frankreich zugeschickt. Viele der Patienten, die sich an Dedimed wenden, sind resigniert. Sie sind zuvor von Arzt zu Arzt gegangen, keiner konnte ihnen helfen, die Beschwerden blieben. „Das Problem ist, dass chronische Infektionen als solche oft gar nicht erkannt werden“, sagt Dedimed-Geschäftsführer Martin.

Wer vor Jahren von einer Zecke gestochen wurde und später über Gelenkschmerzen klagt, depressiv wird oder Probleme hat, sich etwas zu merken, der könnte eine chronische Borreliose haben. Viele Ärzte behandeln nach den Symptomen und verschreiben Rheumamittel oder Antidepressiva. Besonders bei Kindern kann eine unerkannte Borreliose zu erheblichen Schäden führen, da die Bakterien neurologische Veränderungen hervorrufen können, so Waldherr. „Das kann sich unter anderem daran zeigen, dass ein Kind Probleme in der Schule hat und nicht mehr mitkommt.“

Im Kleinmachnower Labor untersucht Dedimed das Blut der Patienten auf Antikörper. Mithilfe mehrerer Tests können drei Borrelienarten identifiziert werden. Tests, die von den Krankenkassen gezahlt werden, sind weniger genau, die Testverfahren einfacher. Die Trefferquote liege bei etwa 90 Prozent, „es kann vorkommen, dass der Test negativ ist, obwohl Borrelien im Blut sind“, so Waldherr. Wer auf Nummer sicher gehen will, muss tief in die Tasche greifen. Der Test von Dedimed kostet zwischen 300 und 800 Euro, das Ergebnis liege nach zwei bis drei Wochen vor.

Wer in der Natur unterwegs ist, muss mit Zecken rechnen. Vorsichtig sollte man das ganze Jahr sein: „Die weitverbreitete Vorstellung, dass Zecken nur im Frühjahr und Sommer aktiv sind, ist falsch“, sagt Kristof Martin. Ihnen reiche eine Temperatur von sieben Grad, um aktiv zu sein. Laut dem Robert-Koch-Institut wurden im vergangenen Jahr in Brandenburg 1205 Borreliose-Fälle gemeldet, deutschlandweit waren es knapp 6000. In Brandenburg wurden neben Sachsen und Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren deutschlandweit die meisten Infektionen mit Borreliose registriert. Eine Impfung gibt es nicht.

Von vorsorglicher Antibiotika-Einnahme nach einem Zeckenstich hält Waldherr wenig. Besser sei es, die entfernte Zecke untersuchen zu lassen. Werden bei ihr Borrelien nachgewiesen, lohne sich ein Bluttest. Die Heilungschancen stehen nicht schlecht: „70 bis 80 Prozent der Erkrankungen lassen sich durch Antibiotika ausheilen“, so Waldherr. 

Mehr Infos am heutigen Samstag beim Tag des offenen Labors im Europarc, Heinrich-Hertz-Straße 3 a, von 11 bis 18 Uhr.

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